Marktberichte

Konjunktur und Zinsen Alte Sorgen an der Wall Street

Von Lars Halter, New York

Das zweite Quartal hat da begonnen, wo das erste aufgehört hat: bei Spekulationen um Konjunktur und Zinspolitik. Am ersten Handelstag der Woche führte der Weg ins Plus: Der Dow-Jones-Index verbesserte sich um 28 Zähler oder 0,23 Prozent auf 12.382 Punkte, die Nasdaq schloss bei 1.773 Punkte.

Die Wall Street hatte am Morgen schon mit leichten Gewinnen eröffnet, stürzte dann aber nach Konjunkturdaten ab: Der ISM-Index zeigt das Produzierende Gewerbe etwas schwächer als erwartet. Der Sub-Index über die Preis-Entwicklung zeigte jedoch deutlich stärkeren Inflationsdruck, was Angst vor einer Zinsanhebung mit sich brachte.

Gegen Mittag sprach dann Fed-Mitglied William Poole und erklärte, dass das Risiko einer Rezession "leicht erhöht" sei. Das machte Anlegern wieder Mut und die Hoffnung auf eine Zinssenkung – prompt kletterten die Indizes wieder. Relativ unbedeutend für den Montagshandel war der Ölpreis, der sich recht stabil knapp unter 66 Dollar pro Aktie hält.

Viel wichtiger waren zahlreiche Übernahmen – und eine Scheidung. Der Dow-notierte Konsumriese Altria Group hat sich offiziell von seiner Lebensmitteltochter Kraft Foods getrennt. Anleger hatten das lange gefordert, da Kraft geringeres Wachstum zeigt als die vor allem international stark laufende Tabak-Sparte. Altria verbesserte sich entsprechend um 3,5 Prozent, während Kraft am ersten Handelstag als eigener Unternehmen um 2,3 Prozent abgab.

Eine Privatisierung gab es im Kreditkarten-Sektor. Der Branchenriese First Data, der Buchungen sowohl für Visa als auch für MasterCard regelt, soll für 29 Milliarden Dollar von der Investorengruppe KKR privatisiert werden. Der Pivat-Investor Sam Zell sichert sich unterdessen Tribune. Der Verlag, zu dem 23 TV-Stationen und einige der größten amerikanischen Zeitungen gehören, hatte sich vor einiger Zeit selbst zum Verkauf angeboten.

Der Kopierer-Hersteller Xerox kauft für 1,5 Milliarden Dollar oder 29 Dollar pro Aktie den Konkurrenten Global Imaging Systems. Die Suchmaschine Google wiederum steigt in den Bieterstreit um DoubleClick ein. Der Vermittler von Online-Werbung wird bereits von Microsoft umworben. Das Interesse der zwei Hightech-Giganten könnte den Preis für DoubleClick auf mehr als 2 Milliarden Dollar treiben.

Die Aufsehen erregendste Partnerschaft gibt allerdings Apple bekannt: Das Unternehmen hat sich mit der Platenfirma EMI auf den Vertrieb von Musik ohne Kopierschutz geeinigt. Für einen Aufpreis können User Titel auf iTunes kaufen, die frei zu tauschen sind und auch auf anderen Spielern als dem iPod laufen. Das könnte iTunes neue Kunden bringen.

Der Hypotheken-Riese New Century Financial hat am Montagmittag Gläubigerschutz angemeldet. Das Unternehmen, das vor einigen Wochen den Kursrutsch in der Branche ausgelöst hatte, kann seine Gläubiger nicht mehr bedienen. Einige Großbanken, darunter die Bank of America, die Citigroup und Barclays, verlangen mehr als 8 Milliarden Dollar zurück, die in Risiko-Kredite geflossen sind und nicht aufgebracht werden können.

Branchenverwandt gab es am Montag die Warnung der M&T Bank. Das Unternehmen aus New York fürchtet, dass sich der Ausfall von Risiko-Krediten dramatisch auf die Bilanz auswirken dürfte. Man senkt die Gewinnerwartungen für das laufende Quartal, und die Aktie verlor mehr als 8 Prozent.

Quelle: ntv.de

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