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Grundlage der Proteine Aminosäure im All

Auf der Suche nach den Bausteinen des Lebens im Weltall haben Bonner Astronomen erstmals den nahen Verwandten einer Aminosäure in einer interstellaren Gaswolke aufgespürt. Mit Hilfe verschiedener Radioteleskope stießen sie im Sternbild Schütze auf Spuren der Verbindung Aminoacetonitril. Das Molekül (NH2CH2CN) ist chemisch eng verwandt mit der einfachsten Aminosäure Glycin (NH2CH2COOH) und ein möglicher Vorläufer davon. Nach Angaben der Max-Planck-Gesellschaft ließen sich Aminosäuren bislang zwar in Meteoriten auf der Erde nachweisen, nicht aber im Raum zwischen den Sternen.

Die Forscher um Arnaud Belloche vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie stellen ihre Entdeckung im Fachjournal "Astronomy & Astrophysics" vor. Aminosäuren bilden sämtliche Proteine und gelten daher als Bausteine des Lebens wie wir es kennen. Bislang seien im Weltall mehr als 140 verschiedene Moleküle gefunden worden, betonte die MPG. Zwar sei ein Großteil davon organisch, also wie die Chemie des uns bekannten Lebens auf Kohlenstoff aufgebaut, aber Aminosäuren seien nicht darunter. Auch nach der einfachsten Aminosäure Glycin sei bislang vergeblich gesucht worden.

Wegen dieser Schwierigkeiten hätten sich die Forscher daher auf den möglichen Vorläufer Aminoacetonitril konzentriert. Fündig wurden sie mit einem 30-Meter-Radioteleskop in der spanischen Sierra Nevada in einem sehr heißen und dichten Gasklumpen, der bei Astronomen als "Heimat der großen Moleküle" bekannt ist. In dieser Brutstätte neuer Sterne sind bisher die meisten organischen Moleküle nachgewiesen worden, darunter auch komplexe Verbindungen wie Ameisensäure, Formaldehyd und Ethylalkohol.

Solche Moleküle leuchten nur in ganz bestimmten Frequenzen, die sich als charakteristische Linien im Strahlungsspektrum bemerkbar machen. 51 aus einem "Wald" von 3700 solcher Spektrallinien ließen sich eindeutig dem Aminoacetonitril zuordnen, wie Belloche erläutert. Zwei Radioteleskop-Netzwerke in Frankreich und Australien hätten diese Beobachtung bestätigt. "Die Entdeckung von Aminoacetonitril hat unser Verständnis der chemischen Vorgänge in dichten, heißen Sternentstehungsgebieten deutlich erweitert", urteilt Institutsdirektor Karl Menten. "Ich denke, wir werden in Zukunft zahlreiche weitere, noch komplexere organische Moleküle im interstellaren Gas nachweisen können. Mehrere Kandidaten haben wir schon!"

Quelle: ntv.de

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