Doch nicht mit NYSE Borsa Italiana will mit LSE
22.06.2007, 07:29 UhrDie Führung der Mailänder Börse ist Kreisen zufolge für ein Zusammengehen mit der London Stock Exchange (LSE). Die Briten bieten rund 1,6 Mrd. Euro und zwar überwiegend in Aktien. "Der Chef der Borsa Italiana, Massimo Capuano, hat das Mandat, dem Vorschlag zuzustimmen und alles Notwendige zu tun, um die Fusion voranzutreiben", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Es gebe zwar noch eine weitere Offerte, die aber nicht konkret genug sei, um im Verwaltungsrat erörtert zu werden. Das "Wall Street Journal" berichtete, die weltgrößte Börse NYSE Euronext habe den Übernahmekampf um die Italiener eröffnet und ein vorläufiges Gebot über 1,5 Mrd. Euro ausgearbeitet. Eine Sprecherin des Unternehmens lehnte eine Stellungnahme ab.
Den Kreisen zufolge soll die Fusion der Italiener mit der größten europäischen Börse LSE in drei bis vier Monaten abgeschlossen werden. Die Briten bieten demnach 4,9 LSE-Aktien für jeden Borsa-Titel. Zudem würden den Italienern zahlreiche Posten in der Führung einer fusionierten Börse versprochen. Von der italienischen Regierung und auch der Zentralbank kamen erste positive Signale zu einer Fusion mit der LSE.
Mit einem Kauf von Europas viertgrößter Börse dürfte sich die LSE Analysten zufolge vor allem selbst gegen eine Übernahme stemmen. Größter Einzelaktionär der britischen Traditionsbörse ist die Nasdaq mit mittlerweile rund 30 Prozent. Sie hatte sich lange Zeit erfolglos um einen Kauf der LSE bemüht. Nun übernimmt sie die nordische Börse OMX für 2,7 Mrd. Euro.
Die Deutsche Börse sieht sich durch das Fusionsfieber der Branche nicht unter Zugzwang gesetzt. "Unser Fokus liegt auf organischem Wachstum", hieß es in einer im Internet veröffentlichten Präsentation des Unternehmens zu einem Investorentag. Auf die aktuelle Übernahme-Debatte um die Borsa Italiana wurde darin nicht eingegangen. Einige Marktteilnehmer rechneten zuletzt mit einem Einstieg der Börse in das Rennen um die Italiener, da den Frankfurtern allmählich die potenziellen Partner ausgehen.
Der zunehmende globale Wettbewerb zwingt Börsen in der ganzen Welt zur Bündelung ihrer Kräfte, um die hohen Kosten für weitere Handelssysteme zu schultern. Dabei standen die Mailänder Börse und auch die LSE immer wieder im Zentrum der Fusionsspekulationen. Alle Verhandlungen blieben bislang aber erfolglos. Die Deutsche Börse hatte im Herbst 2006 mit der Borsa Italiana Gespräche darüber geführt, zusammen mit der damals von den Deutschen umworbenen Mehrländerbörse Euronext ein Dreierbündnis einzugehen. Dies scheiterte jedoch und Anfang des Jahres schlossen sich schließlich die Nyse und Euronext zur ersten transatlantischen Börse zusammen.
Quelle: ntv.de