Seit drei Jahren Verluste Schlecker räumt "Angstkultur" ein
11.06.2011, 17:19 Uhr
Viel Arbeit, wenig Geld: Schlecker hat Probleme.
(Foto: dpa)
Die Drogeriemarktkette Schlecker hat ein denkbar schlechtes Image: Lohndumping, schlechte Arbeitsbedingungen - und sogar eine "Angstkultur". Das zumindest räumt Lars Schlecker ein. Der Sohn des Firmengründers muss auch zugeben, dass das Unternehmen seit drei Jahren Verluste einfährt. Auch deshalb wird kräftig erneuert.
Deutschlands größte Drogeriemarktkette Schlecker wird noch bis zu 800 Märkte schließen müssen, bis die dringend nötige Restrukturierung abgeschlossen ist. Das sagte Lars Schlecker, Mitglied der Geschäftsführung und Sohn des Firmengründers Anton Schlecker, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Seit einem halben Jahr rüstet Schlecker seine Filialen um.
Schlecker sagte, das Unternehmen habe bereits drei Jahre in Folge Verlust gemacht. Die Kette könne beim Umsatz bald von dem viel kleineren Konkurrenten dm überholt werden. "Es kann schon sein, dass wir mal ein Jahr auf die Nummer 2 zurückfallen. Aber wer uns kennt, weiß, wir werden wieder angreifen. Die renovierten Filialen verzeichnen dauerhaft ein Umsatzplus von 20 bis 30 Prozent."
Bisher seien erst 60 Märkte modernisiert worden. Aber bis Jahresende wolle man noch 400 schaffen. "Wenn das neue System erst eingespielt ist, bauen wir im Jahr 1500 Filialen um."
Lars und seine Schwester Meike Schlecker beteuern, dass die Zeit versteckter Kameras und Dumping-Löhne im Unternehmen vorbei sei. "Bei Schlecker hatte sich langsam eine Angstkultur eingeschlichen", sagte der 39-Jährige. Jetzt trete er persönlich in Führungskräfteseminaren auf und werbe für einen sozialen Umgang mit den Kassiererinnen. "Ich habe klargestellt, dass Abmahnungen kein Mittel zur Personalentwicklung sind."
Methoden aus den 70ern
Man plane, auch die Mitarbeiter in eine Werbekampagne einzubeziehen. "Ab 2012, wenn der Umbau fertig ist, wird keiner mehr über den alten Schlecker sprechen." Der Sohn verteidigte dennoch seinen Vater Anton Schlecker: "Er wird immer als kalt und herzlos geschildert. Dabei kämpft er wie ein Löwe für jede Filiale."
Mitte Mai hatten Meike und Lars Schlecker der Nachrichtenagentur gesagt, Schlecker verordne den leitenden Mitarbeitern in einem Regelwerk mehr Fairness im Umgang mit den Angestellte. Damit will die Drogeriekette ihren miserablen Ruf in Sachen Arbeitnehmerrechte aufpolieren.
Das neue Regelwerk enthält konkrete Anweisungen - etwa, Mitarbeiter nicht schon bei einem Zuspätkommen abzumahnen. Auch sollten Betriebsräte bei Konflikten frühzeitig eingebunden werden. "Wie ernst es uns mit diesem ganzen Regelwerk ist, sieht man auch daran, dass wir zum ersten Mal so richtig auf die Verdi zugegangen sind, sie mit ins Boot genommen und nach ihrer Meinung gefragt haben", hatte Meike Schlecker betont. Schlecker beschäftigt in Deutschland rund 34.000 Mitarbeiter, europaweit sind es etwa 47.000.
Die Gewerkschaft Verdi hatte sich zufrieden geäußert über die neuen Grundsätze, die ihr vorab vorgelegt wurden: "Das ist das erste Mal, dass ich bei Schlecker nachvollziehbare Managementmethoden erkenne", sagte Achim Neumann, der zuständige Verdi-Handelssekretär. Bislang sei die Drogeriekette mit Methoden aus den 1970er Jahren geleitet worden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP