Offensive für Investitionen EU schlägt Versicherern Deal vor
05.10.2014, 12:15 Uhr
Ohne die Erneuerung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur droht Deutschland seine führende Stellung als Wirtschaftsnation einzubüßen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Kaputte Straßen und bröckelnde Brücken auf der einen Seite. Mangelnde Anlagemöglichkeiten auf der anderen Seite. Die EU-Kommission macht den Versicherern einen Vorschlag, wie alle profitieren können. Sie dürfte damit offene Türen einrennen.
Die EU-Kommission will einem Magazinbericht zufolge die Versicherer zu mehr Investitionen in die Infrastruktur ermuntern. Im Gegenzug könnte die Behörde die Regulierung in der Branche lockern.
Die EU-Kommission wolle Versicherungen Investitionen in die Infrastruktur schmackhaft machen, zitierte die "Wirtschaftswoche" aus EU-Kreisen. Konkret solle im Regelwerk Solvency II das Risiko bei Infrastrukturmaßnahmen niedriger als bisher eingestuft werden. So soll die Finanzierung des 300 Milliarden Euro schweren Konjunkturpakets gesichert werden. Der Plan der Brüsseler Behörde entspricht den Forderungen der Branche.
Die Versicherer suchen angesichts niedriger Zinsen auf fest verzinsliche Kapitalanlagen händeringend nach Möglichkeiten, das Geld ihrer Kunden langfristig sicher und rentabel anzulegen. Oft schnappen ihnen die ebenfalls unter Anlagedruck stehenden Pensionsfonds und Infrastruktur-Fonds Großprojekte wie die deutschen Stromtrassen weg.
"Wir würden gerne mehr machen, schließlich passen solche langfristigen Investments ideal zu uns", sagte kürzlich der für Kapitalanlage verantwortliche Allianz-Vorstand Maximilian Zimmerer. Wenn die Allianz nur drei Prozent ihrer Kapitalanlagen in Infrastruktur umschichte, käme ein zweistelliger Milliardenbetrag zusammen.
Auch die Bundesregierung überlegt derzeit, mit welchen Maßnahmen die dringend notwendigen Investitionen etwa in den deutschen Straßen- und Verkehrswegebau vorangetrieben werden können. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat daher zum Beispiel den Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, zum Vorsitzenden einer Expertenkommission berufen. Fratzscher soll Vorschläge erarbeiten, wie private und öffentliche Investitionen in Deutschland gestärkt werden können.
Ergo plant Milliarden-Investitionen
Die zweitgrößte deutsche Versicherung, die Ergo-Versicherung, scheint einen Vorstoß zu wagen. Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegels am Sonntag" will sie ihre Investitionen in die Infrastruktur in den nächsten Jahren verzehnfachen. Derzeit habe die Tochter der Münchener Rück 250 Millionen Euro in Infrastrukturbeteiligungen gesteckt, heißt es. "Wir wollen in den nächsten Jahren rund zwei Milliarden Euro in diesem Bereich investieren", sagte ein Unternehmenssprecher dem Blatt. Bei Ergo war am Wochenende niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ