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Gefährlicher Trend Alkoholabhängigkeit bei Frauen nimmt zu

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Laut Experten sollten Frauen nicht mehr als ein kleines Glas Bier oder Wein am Tag trinken.

(Foto: dpa)

Eigentlich gilt, dass Frauen weniger trinken als Männer. Doch Experten warnen: Sie haben aufgeholt. Mittlerweile konsumieren beide Geschlechter fast gleich viel. Dabei sind die gesundheitlichen Risiken für Frauen noch fataler.

Alkoholsucht trifft nach Darstellung von Experten immer häufiger auch Frauen. Ihr Alkoholkonsum nähert sich zusehends dem von Männern an. "War ein problematisches Trinkverhalten zu Beginn des letzten Jahrhunderts bei Männern noch dreimal so verbreitet wie bei Frauen, lagen Männer zum Ende des 20. Jahrhunderts nur noch geringfügig vorne", erläutert der Chefarzt der Oberbergklinik Berlin/Brandenburg, Bastian Willenborg.

Insbesondere junge Menschen trinken heute annähernd gleich viel, sagt der Spezialist für Suchterkrankungen. Bei Menschen, die zwischen 1991 und 2000 geboren wurden, bestünden kaum noch geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf ihren Alkoholkonsum, wie internationale Studien zeigten. Experten raten Frauen, nicht mehr als 0,25 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein am Tag zu trinken. Für Männer gilt maximal die doppelte Menge. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollten beide Geschlechter komplett auf Alkohol verzichten.

Frauen konsumieren Alkohol gegen Stress und Probleme

Warum trinken nun Frauen immer öfter zu viel Alkohol? Frauen seien heute viel eigenständiger und emanzipierter als früher, erklärt Willenborg. Damit sei auch der Druck gestiegen. Bestes Beispiel sei die Doppelbelastung aus Beruf und Haushalt. Wie Männer versuchten sie dann, mit Alkohol Stress und Probleme wegzudrücken. Um etwa die Familie zusammenzuhalten, gerieten eigene Bedürfnisse und Emotionen schnell in den Hintergrund. Hier komme dann Alkohol als scheinbares Hilfsmittel ins Spiel.

Dabei gibt es besonders für Frauen gute Gründe, äußerst behutsam mit Alkohol umzugehen, wie Willenborg erläutert: "Weibliche Körper haben einen höheren Fett- und einen niedrigeren Wasseranteil als männliche. Da sich der Alkohol auf weniger Flüssigkeit verteilt und Frauen für gewöhnlich eine geringere Masse haben, werden sie dementsprechend schneller betrunken." Zudem könnten Frauen Alkohol nicht so schnell abbauen. Außerdem sei das Risiko für Herz- und Gehirnschäden bei weiblichen Menschen höher. Und: "Das Brustkrebsrisiko steigt selbst bei gemäßigtem Konsum", sagt Willenborg.

Alkohol in der Schwangerschaft führt zu Schädigungen

Besonders gefährlich ist Alkohol in der Schwangerschaft. Rund 2000 Kinder kommen jedes Jahr mit massiven Behinderungen zur Welt, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Die Schädigungen erstrecken sich vom Wachstum über das Zentrale Nervensystem bis zu auffälligen Veränderungen im Gesicht.

Schätzungen gehen davon aus, dass pro Jahr rund 10 000 Neugeborene mindestens Teilstörungen erleiden. Alle Formen dieser vorgeburtlichen Schädigungen werden unter dem Begriff FASD (fetale Alkoholspektrum-Störungen) zusammengefasst. Trotz aller Warnungen halten immer noch 18 Prozent der Bundesbürger ein gelegentliches Gläschen Sekt oder Bier während der Schwangerschaft für vertretbar.

Quelle: ntv.de, cfo/dpa

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