Wirtschaft

Mitten in der Urlaubszeit Lokführer bestreiken Deutsche Bahn ab morgen

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Die Arbeitskampfmaßnahmen dauern bis Freitagmorgen - für Reisende bedeutet das Zugausfälle und Verspätungen.

(Foto: imago images/Arnulf Hettrich)

Bahnreisende müssen noch in der Ferienzeit mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen. Die Weichen für einen Streik bei der Deutschen Bahn sind gestellt, erklärt die Lokführer-Gewerkschaft GDL nach einer Urabstimmung.

Die Lokführergewerkschaft GDL hat sich für einen Streik bei der Deutschen Bahn entschieden. Bei der Urabstimmung der Gewerkschaft stimmten 95 Prozent der teilnehmenden Mitglieder für einen Arbeitskampf, wie die Organisation in Frankfurt mitteilte. Bereits an diesem Dienstagabend (19.00 Uhr) werde der Güterverkehr bestreikt (19.00 Uhr). Der Ausstand soll bundesweit erfolgen. Ab Mittwochfrüh (2.00 Uhr) werde auch der Personenverkehr bestreikt. Enden soll der Arbeitskampf am frühen Freitagmorgen um 2.00 Uhr. "Den Arbeitskampf verantwortet das Management der Deutschen Bahn AG", sagte Weselsky.

Aus Sicht der Bahn ist der Streik eine Eskalation zur Unzeit. "Gerade jetzt, wenn die Menschen wieder mehr reisen und die Bahn nutzen, macht die GDL-Spitze den Aufschwung zunichte, den wir in Anbetracht der massiven Corona-Schäden dringend brauchen", teilte DB-Personalchef Martin Seiler mit. Er kritisierte, die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) habe sich nicht an ihre Ankündigung gehalten, den Kunden ausreichend Vorlauf zu lassen, bevor der Streik beginnt. "Gerade in einem systemrelevanten Bereich wie der Mobilität gilt es jetzt, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und nicht unsere Kunden zu belasten", mahnte Seiler. Eine Einigung in der Tarifrunde sei weiterhin möglich. Die GDL-Spitze müsse an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Die GDL hatte die monatelangen Tarifgespräche bereits Anfang Juni für gescheitert erklärt. Weselsky hatte es zuvor erneut abgelehnt, ohne neues Angebot der Bahn an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wie dies in den vergangenen Wochen mehrfach gefordert worden war. Die GDL will nach seinen Worten eine Nullrunde im laufenden Jahr nicht akzeptieren, verlangt eine deutliche Corona-Prämie und Einkommenssteigerungen von 3,2 Prozent bei 28 Monaten Laufzeit. Die Bahn will angesichts neuer Milliardenverluste während der Corona-Pandemie und großer Flutschäden einen länger laufenden Tarifvertrag und spätere Erhöhungsstufen bei gleicher Prozentzahl.

Wegen des angekündigten Streiks stellt die Bahn Ersatzfahrpläne auf. Diese sollten am Dienstagnachmittag um 15.00 Uhr auf der Website der Bahn veröffentlicht werden, kündigte Seiler an. "Wir wollen so viel wie möglich fahren." Den Fahrgästen wolle man maximale Kulanz gewähren.

GDL will der Konkurrenz Mitglieder abjagen

Der gestörte Betriebsablauf könnte dann auch bei Konkurrenten der Deutschen Bahn zu Einschränkungen führen. Neben dem Streit über Einkommenszuwächse tobt im Konzern ein Machtkampf zwischen der GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Für die GDL sind hohe Tarifabschlüsse für möglichst viele Berufsgruppen und Beschäftigte eine Frage des Überlebens und der künftigen Wachstumsmöglichkeiten. Denn die Bahn muss das Tarifeinheitsgesetz umsetzen. In den rund 300 Betrieben des Unternehmens soll danach nur noch der Tarifvertrag der jeweils größeren Gewerkschaft zur Anwendung kommen. Meist ist das die EVG. Die GDL hat angekündigt, der Konkurrenz Mitglieder abjagen zu wollen. Im Fall eines Streiks können die Fahrgäste von geplanten Zugfahrten zurücktreten und sich den Fahrpreis erstatten lassen, wenn eine Verspätung von mehr als 60 Minuten zu erwarten ist.

Wer trotzdem in den Zug steigt, für den gelten die üblichen Entschädigungsregeln: bei 60 Minuten Verspätung 25 Prozent des Fahrpreises, ab 120 Minuten 50 Prozent. Es wäre der erste Streik bei der Bahn seit Dezember 2018, als die EVG ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Weitaus härter verlief der GDL-Streik 2014 und 2015. In acht sich steigernden Wellen legten die Lokführer unter Weselskys Führung die Arbeit nieder und weite Teile des Streckennetzes lahm. Die EVG hatte schon im vergangenen Herbst einen Tarifabschluss mit der Bahn unterschrieben. Dieses Jahr gab es eine Nullrunde. Anfang 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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