Wirtschaft

Geschäftsgeheimnisse verraten? Zalando zeigt Reporterin an

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Wichtiger Arbeitgeber vor Ort: Das Zalando-Logistikzentrum in Erfurt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Arbeitsalltag bei Zalando beschäftigt nun auch die Behörden: Nach der Ausstrahlung einer RTL-Reportage sieht der Versandhandelsriese seine Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse verletzt. RTL reagiert gelassen. "Wir berichten weiter", heißt es aus Köln.

Die verdeckten Recherchen beim Online-Modehändler Zalando haben ein juristisches Nachspiel: Die Erfurter Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen gegen eine RTL-Reporterin aufgenommen.

Die Journalistin Caro Lobig hatte drei Monate im Erfurter Zalando-Logistikzentrum gearbeitet. Ermittelt werde nach einer entsprechenden Anzeige von Zalando, sagte eine Sprecherin der Behörde auf Anfrage. Das Verfahren stehe noch am Anfang. Ein RTL-Sprecher sagte, juristischen Schritten sehe der Sender gelassen entgegen.

Zuvor hatte unter anderem n-tv.de und andere Medien über den Investigativ-Report nach dem Vorbild des Kölner Enthüllungsjournalisten Günter Wallraffs berichtet. Die Reporterin warf Zalando in der RTL-Sendung "Extra" vor, Angestellte massiv unter Druck gesetzt und gegen das Arbeitsrecht verstoßen zu haben. Mitarbeiter sollen überwacht und bis an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit gebracht worden sein.

Unternehmenskultur bei Zalando

Eine Zalando-Sprecherin wies die Vorwürfe zurück. Die Darstellung des Berichts entspreche in keiner Weise der Unternehmenskultur und Mitarbeiterstimmung an den Zalando-Logistikstandorten. Laut der Unternehmenssprecherin hat die Journalistin drei Monate lang im Logistikzentrum in Erfurt Filmmaterial interner Prozesse gesammelt. Zalando habe vor dem Fernsehbericht keine Chance zur Stellungnahme bekommen.

Völlig unvorbereitet treffen Zalando die Vorwürfe nicht. Bereits im vergangenen Herbst hatten Zalando-Mitarbeiter am Standort Erfurt über ungewöhnlich harsche Arbeitsbedingungen geklagt. Auch von einem "Verbot zu sitzen" war damals schon die Rede. Angesichts anhaltender Kritik hatte das Berliner Unternehmen, das eine aggressive Wachstumsstrategie verfolgt, bereits im Vorjahr eigene Sozialstandards angekündigt.

Auf dem Weg an die Börse

Der 2008 gegründete Händler ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. In Erfurt steht das größte Logistikzentrum des Unternehmens. Mittlerweile strebt Zalando auch an die Börse. Die Umwandlung von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft erfolgte im Dezember 2013.

In der Berliner Firmenzentrale war zunächst allerdings nur von einem lange geplanten Schritt in Richtung einer Unternehmensstruktur die Rede, die der Größe des Unternehmens gerecht werde. Dies gebe Zalando die Flexibilität, die für weitere Wachstum und die künftige Entwicklung notwendig sei, hieß es. Die Änderung habe keine Auswirkungen auf das operative Geschäft oder die Rechtsform der Tochtergesellschaften.

Bei RTL wollen die Journalisten rund um Caro Lobig die Entwicklungen genau im Blick behalten. "Unsere Reporter werden weiter verfolgen, ob die von Zalando angekündigten Überprüfungen zu Veränderungen geführt haben", sagte der RTL-Sprecher. "Darüber berichten wir weiter."

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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