Eingriffe in Privatsphäre Milliardenklage gegen Facebook
19.05.2012, 17:50 Uhr
Kurz nach dem Börsenstart haben die Nutzer Facebook auf 15 Mrd. Dollar Schadensersatz verklagt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Schon der Börsengang enttäuscht, doch nun droht Facebook auch noch handfester juristischer Ärger: Die Nutzer des sozialen Netzwerks, die nach Mark Zuckerbergs Philosophie eigentlich im Zentrum der Produktentwicklung stehen sollten, verklagen Facebook wegen der Verletzung ihrer Privatsphäre. Die geforderte Summe steht den frischen Einnahmen aus dem Börsengang nur wenig nach.
Unmittelbar nach dem holprigen Börsengang steht dem Online-Netzwerk Facebook juristischer Streit ins Haus: US-Internetnutzer haben eine Sammelklage wegen der angeblichen Verletzung ihrer Privatsphäre eingereicht, teilten Anwälte mit. Demnach geht es um Schadensersatzforderungen von bis zu 15 Mrd. US-Dollar (rund 11,8 Mrd. Euro). Die Klage wurde bei einem Gericht im kalifornischen San José eingereicht. Die Kläger werfen Facebook vor, unrechtmäßig Aktivitäten von Nutzern im Internet beobachtet zu haben – "sogar nachdem sie sich aus dem Netzwerk ausgeloggt hatten".
"Das ist kein Hirngespinst", sagte Anwalt Billy Murphy aus Baltimore im US-Bundesstaat Maryland. "Der einzige Weg, um Firmen von Verstößen gegen das Recht des amerikanischen Volkes auf Beachtung der Privatsphäre abzuhalten, ist es, ihnen einen Teil ihres Geldes zu nehmen. Nur damit erhält man ihre Aufmerksamkeit." Die Klage bündelt Fälle gegen Facebook aus mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten aus den Jahren 2011 und 2012. Die Anwälte der Kläger verlangen nun bis zu 10.000 US-Dollar Schadenersatz je Nutzer.
Eine Stellungnahme zu der Sammelklage gab Facebook zunächst nicht ab. Facebook ist immer wieder Ziel von Beschwerden wegen angeblicher Verletzung der Privatsphäre seiner weltweit 900 Mio. Nutzer. Verbraucherschützer und Datenschützer erhoffen sich, dass Facebook als börsennotiertes Unternehmen nun zugänglicher für die Kritik wird.
Facebook-Börsengang enttäuscht die Anleger
Facebook hatte am Freitag einen der größten Börsengänge aller Zeiten hingelegt, war dabei aber schnell auf dem harten Boden der Börsenrealität gelandet. Der erste Handelstag verlief enttäuschend, die Wertpapiere notierten nach teils heftigem Auf und Ab zum Börsenschluss wieder fast unverändert beim Ausgabepreis von 38 US-Dollar. Einige Experten hatten Aufschläge von 50 Prozent bei dem weltgrößten Börsengang eines Internet-Unternehmens vorhergesagt. Das Unternehmen nahm durch die Neuemission mindestens 16 Mrd. US-Dollar ein.
Konsortialführer Morgan Stanley sah sich Kreisen zufolge gezwungen, das Papier mit Zukäufen über dem Ausgabepreis von 38 US-Dollar zu halten. Nach Einschätzung von Investoren trugen auch technische Pannen dazu bei, dass das Interesse nicht so groß ausfiel wie erwartet. Die Börsenaufsicht will nun die Vorgänge untersuchen, die stundenlang für Verwirrung um Kaufaufträge gesorgt hatten.
Doch Experten verwiesen auch auf das hohe Emissionsvolumen sowie auf Zweifel am Geschäftsmodell. Das Wall-Street-Debüt sei kein gutes Zeichen für die Entwicklung der Aktie in den kommenden Tagen, sagten Analysten. Skeptiker hatten schon im Vorfeld Zweifel angemeldet, ob Mark Zuckerbergs erst acht Jahre altes Unternehmen bereits rund 100 Mrd. Dollar wert ist, wie es der Ausgabepreis der Aktien nahelegt. Facebook hat im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 3,7 Mrd. US-Dollar eine Milliarde Gewinn gemacht - vor allem mit Werbung. Gigantische Wachstumsprognosen sind nötig, um bei 100 Mrd. US-Dollar Unternehmenswert zu bleiben oder sogar auf 115 bis 120 Mrd. US-Dollar zu kommen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP