Wirtschaft

Krise noch nicht abgehakt Deutsche Bank gut gerüstet

Im abgelaufenen Quartal fährt das Institut im Investmentbanking wieder fast einen Milliardengewinn ein. Aber immer noch blickt die Deutsche Bank mit einer gewissen Skepsis nach vorn.

Die Deutsche Bank fährt gut durch die Krise.

Die Deutsche Bank fährt gut durch die Krise.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das Institut schreibt nur dank des ungebremsten Kapitalhungers von Staaten und Firmen Milliardengewinne. In dem vergleichsweise riskanten Kerngeschäft verdiente das Geldhaus ein Jahr nach dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers im dritten Quartal fast eine Milliarde Euro - trotz eines weiteren Abbaus von Risikopositionen. Im Vorjahreszeitraum standen hier noch Verluste von 789 Mio. Euro zu Buche. Die Zahlen spiegeln die Ergebnisse großer Rivalen aus der Schweiz und den USA, die im Investmentbanking auch wieder Milliardengewinne machen.

Völlig abhaken will Bankchef Josef Ackermann die Finanzkrise aber noch nicht. "In manchen Geschäftsbereichen und Produktbereichen sind die Altlasten der Krise nach wie vor spürbar", warnte der Schweizer im Quartalsbericht. "Das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist nach wie vor anfällig." Daher reduziere die Deutsche Bank ihre Risikopositionen im Handelsgeschäft weiter, auch wenn dies zu Lasten kurzfristiger Ertragszuwächse in einigen Segmenten gehe. In dem Bericht bestätigte das Institut die in der Vorwoche bekanntgegeben Gewinne von 1,4 Mrd. Euro nach und 1,3 Mrd. Euro vor Steuern - auch dank steuerfreier Erträge etwa aus dem Verkauf von Beteiligungen.

Trotz der schwierigen Gesamtlage zahlt das Haus auch wieder üppige Boni. Da wegen steigender Gewinne höhere leistungsabhängige Vergütungen fällig würden, stieg der Personalaufwand der größten deutschen Bank im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 1,9 auf 2,8 Mrd. Euro, wie die Bank mitteilte. Dabei beschäftigte das Institut Ende September mit 78.530 Mitarbeitern drei Prozent weniger als vor Jahresfrist.

Keine Prognose

Wie bereits in den vergangenen Quartalen verzichtete Ackermann auf eine konkrete Prognose. Die Bank gab sich aber zuversichtlich, dass sich die Konjunktur möglicherweise schneller erholt als noch vor einiger Zeit erwartet. Die Belastungen im Kreditgeschäft dürften daher in den nächsten sechs Monaten ihren Höhepunkt erreichen. Viele Experten erwarten noch im gesamten Jahr 2010 hohe Kreditausfälle. Im dritten Quartal verdoppelte die Bank die Risikovorsorge im Jahresvergleich auf 544 Mio. Euro. Im zweiten Quartal hatte das Geldhaus noch eine Milliarde Euro für Kreditausfälle zurückgelegt und damit einige Anleger verunsichert. Die Vorsorge im dritten Quartal fiel nun niedriger aus als von Analysten im Schnitt erwartet.

Hauptgrund für die satten Einnahmen im Investmentbanking von 4,4 Mrd. Euro waren der Verkauf und Handel mit Wertpapieren. Hier erlöste die Bank soviel wie noch nie in einem dritten Quartal, da Firmen und Staaten im Rekordvolumen Fremd- und Eigenkapital aufnahmen. Bei Aktienemissionen erwartet die Bank in den nächsten Monaten eine steigende Nachfrage, während sich die Anleihevolumina abschwächen dürften.

Anders als in den Vorquartalen schrieben alle Sparten der Deutschen Bank schwarze Zahlen. Im Vergleich zum Investmentbanking sind die Gewinne in der Vermögensverwaltung und im Privatkundengeschäft mit 134 beziehungsweise 149 Mio. Euro aber moderat. Ackermann will diesen Bereich daher mit Zukäufen ausbauen, um die Abhängigkeit vom Kapitalmarktgeschäft zu verringern. So vereinbarte die Bank in dieser Woche den Kauf der auf reiche Privatkunden spezialisierten Privatbank Sal. Oppenheim für gut eine Milliarde Euro. Zudem erwirbt die Deutsche Bank Teile des Firmenkundengeschäfts der niederländischen ABN Amro. Auch die Postbank dürfte über kurz oder lang zu Ackermanns Imperium gehören.

Daimler-Anteile verkauft

Die jahrzehntelange Beteiligung am Stuttgarter Autobauer wurde gekappt, wie bei Vorlage der Zahlen mitgeteilt wurde. Das Institut verkaufte seine restlichen Daimler-Aktien im dritten Quartal komplett, was einen Sondergewinn von 110 Mio. Euro in die Kassen spülte. Die Deutsche Bank hatte die Beteiligung an Daimler in den vergangenen Jahren kontinuierlich reduziert, zum Ende des zweiten Quartals 2009 hielt sie noch 0,9 Prozent. Aktienbeteiligungen an der Allianz und an Linde hatte die Bank bereits vor längerem abgestoßen.

Die Kapitalverbindung von Deutscher Bank und Daimler war einer der wichtigsten Bausteine der sogenannten "Deutschland AG". Der frühere Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper war lange auch Aufsichtsratschef von DaimlerChrysler. Die engen Verflechtungen zwischen deutschen Banken und Großunternehmen haben sich in den vergangenen zehn Jahren weitgehend aufgelöst.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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