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Fünf Jahre nach der Katastrophe Fische um Fukushima kaum belastet

Fischstand auf dem Tsukiji-Markt in Tokio.

Fischstand auf dem Tsukiji-Markt in Tokio.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Folge der Katastrophe von Fukushima gelangten große Mengen radioaktiver Stoffe in den Pazifik. Fünf Jahre später messen Wissenschaftler die Belastung von Meeresfischen. Die Werte sind nicht höher als in der Nordsee.

Nach dem Atomunfall von Fukushima sind die Meeresfische in der Region kaum noch radioaktiv belastet. Das berichten japanische Forscher nach der Auswertung von Messdaten verschiedener Arten aus unterschiedlichen Regionen Japans. Selbst Fische, die am Meeresgrund leben und daher als besonders gefährdet galten, seien kaum noch kontaminiert, schreibt das Team um Hiroshi Okamura vom Nationalen Forschungsinstitut für Fischereiwissenschaft in Kanagawa in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Bei Süßwasserfischen sind die Werte hingegen etwas höher.

Bei dem Reaktorunglück vor fünf Jahren gelangten große Mengen radioaktiver Stoffe in den Pazifik. Seitdem ließ die japanische Regierung insbesondere Lebensmittel aus dem Meer auf ihre Strahlenbelastung untersuchen. Die Messungen konzentrierten sich auf die beiden Cäsium-Isotope Cs-134 und Cs-137, die Halbwertzeiten von etwa 2 und 30 Jahren haben.

Die Forscher um Okamura analysierten die Daten von April 2011 bis Ende März 2015, die von verschiedenen Arten und aus verschiedenen Präfekturen stammten. Anhand eines statistischen Modells erstellten sie ein Schema der räumlichen und zeitlichen Verteilung des Belastungsrisikos.

Resultat: Seit April 2011 nahm die Belastung der Meeresfische stetig ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kontamination mit beiden Isotopen den Grenzwert von 100 Becquerel pro Kilo (Bq/kg) übersteige, sei in Fukushima für Salzwasser- und Süßwasserfische sehr gering. Allerdings könne die Kontamination von Süßwasserfischen der Präfektur über 20 Bq/kg liegen, was für Meeresfische ebenfalls äußerst unwahrscheinlich sei.

Kein zusätzliches Risiko

Die Forscher führen den Unterschied darauf zurück, dass das Cäsium in Süßwasserfischen wegen des unterschiedlichen Stoffwechsels länger verbleibt. Zudem dürfte der Verdünnungseffekt in Seen, Bächen und Flüssen deutlich schwächer sein als im offenen Ozean. Belastet waren etwa der Japanische Saibling (Salvelinus leucomaenis) in vier Präfekturen und der Japanische Aal (Anguilla japonica) in drei Präfekturen.

Die Forscher betonen aber, dass Süßwasserfische zum Verzehr in Japan hauptsächlich aus Aquakulturen stammen und nicht aus freier Wildbahn. Fische aus Kulturen seien Analysen zufolge nur geringer Strahlung ausgesetzt. "Das höhere Kontaminationsrisiko von Süßwasserfischen aus freier Wildbahn um Fukushima sollte keine ernste Lebensmittelsorge sein, sondern ein Problem für Freizeitfischer und Tourismusindustrie, denn die Freizeitfischerei wird eingeschränkt oder verboten, wenn ein Fisch über dem Grenzwert (100 Bq/kg) gefangen wird", schreiben sie.

"Die Resultate passen zu den früher veröffentlichten Daten", sagt Marc-Oliver Aust vom Institut für Fischereiökologie in Hamburg. "Messwerte von Fischprodukten, die aus dem Pazifik stammen und in Deutschland untersucht wurden, liegen im Bereich jener Werte, die man in der Nordsee findet. Fische aus dem Pazifik können daher derzeit ohne zusätzliches Risiko durch radioaktive Stoffe verzehrt werden."

Quelle: ntv.de, ali/dpa

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