Sal.Oppenheim für 1,3 Mrd. Euro Deutsche Bank kauft ein
28.10.2009, 17:23 UhrDie Deutsche Bank bekommt Zuwachs. Für einen Kaufpreis von mehr als einer Milliarde Euro verleibt sich Deutschlands größtes Geldinstitut die angeschlagene Privatbank Sal. Oppenheim ein.
"Man kennt sich": In Köln wirbt eine Filiale der Deutschen Bank direkt gegenüber der Privatbank um vermögende Kundschaft.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mit der Komplett-Übernahme der 220 Jahre alten Traditionsbank baut der deutsche Branchenprimus sein schwächelndes Geschäft mit vermögenden Kunden aus. Die Deutsche Bank braucht für die milliardenschwere Übernahme nach eigenen Angaben kein frisches Kapital. "Wir fühlen uns weiter gut kapitalisiert. Die Transaktion ändert nichts Substanzielles an unserer Kapitalposition", sagte Finanzvorstand Stefan Krause in einer Analystenkonferenz am Mittwochabend.
Die Zahlung des Kaufpreises an die bisherigen Gesellschafter von Sal. Oppenheim in eigenen Aktien bezeichnete er als realistische Option. Das hänge aber vom Marktumfeld bei Abschluss der Transaktion ab, der Anfang 2010 erwartet wird.
Der Rahmenvereinbarung zufolge können sich die Alt-Eigentümer von Sal. Oppenheim aber wieder mit bis zu 20 Prozent am Kern des Instituts - der Betreuung reicher Privatkunden - beteiligen.
Nach hohen Verlusten blieb den rund 40 Familiengesellschafter offenbar nichts anderes übrig, als die Unabhängigkeit der vor wenigen Jahren von Köln nach Luxemburg umgezogenen Bank zu opfern.
In Bedrängnis war das Geldhaus mit 4400 Mitarbeitern unter anderem durch Beteiligungen an Krisenfirmen wie dem mittlerweile insolventen Handelskonzern Arcandor geraten.
Dickes Paket für 1,3 Mrd. Euro
Um die hoch sensiblen reichen Kunden zu halten, sollen "Marke, Werte, Identität und Kultur" von Sal. Oppenheim erhalten bleiben, hieß es. Sal. Oppenheim ist mit Abstand die größte Übernahme in der Vermögensverwaltung in Europa in diesem Jahr. Experten veranschlagen die möglichen Kosteneinsparungen in Verwaltung und Abwicklung auf 150 Mio. Euro.
Für die Luxemburger Holding einschließlich der Frankfurter BHF-Bank zahlt die Deutsche Bank eine Milliarde Euro, möglicherweise - wie oben bereits erwähnt - auch in eigenen Aktien.
Blick auf das Stammhaus in Köln mit etwas mehr Abstand: Nach 220 Jahren endet die Unabhängigkeit.
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Daneben kauft sie den Alt-Gesellschaftern der Privatbank für 300 Mio. Euro die Private-Equity-Sparte Sopep und das Wertpapierverwahr-Geschäft der BHF-Bank ab.
Beide sollen rasch weiterverkauft werden - wie auch die Investmentbank-Sparte, die Sal. Oppenheim 2008 hohe Verluste eingebrockt hatte. Als Käufer für BHF Asset Servicing ist Kreisen zufolge unter anderem auch die Bank of New York Mellon im Gespräch.
Neue Nummer 1 in der Euro-Zone
"Zukünftig wird sich Sal. Oppenheim auf das Kerngeschäftsfeld der Vermögensverwaltung konzentrieren", hieß es in einer ersten Mitteilung. Die Deutsche Bank interessiert sich Beobachtern zufolge nur für das Geschäft mit vermögenden Privatkunden, in dem Sal. Oppenheim rund 130 Mrd. Euro verwaltet.
In diesem Bereich würde das Frankfurter Institut mit dann 300 Mrd. Euro verwaltetem Geld zur Nummer eins in der Euro-Zone aufsteigen.
"Mit der Übernahme des renommierten Privatbankhauses bauen wir unser Vermögensverwaltungsgeschäft in Europa, besonders in Deutschland, deutlich aus", sagte Vorstandschef Josef Ackermann. Zu Jahresbeginn hatte die Deutsche Bank hier noch rote Zahlen geschrieben.
Die Frankfurter wollen sich auch in die Verhandlungen von Sal. Oppenheim zum Verkauf des Investmentbankings einschalten. An der Sparte soll neben den Amerikanern auch die australische Macquarie Bank interessiert sein. Mit einem Verkauf der Sparte mit einem Wert von rund 300 Mio. Euro wird in den kommenden Wochen gerechnet.
Gesellschafter hoffen auf Nachschlag
Der Preis für Sal. Oppenheim könnte allerdings noch steigen: Die Altgesellschafter könnten der Vereinbarung zufolge einen Nachschlag von der Deutschen Bank erhalten, wenn das Geschäft sich besser entwickelt als erwartet.
Entscheidungen über Personalien stehen noch aus. Von den vier persönlich haftenden Gesellschaftern dürfte Kreisen zufolge aber nur einer noch eine Rolle spielen: Christopher Freiherr von Oppenheim soll für Kontinuität sorgen. Seine Rolle ist aber noch nicht ausgemacht. Ob sich alle Familienstämme gleichermaßen an der Bank beteiligen wollen, ist ebenfalls offen.
Sal. Oppenheim steckt in der schwersten Krise der Firmengeschichte. Die Eigentümerfamilien hatten im Frühjahr 200 Mio. Euro frisches Kapital nachgeschossen, nachdem die Bank 2008 erstmals in der Nachkriegszeit Verluste geschrieben hatte.
Einem weiteren Kapitalbedarf konnten sie Finanzkreisen zufolge nicht mehr nachkommen, weil einige Gesellschafter für einen 300 Mio. Euro schweren Kredit der Bank an die Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz gebürgt hatten. Daher musste im August die Deutsche Bank zu Hilfe eilen. Sie gewährte den Gesellschaftern insgesamt 650 Mio. Euro an Krediten, von denen 300 Mio. in die Bank flossen.
Der Kapitalverzehr für die Deutsche Bank hält sich in Grenzen - wenn das kapitalintensive Investmentbanking verkauft werden kann. "Wir fühlen uns weiter gut kapitalisiert", betonte Finanzchef Stefan Krause. Bei den Aktionären muss sie sich dafür Experten zufolge kein frisches Geld beschaffen. Die Kernkapitalquote soll durch die Übernahme bis zum Abschluss des Kaufs im ersten Quartal 2010 nur auf rund elf Prozent sinken. Ende des dritten Quartals waren es 11,7 Prozent.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts