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Ein Zeichen der Zugehörigkeit? Affen gähnen aus Sympathie

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Gähnender Schimpanse.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Gähnen steckt an, auch bei Schimpansen. Am ansteckendsten ist der körperliche Reflex, wenn dem Tier sein Gegenüber sympathisch ist. Das finden Forscher bei der Untersuchung von 23 Affen heraus, denen Videos gezeigt wurden.

Gähnen ist vor allem dann ansteckend, wenn einem der Gegenüber sympathisch ist. Schimpansen gähnen häufiger, wenn zuvor ein Familienmitglied herzhaft gegähnt hat, als bei einem weniger bekannten Affen. Das stellten Forscher des Yerkes National Primate Research Centers der Emory Universität in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) bei Versuchen mit den Menschenaffen fest.

"Unsere Ergebnisse belegen die Vermutung, dass ansteckendes Gähnen als Maß für Einfühlungsvermögen genutzt werden kann, da die Tendenzen, die wir beobachtet haben, zuvor schon ähnlich bei Menschen gesehen wurden", schreiben sie im Fachjournal "PLoS ONE". "Die Idee ist, dass Gähnen aus dem gleichen Grund ansteckend ist, wie Lächeln, Stirnrunzeln und andere Gesichtsausdrücke ansteckend sind."

Versuche mit Videos

Matthew Campbell und Frans de Waal hatten 23 ausgewachsene Affen in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Tiere sahen mehrere neun Sekunden lange Videoclips, in denen Schimpansen gähnten oder etwas anderes machten. Wenn die Affen ein Mitglied ihrer Gruppe gähnen sahen, gähnten sie selbst um 50 Prozent häufiger als bei fremden Tieren. Dass gähnen bei Schimpansen - wie auch bei Menschen - ansteckend ist, hatten Wissenschaftler bereits mehrere Jahre zuvor nachgewiesen.

Beim Menschen ist dem Bericht nach bereits bekannt, dass dieselben Bereiche des Gehirns aktiviert werden, wenn jemand Schmerz erfährt oder jemand anderen sieht, der Schmerzen empfindet. Aber auch in diesen Versuchen neigten die Versuchspersonen zu mehr Sensibilität gegenüber Mitgliedern der gleichen sozialen Gruppe.

Den Forschern zufolge können die Erkenntnisse auch einen Einblick in das menschliche Füreinander geben - etwa um Sympathiebarrieren zu brechen. Campbell betont: "Wer das menschliche Einfühlvermögen gegenüber Außenstehenden steigern will, sollte bedenken, dass Techniken zu diesem Zweck an Schimpansen und anderen Tieren getestet werden können." Allerdings lebten Schimpansen in kleinen Gemeinschaften, in denen Unbekannte per Definition als Teil einer anderen sozialen Gruppe betrachtet würden. Im Gegensatz dazu sehen Menschen Außenstehende nicht unbedingt als Teil einer "Fremdgruppe".

Quelle: ntv.de, dpa

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