Imker sind machtlos Bienen produzieren sehr wenig Honig
17.07.2013, 15:43 Uhr
Die Bienen konnten in diesem Jahr erst spät mit der Ernte beginnen. Der Winter ist schuld.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Honigernte fällt dieses Jahr sehr schlecht aus. Ganze Bienenbestände sind in Gefahr. Nicht nur der lange Winter, sondern auch Pestizide und winzige Spinnentiere machen den unverzichtbaren Insekten zu schaffen. Die Varroa-Milbe nämlich hat verheerende Folgen für die Bienen.
Durch den langen Winter ist die Honigernte im Frühjahr bundesweit schlechter ausgefallen als üblich. Wegen der langen Kälteperiode haben die Bienen die Blütephase von Raps und Löwenzahn verpasst. "Als alles auf einen Schlag blühte, hatten viele Völker noch keine Flugbienen und konnten nicht ausschwärmen", sagte die Sprecherin des Deutschen Imkerbundes, Petra Friedrich. Der Verband rechnet damit, dass deutscher Honig in diesem Jahr einen deutlich geringeren Marktanteil als die sonst üblichen 20 Prozent erreichen wird. Zwar sei die Frühjahrsernte auch im letzten Jahr schlechter als üblich gewesen, "aber damals hatten die Imker noch Vorräte aus dem Jahr 2011, das gut gewesen ist", sagt Friedrich. "Nun sind die Kammern leer."
Auch Werner Mühlen, Bienenbeauftragter der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, zieht eine negative Frühjahrsbilanz: "Die Ernte ist deutlich geringer, weil alle Pflanzen plötzlich und gleichzeitig geblüht haben." Als der lange Winter vorbei war, hatten die Bienen zwar Honig produziert, mussten ihn aber in der folgenden Kälteperiode gleich wieder verbrauchen, "um zu heizen", so Mühlen. Er bedauert auch, dass sich diese schlechte Ernte eigentlich gar nicht auf den Verbraucher auswirkt: "Die Imker haben zwar weniger eigenen Honig, der wird dadurch aber nicht teurer - das ist schlecht und schade." Seine Prognose für die Sommerernte ist dagegen positiv: Vor allem die jüngste Hitze- und Wärmeperiode sei "fantastisch" für die Bienen.
Imker Michael Krusch hat den Einfluss des langen Winters auf seine Bienenstöcke auch gespürt. Gut 50 Prozent weniger Honig als sonst hat er deshalb im Frühjahr geerntet. "Normal sind rund 25 Kilo pro Volk - diesmal habe ich nur 10 Kilo geerntet." Die Bienen seien zu spät in die Gänge gekommen, erklärt er. Fünf Tage frostfrei lassen das Schlüpfen beginnen, das 21 Tage dauert. 21 weitere Tage haben die Bienen "Stockdienst" und fliegen dann erst aus. "Was normal Anfang Februar passiert, dauerte jetzt bis April." Entsprechend weniger Honig erwartet der Imker für das gesamte "Bienenjahr", das von März bis September dauert: "Die Jahresernte von 35 bis 40 Kilo werden wir nicht erreichen."
Varroa-Milbe beeinflusst Gene

Eine Biene ist an ihrem Hinterleib von einer Varroa-Milbe befallen. Diese gilt als eine der größten Bedrohungen für die Imkerei.
(Foto: dpa)
Hinzu kommt auch in diesem Jahr wieder der Verlust der Bienen, der von der Varroa-Milbe verursacht wird und etwa 15 Prozent ausmacht. "Im Jahr 2012 waren das über 20 Prozent, normal sind um die 10 Prozent", sagte Friedrich vom Deutschen Imkerbund.
Honigbienen verändern beim Beifall mit der Varroa-Milbe die chemische Struktur der Haut und ihre Gehirnfunktion. Das geht aus einer Studie des französischen Institut national de la recherche agronomique (Inra) hervor, die jetzt in der Zeitschrift "BMC Ecology" veröffentlicht wurde.
Deswegen gilt die Varroa-Milbe als mitverantwortlich für das weltweite Bienensterben. Die winzigen Spinnentiere schwächen auch Larven, indem sie ihnen Flüssigkeit entziehen. Zudem übertragen sie beim Einstechen und Saugen Krankheiten von Biene zu Biene und können so ganze Völker zerstören.
Die Inra-Forscher infizierten einzelne Tiere mit der Milbe. In der Folge veränderte sich die Aktivität von 455 Genen im Gehirn der Bienen. Einige dieser Gene spielen bei Nervenfunktionen und Nahrungssuche eine Rolle. Die Tiere erlitten auch eher Vireninfektionen als andere.
Infizierte Tiere wurden nicht aus ihrem Stock vertrieben, obwohl die Milben Teile auf der Haut verändern, auf deren Basis Bienen Mitglieder ihres Volkes erkennen. "Wir nehmen an, dass sie den Stock freiwillig verlassen, vielleicht als Folge der Genveränderungen im Gehirn", sagte die Leiterin der Studie, Cynthia McDonnell.
EU verbietet Pestizid
Ein weiterer Grund für das Bienensterben sind weltweit genutzte Pflanzenschutzmittel. Zum Schutz der Bienen schränkt die EU den Einsatz des Pestizids Fipronil nun deutlich ein. Das Pflanzenschutzmittel darf zum Beispiel nicht mehr zur Behandlung von Maissamen eingesetzt werden. Das beschlossen Vertreter der EU-Staaten in Brüssel, wie die EU-Kommission mitteilte. Das Einsatzverbot soll ab dem kommenden Jahr gelten, bis Ende Februar darf behandeltes Saatgut noch gepflanzt werden. Nach zwei Jahren soll die EU-Kommission das Teilverbot überprüfen.
Zu den Firmen, die Produkte mit Fipronil herstellen, gehört auch BASF. Die Firma erklärte, das Verbot sei unnötig: "Gemeinsam mit der Mehrheit der Experten bleibt das Unternehmen überzeugt, dass der Niedergang der Bienenbestände von zahlreichen und komplexen Faktoren verursacht wird und dass die Beschränkung von Fipronil nicht zum Bienenschutz beitragen wird." Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich hingegen erfreut: "Das beschlossene Verbot ist ein weiterer dringend notwendiger Schritt in Richtung Bienenschutz."
"Hohes akutes Risiko für Honigbienen"
Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hatte Fipronil Ende Mai als "hohes akutes Risiko für Honigbienen" eingestuft, wenn es bei Mais eingesetzt werde. Für Maissaat soll das Mittel deshalb ebenso wie für Sonnenblumensamen verboten werden. Für Pflanzen, die vor der Blüte geerntet werden - zum Beispiel Rosenkohl oder Lauch - soll der Einsatz erlaubt bleiben. Ausnahmegenehmigungen soll es für Gewächshäuser geben. Die EU-Kommission muss den Beschluss noch formell annehmen.
Es handelt sich nicht um das erste Verbot, das die EU zum Wohl der Bienen ausspricht: Im Frühjahr beschloss sie bereits Teilverbote für die Pflanzenschutzmittel Clothianidin, Imidacloprid und Thiametoxam. Sie gelten schon ab Dezember.
Quelle: ntv.de, dpa