Müde Vorstellung Nemax ohne Schwung
27.03.2002, 20:35 UhrDie jüngsten Wirtschaftsdaten sind gut, die jüngsten Unternehmensdaten auch. Zum Beispiel die von Kontron. Aber es gab auch weniger gute Meldungen, und die ließen den Nemax nicht gerade in die Höhe schnellen. Das Ganze übrigens bei sehr dünnen Umsätzen. Der Nemax 50 gab 0,3 Prozent ab auf 1.020 Zähler, der Nemax All Share büßte 0,3 Prozent ein auf 1.023 Punkte.
Dabei standen die Chancen für Kursgewinne am Neuen Markt nicht schlecht - zumindest theoretisch. Denn trotz aller guten Konjunkturdaten sind viele Anleger noch skeptisch und wollen erst mal eine Bestätigung in Form gestiegener Unternehmensgewinne abwarten. Die nächste Berichtssaison der Unternehmen beginnt in der Woche nach Ostern.
Bereits in der Woche vor Ostern haben Kontron Embedded Computer die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Und die sind gut ausgefallen: der Münchener Hersteller von Miniatur-Computern hat trotz der weltweiten Konjunkturflaute dem Umsatz um 50 Prozent auf 189 Millionen Euro steigern können. Beim operativen Gewinn wurde trotz eines Zwei-Millionen-Euro-Aufwands für Restrukturierungen eine Steigerung um 18,3 Prozent auf 20 Mio. Euro erzielt.
Begeistern dürften die Anleger aber die Prognosen von Kontron. Im laufenden Jahr will man den Umsatz um weitere 40 Prozent steigern. Beim Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) will Kontron eine Marge von bis zu elf Prozent erzielen. Der Kurs zeigt verhaltene Begeisterung: 9,95 Euro, ein Plus von 2,3 Prozent.
Weniger erfreulich waren die jüngsten Zahlen von Senator Entertainment. Der Berliner Filmproduzent und -rechtehändler ist im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Dabei hat insbesondere das operative Ergebnis unter überproportional hohen Abschreibungen in Höhe von 62,6 Prozent gelitten. Diese rühren vor allem aus der Beteiligung am Multiplexkinobetreiber Cinemaxx. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank es von 18,1 Millionen Euro auf nur noch 5,7 Millionen Euro. Dennoch war die Aktie mit einem Plus von 12,8 Prozent auf 2,30 Euro der größte Gewinner im Nemax 50. Marktbeobachter sprachen von einer technischen Gegenreaktion auf die jüngsten Kursverluste.
Der zum Verkauf stehende Online-Broker Consors hat im Geschäftsjahr 2001 einen Vorsteuerverlust von 213 Millionen Euro eingefahren. Und das nach einem Gewinn von 28,3 Millionen Euro nur ein Jahr zuvor. Wie dramatisch dieser Verlust ist, wird daran deutlich, dass er ein Drittel der aktuellen Marktkapitalisierung von Consors ausmacht. Der Provisionsüberschuss ging in 2001 von 229 auf 126 Millionen Euro zurück. Immerhin erwartet Consors im laufenden Geschäftsjahr 58.000 neue Kunden. Ein Käufer wurde bis zum Abend noch nicht präsentiert. "Die Welt" berichtete aber vorab, dass die französische BNP Paribas wohl die besten Chancen auf einen Zuschlag habe. Die Aktie verlor 1,6 Prozent auf 13,87 Euro.
MediGene hat auf Grund höherer Forschungskosten den Konzernverlust im Geschäftsjahr 2001 "planmäßig" erhöht auf 23,9 Millionen Euro nach 9,3 Millionen Euro im Vorjahr. Immerhin lag das Biotech-Unternehmen damit besser als die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz wurde von 6,4 auf 7,5 Millionen Euro gesteigert. Für das laufende Jahr erwartet MediGene ein Jahresergebnis zwischen minus 30 und plus fünf Millionen Euro. Weiter teilte MediGene mit, man habe gemeinsam mit dem Wirkstoffforschungsdienstleister Evotec OAI neue Wirkstoffe zur Behandlung von Herzkrankheiten identifiziert. Alle Rechte an diesen neuen Substanzen lägen bei MediGene, hieß es weiter. Dennoch verlor Medigene 2,1 Prozent auf 17,43 Euro, Evotec OAI legte dagegen um 2,3 Prozent auf 9,17 Euro zu.
Teleplan hat am Mittwoch 1,2 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung ausgegeben. Wie es heißt, seien die Papiere von der Commerzbank erfolgreich platziert worden. Damit sollen die Übernahmen von Service Partner aus Minneapolis und von IAS aus Mexiko finanziert werden. Der IT-Dienstleister bezifferte die Kosten für die beiden Übernahmen auf insgesamt 50 Millionen Dollar. Die Aktie gab 5,3 Prozent auf 13,50 Euro nach.
Quelle: ntv.de