Höher als die Eiger-Nordwand "Dawn" entdeckt steile Kraterwände auf Ceres
10.09.2015, 11:59 Uhr
Dieses Bild von Zwergplanet Ceres wurde am 19. August mit der Raumsonde Dawn aus einer Entfernung von 1470 Kilometern aufgenommen.
(Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA)
Die Nasa-Sonde "Dawn" umkreist derzeit den Zwergplaneten Ceres und sorgt für immer neue, erstaunliche Entdeckungen. Diesmal sind es extrem steile Kraterwände, die Kilometer in die Höhe ragen. Nicht nur hierfür haben Forscher noch keine Erklärung.
Der Zwergplanet Ceres wäre ein herausforderndes Ziel für Alpinisten: Auf dem 326 Millionen Kilometer entfernten Himmelskörper gibt es Kraterwände, die höher sind als die berühmte Eiger-Nordwand, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln mitteilte. Neue Aufnahmen der Nasa-Sonde "Dawn" zeigen demnach, dass die Wand des Ceres-Kraters Occator an manchen Stellen fast 2000 Meter steil in die Höhe ragt. Zum Vergleich: Die steile Nordwand des Eiger in den Berner Alpen ist gut 1800 Meter hoch.
An manchen Stellen sei der Rand des Occator-Kraters "fast senkrecht, an anderen Stellen ist sehr viel Material ins Innere des Kraters nachgerutscht", erläuterte der DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann. Warum Occators Kraterrand mal stabil und mal sehr instabil ist, können sich die Wissenschaftler demnach noch nicht erklären.
Es sind nicht die ersten rätselhaften Entdeckungen auf dem Zwergplaneten. Bereist im Frühjahr fotografierte die Sonde "Dawn" mysteriöse, extrem helle Flecken in einem Krater auf der Oberfläche. Auch ein sechs Kilometer hoher und an der Basis 12 Kilometer breiter pyramidenförmiger Berg sorgt für heftige Spekulationen unter den Wissenschaftlern. Bei Letzterem, wie auch bei den hellen Flecken, könnte es sich um Salze handeln. Gewissheit darüber gibt es bisher aber nicht.
Mit den Aufnahmen der deutschen Kamera von "Dawn" erstellen die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Planetenforschung derzeit ein dreidimensionales Geländemodell von Ceres. "Dawn" umkreist den Zwergplaneten in einer Höhe von 1470 Kilometern und soll sich der Ceres-Oberfläche demnächst auf bis zu 375 Kilometer nähern.
Aufschluss über Entstehung unseres Planetensystems
Die Nasa-Raumsonde war Anfang März nach mehr als siebenhalbjähriger Reise in eine Umlaufbahn um den eisigen Zwergplaneten eingeschwenkt. Ceres ist mit fast 1000 Kilometern Durchmesser der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel zwischen den Planeten Mars und Jupiter.
Die Erforschung des Zwergplaneten soll Aufschluss über die Entstehung unseres Planetensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren geben. Seither hat Ceres sich nach bisherigen Erkenntnissen kaum verändert: Der 1801 entdeckte und nach der römischen Göttin des Ackerbaus benannte Himmelskörper blieb in der Frühphase seiner Entwicklung stecken. Doch das Bild könnte die "Dawn"-Mission nun revidieren: Die hellen Flecken deuten laut Forschern etwa darauf hin, dass der Zwergplanet auch in jüngster Vergangenheit geologisch Aktiv war.
Der kugelrunde Zwergplanet ist bereits die zweite Station der 2007 gestarteten Mission "Dawn" (englisch "Morgendämmerung"): Im Juli 2011 hatte die Sonde den Asteroiden Vesta erreicht, den sie bis September 2012 umkreiste.
Geleitet wird die "Dawn"-Mission vom Jet Propulsion Laboratory der US-Weltraumbehörde Nasa. Das Kamerasystem an Bord der Sonde wurde unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung und dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze in Braunschweig entwickelt und gebaut.
Quelle: ntv.de, Richard Heister, AFP