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Die Logik der Rettungsroutine Merkel merkelt wieder

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Angela Merkel.

(Foto: REUTERS)

Wieder wird ein Staat in letzter Minute gerettet: Zypern steht kurz davor, Milliardenkredite zu bekommen. Die Bundesregierung ziert sich zwar noch, wird sich aber ins Unvermeidliche fügen. Was bleibt ihr auch übrig?

Die Rettungsroutine hat Zypern erreicht. Und es läuft so, wie es immer läuft: Während das vor der Pleite stehende Land und weite Teile der EU auf schnelle Hilfe drängen, tritt Bundeskanzlerin Angela Merkel erst möglichst lange fest auf die Bremse - wohl wissend, dass sie das nicht ewig durchziehen kann.

Jetzt ist es wieder soweit. "Sicherlich sind zügige Beratungen wünschenswert, aber die Dinge dauern so lange, bis sie qualitativ eben auch vernünftig gelöst sind", sagt die Regierungschefin tapfer kurz vor den entscheidenden Beratungen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man das Wochenende verstreichen lässt, ohne dass man das Zypern-Problem gelöst hat", grätscht ihr Luxemburgs Regierungschef Jean-Claude Juncker in die Parade.

Recht hat er. Es wird kommen, wie es immer kommt: Nachdem Merkel versucht hat, der nach Hilfe rufenden Regierung möglichst viel an Reform- und Sparkurs aufzudrücken, fügt sie sich irgendwann in das Unvermeidliche. In Kürze fließen Milliardenkredite, um einen Finanzsektor vor dem Zusammenbruch zu retten und ein Euro-Mitglied vor der Pleite zu bewahren.

Es geht nicht nur um Zypern

Was bleibt Merkel auch anderes übrig? So klein Zypern ist, die Folgen eines Bankrotts sind unübersehbar. Lässt die Eurozone ein Mitglied fallen, ist das ein gefundenes Fressen für die Finanzmärkte. Dann gehen die spekulativen Attacken an den Anleihemärkten erst richtig los - und Schwergewichte wie Spanien, Italien und Frankreich bekommen existenzielle Schwierigkeiten.

Daher wird Merkel auch ihren Widerwillen überwinden, sich ins Unvermeidliche fügen und selbst die Schwarzgeldkonten russischer Oligarchen retten. Das ist unerfreulich. Aber eine Pleite Zyperns wäre noch viel unerfreulicher.

Das Ärgerlichste an der Sache sind dabei nicht einmal die Kredite, für die vor allem Deutschland bürgt. Das Ärgerlichste ist, dass Merkel den Bundesbürgern so lange wie möglich vorgaukelt, dass sich immer neue Milliardenhilfen vermeiden lassen - und dann doch den Rettungszahlungen zustimmt.

Es gibt wahrlich gute Gründe, Eurostaaten nicht fallen zu lassen. Merkel sollte deshalb die Deutschen nicht für dümmer halten, als sie sind - selbst wenn bald Bundestagswahlen anstehen.

Quelle: ntv.de

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