Wirtschaft

Wörter als Lügendetektor Sprache verrät Konzernchefs

Wer wissen will, ob Konzernlenker bei der Präsentation von Quartalszahlen bei der Wahrheit bleiben, sollte auf ihre Wortwahl achten. Der zögerlich vorgetragene Satz "Wie Sie wissen, hat das Management fantastische Arbeit geleistet" könnte verräterisch sein.

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Ein Freund klarer Worte: Ex-Enron-Chef Jeff Skilling.

(Foto: REUTERS)

Nicht nur in Zeiten von Finanz- und Wirtschaftskrisen rätseln Investoren, ob sie den von Konzernvorständen präsentierten Zahlenwerken trauen können. Zwei Forscher der Universität Stanford warten jetzt mit einem nützlichen Hilfsmittel auf, um herauszufinden, ob Unternehmenslenker lügen oder die Wahrheit sagen.

Ihr Rat: Achtet darauf, mit welchen Worten die Vorstände während der regelmäßigen Telefonkonferenzen die Fragen von Analysten beantworten, wenn es um die Unternehmensgewinne geht. Denn, so betonen die Forscher David Lacker und Anastasia Zakolyukina, es gibt viele verräterische Formulierungen, die Konzernchefs wählen, sobald sie sich von der Wahrheit entfernen. Dabei gibt es viel subtilere, als die Beschimpfung "Arschloch", die Enron-Chef Jeff Skilling einem Analysten entgegenschleuderte, der den Bilanzen des Energiekonzerns nicht ganz trauen wollte.

Die Wissenschaftler untersuchten rund 30.000 Telefonkonferenzen der Jahre 2003 bis 2007. Dabei fanden sie heraus, dass sich lügnerische Konzernchefs mehr auf Allgemeinplätze beziehen ("Wie Sie wissen…") und öfter äußerst positive Wörter einflechten – so nennen sie eine Entwicklung eher "fantastisch" als lediglich "gut", um überzeugender zu klingen.

Außerdem weisen sie weniger auf Shareholder Value hin. Das, so mutmaßen die Autoren, könnte daran liegen, dass sie späteren Klagen vorbeugen wollen. Das ist allerdings noch nicht alles: Wer Investoren in die Irre führen will, spricht weniger in der "Ich-Form" und benutzt eher die dritte Person, wie es in der Studie heißt. Zudem würden die betreffenden Chefs beim Sprechen häufiger zögern.

Ob die Forschungsergebnisse Investoren allerdings dauerhaft weiterhelfen, muss leider bezweifelt werden. Das renommierte Wirtschaftsmagazin "Economist" gibt zu bedenken, dass der wahre Profiteur wohl die Zunft der PR-Berater sein wird. Sie wird ihren Kunden nun beibringen, auf Schimpfwörter zu verzichten, das Personalpronomen "Ich" zu verwenden und zurückhaltender zu formulieren.

Quelle: ntv.de, jga

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