DAX verfällt in Powell-Starre
Vor den mit Spannung erwarteten Hinweisen auf die künftige Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt überwiegend die Füße stillgehalten. Der deutsche Börsenleitindex DAX verabschiedet sich mit einem Abschlag von 0,2 Prozent und einem Stand von 15.321 Punkten in den Feierabend. Auch an der Wall Street halten sich Anleger zurück, warten ab.
Angesichts wieder aufgeflammter Zinssorgen richten sich alle Augen auf US-Notenbankchef Jerome Powell. Aus seinen Worten - er sollte gegen 18.40 Uhr MEZ sprechen - wollen die Anleger heraushören, ob die Notenbank wegen des robusten Arbeitsmarkts ihren nächsten Zinsschritt erneut auf 50 Basispunkte heraufschrauben wolle, sagt Jürgen Molnar, vom Brokerhaus Robomarkets.
Auf die Stimmung drücken auch schwache Konjunkturzahlen. Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion am Ende des vergangenen Jahres überraschend stark gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Dezember zusammen 3,1 Prozent weniger her als im Vormonat, Ökonomen hatten mit einem Rückgang von 0,7 Prozent gerechnet. "Es sind Ausläufer der vielbeschworenen Rezession", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.
"Der DAX hält sich zurück, zeigt sich nicht gerade stark auf der Brust. Wir warten auf Jerome Powell", kommentiert ntv-Börsenkorrespondent Frank Meyer. "Befeuert er die Zinssorgen? Bleiben die Zinsen länger oben? Die US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag könnten darauf hindeuten. Entsprechend ging es danach an den Börsen auch erst einmal etwas abwärts", erläutert er. "Bei den Einzelwerten stehen derweil DAX-Abschiedler Linde und Siemens Energy im Blick."
Bei den Einzelwerten berichtete der Energietechnikkonzern Siemens Energy für das erste Geschäftsquartal einen mehr als verdoppelten Verlust. Die Papiere büßen rund zwei Prozent ein.
Die Anteilsscheine des Industriegase-Konzerns Linde zeigen sich nach Zahlen gut 1,8 Prozent fester. Dank einer hohen Nachfrage aus der Elektronik- sowie den Metall- und Bergbauindustrien konnte das derzeit wertvollste Unternehmen an der Frankfurter Börse, das den DAX in wenigen Wochen verlassen wird, seinen Gewinn 2022 steigern und will 2023 noch eine Schippe drauflegen.