Spielverderber Powell drückt den DAX runter
Am Vormittag heiter bis wolkig, am Nachmittag bedeckt: Die Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem US-Kongress haben den Anlegern am deutschen Aktienmarkt die Laune verhagelt. Die jüngsten starken Wirtschaftsdaten ließen darauf schließen, dass das Endniveau der Leitzinsen wahrscheinlich höher als zuvor erwartet ausfallen werde, erklärte der Fed-Chef. Mit den Frankfurter Aktienindizes ging es umgehend in den roten Bereich.
"Der Fed-Boss hat aus dem Kasten der guten Laune der letzten Tage an der Börse den Stecker gezogen", sagte ntv-Börsenreporter Frank Meyer: "Mit der Ankündigung, die Zinsen wohl weiter als gedacht anzuheben, hat er der Party erst einmal einen mächtigen Dämpfer versetzt." Mit der Powell-Rede rückt nun schon der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag in den Blick. "Da die Fed das Ausmaß der nächsten Schritte offensichtlich von den Daten abhängig machen will, könnte der Arbeitsmarktbericht die Spekulation um 25 oder 50 Basispunkte stark anheizen", hieß es auf dem Frankfurter Parkett.
Der DAX ging heute 0,6 Prozent leichter mit 15.560 Punkten aus dem Handel, zuvor erreichte er ein neues Jahreshoch von 15.706 Zählern. Der EUROSTOXX50 notierte 0,8 Prozent tiefer bei 4281 Stellen.
Bei den Einzelwerten im DAX fielen Vonovia um 5,6 Prozent. Grund war eine Razzia bei dem Immobilienkonzern, die Bochumer Staatsanwaltschaft erhebt Korruptionsvorwürfe unter anderem gegen operative Mitarbeiter und Nachunternehmer. Das Unternehmen hat die Razzia bestätigt.
Daneben stand weiterhin die Berichtssaison im Blick. Henkel sackten um 2,7 Prozent ab. Die Düsseldorfer haben zwar die im November angehobenen Ziele für Umsatz, Marge und Gewinn je Aktie erreicht und teilweise übertroffen. Für Bernstein bleibt Henkel allerdings eine Enttäuschung. Das organische Wachstum habe im vierten Quartal mit 6,0 Prozent zwar 80 Basispunkte über der Konsenserwartung gelegen, doch sei dies vollständig auf die besser als erwartet ausgefallene Entwicklung bei Klebstoffen zurückzuführen.
Zalando wurden von oben nach unten durchgereicht und verloren 3,4 Prozent. Bruttowarenwert und Umsatz von Zalando für das vierte Quartal decken sich laut der Royal Bank of Canada (RBC) mit den Erwartungen, während das bereinigte EBIT leicht darunter gelegen habe. Der Mittelwert der Unternehmensprognose für das EBIT 2023 liege dagegen über der Konsenserwartung.