Bei der Kapitalerhöhung getäuscht? Tausende Anleger verklagen RBS
03.04.2013, 19:33 Uhr
(Foto: dpa)
Mit der größten Kapitalerhöhung einer europäischen Bank sorgt die Royal Bank of Scotland 2008 für Aufsehen. Doch der Plan floppte und der Finanzriese musste kurze Zeit später vom Staat gerettet werden. Nun melden sich tausende große und kleine Aktionäre der Bank zu Wort. Sie sehen sich betrogen und fordern von der weitgehend verstaatlichten Bank Milliarden zurück.
Die Royal Bank of Scotland (RBS) holt ihre Vergangenheit ein: Etwa 12.000 private und rund 100 institutionelle frühere oder derzeitige Anleger haben die Bank verklagt. Auch vier ehemalige hochrangige Manager der Bank sind angeklagt, darunter Ex-Vorstandschef Fred Goodwin. Die Kläger werfen der Bank und den Managern Irreführung vor und fordern Schadenersatz von bis zu 4 Mrd. Pfund - umgerechnet rund 4,7 Mrd. Euro.
Stein des Anstoßes für die Kläger ist eine Kapitalerhöhung der RBS im Frühjahr 2008. Damals gerieten Banken rund um den Globus in den Sog der Finanzkrise. Die Banken brauchten daher frisches Kapital, bei der RBS kam noch die finanzielle Last der Übernahme von Teilen der holländischen ABN Amro hinzu. Die RBS wollte daher bei ihren bisherigen Aktionären frisches Geld einsammeln - und das nicht zu knapp. Geplant war, durch Bezugsrechte der Aktionäre das Eigenkapital mit neuen Aktien um umgerechnet 15 Mrd. Euro aufzustocken. Eine größere Kapitalerhöhung hatte es bei einer europäischen Bank zuvor nicht gegeben.
Großbritannien groß im Geschäft
Der Plan scheiterte grandios. Gerade einmal rund jede 400. angebotene Aktie wurde die RBS bei ihren Aktionären los. Aus dem Schneider war das Institut dennoch, denn der Staat hatte für die Kapitalerhöhung garantiert. Dadurch landeten alle übrigen neu ausgegeben Aktien automatisch im britischen Staatsdepot und Großbritannien wurde auf einen Schlag größter Aktionär mit rund 58 Prozent Anteil.
Die staatliche Rettung bewahrte die Aktionäre einst davor, bei einer drohenden Bankenpleite ihr Kapital zu verlieren. Doch die Umstände der damaligen Kapitalerhöhung erzürnt die Aktionäre. Für die Ausgabe neuer Aktien musste die RBS einen Wertpapierprospekt herausgeben, in dem unter anderem ein Bild von der Geschäftslage sowie drohenden Risiken gezeichnet wird. Jedes Unternehmen, dass auf diesem Wege Geld bei Anlegern sammeln möchte, ist dazu verpflichtet. Aus Sicht der Kläger hat die RBS in diesem Prospekt die Lage der Bank viel zu rosig dargestellt, indem wichtige Informationen verschwiegen worden sein sollen. Die Anleger seien so über den wahren Zustand der Bank getäuscht worden, lautet der Vorwurf. Das Jahr 2008 schloss die RBS mit einem Verlust von 28 Mrd. Pfund ab.
Verklagt werden neben der Bank und dem ehemaligen Vorstandschef Fred Goodwin auch der ehemalige Chairman Tom McKillop, der ehemalige Leiter des Investmentbanking Johnny Cameron sowie der ehemalige Finanzdirektor Guy Whittaker. Weder die Bank noch ihre Anwälte wollten einen Kommentar abgeben. Die ehemaligen Manager waren für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. RBS wollte nicht sagen, wer die vier Personen vertritt.
In der vergangenen Woche hatte bereits eine Gruppe von 21 Institutionen eine ähnliche Klage beim High Court eingereicht. Auch dazu wollte sich die RBS nicht äußern.
Quelle: ntv.de, DJ