Hilfen für Griechenland Experten sind entsetzt
14.02.2010, 12:13 UhrDie Solidaritätsbekundungen der Euro-Staaten für Griechenland stoßen unter Fachleuten auf alles andere als Zustimmung und Beifall. Griechenland muss sich selbst helfen, heißt es. Ansonsten drohe eine Kettenreaktion.
Zwischen den Stühlen: Griechenlands Premierminister Giorgos Papandreou darf sich daheim und in Europa einiges anhören.
(Foto: REUTERS)
Führende Wirtschaftswissenschaftler haben scharfe Kritik an dem Vorhaben geübt, Griechenland notfalls finanziell unter die Arme zu greifen. "Dadurch gerät das ganze Gebäude in Schieflage", sagte der langjährige Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing, der "Welt am Sonntag".
Griechenland müsse sich selbst helfen, betonte Issing. Er verwies unter anderem auf das großzügige griechische Rentensystem: "Es kann doch nicht angehen, dass man Hilfe von außen in Anspruch nimmt, um so etwas weiterbetreiben zu können."
Die Staats- und Regierungschefs der Eurozone hatten Griechenland nach einem Sondergipfel am Donnerstag keine konkreten Zusagen gemacht. Sie haben Athen aber grundsätzlich Unterstützung zugesagt, wenn Griechenland seine Staatsschulden nicht mehr refinanzieren kann.
Einer Nothilfe zugunsten Griechenland steht Artikel 125 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) entgegen. Der besagt, dass die europäischen Staaten auch in der Währungsunion nicht füreinander haften oder einstehen.
Ohne die Zusage, dass mit der Währungs- nicht auch eine Transferunion entsteht, hätte zumindest in Deutschland die öffentliche Meinung die Einführung des Euro niemals hingenommen, sagte der Würzburger Ökonom Norbert Berthold. "Artikel 125 verträgt keine Kompromisse", glaubt auch Otmar Issing. Wenn man die Regel einmal verletze, breche ein Damm, und es gebe kein Halten mehr.
Sorgen bereitet den Experten vor allem eine mögliche Kettenreaktion: Es mag richtig sein, dass deutsche Steuerzahler griechischen Steuerzahlern Erleichterung verschaffen, sagte der französische Außenwirtschaftsexperte Charles Wyplosz der Zeitung. Aber wenn sie erst einmal anfangen, können sie zu Portugal oder Spanien nicht mehr Nein sagen. Die Eurozonen-Regierungen hätten etwas begonnen, das sich als kompletter Albtraum erweisen könnte, so Wyplosz.
Quelle: ntv.de, dpa