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Studie: Nur leichte Nebenwirkungen H1N1-Impfstoff gut verträglich

Laut einer Studie ist der Impfstoff gegen Schweinegrippe gut verträglich. (Bild: dpa)

Der Impfstoff gegen die Schweinegrippe ist einer Studie zufolge gut verträglich. Wie der Radiosender NDR 90,3 berichtete, kann er in vielen Fällen sogar niedriger dosiert werden als bislang angenommen. Dies sei der Zwischenstand der Untersuchung aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz. Vom 19. Oktober an können die Bundesländer die Impfdosen in Berlin abholen.

Die von der Bundesregierung bestellten 50 Millionen Impfdosen werden nach den Ergebnissen der Studie, an denen auch das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin beteiligt ist, für mehr als ein Drittel der Bevölkerung ausreichen. Zunächst war geplant, die Menschen zweimal zu impfen. Kinder von sechs Monaten bis neun Jahren sollten zweimal eine halbe Erwachsenendosis erhalten; Erwachsene bis 60 Jahren müssten nur einmal geimpft werden, um gegen das Schweinegrippe-Virus geschützt zu sein, sagte BNI-Forscher Jakob Cramer, mit Verweis auf jüngste Empfehlungen des Robert Koch- Instituts. Lediglich ältere Menschen sollten sich zweimal impfen lassen, weil ihr Immunsystem stärker stimuliert werden müsse.

Nach Cramers Angaben ist es bei den Studienteilnehmern nur zu leichten Nebenwirkungen wie Hautrötungen und Gliederschmerzen gekommen. Diese Ergebnisse seien repräsentativ, er habe keine Bedenken, den Impfstoff nun im großen Umfang einzusetzen, sagte Cramer. Einzige Ausnahme seien Schwangere, denen eine Impfung ohne das sogenannte Adjuvans empfohlen werde, das dem Impfstoff beigefügt ist, um seine Wirkung zu verstärken. Diese Variante des Impfstoffs sei allerdings in Deutschland noch nicht verfügbar.

Schweinegrippe nicht unterschätzen

Das Robert Koch-Institut (RKI) warnte davor, die Schweinegrippe zu unterschätzen. Man müsse damit rechnen, dass es im Winter zu mehr und auch zu schwereren Erkrankungen komme, sagte RKI-Präsident Jörg Hacker am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Aus den bislang meist milden Krankheitsverläufen und relativ geringen Fallzahlen könne man nicht auf ein geringeres künftiges Risiko schließen. Das Virus habe das Potenzial, sich zu verändern und weiter zu entwickeln.

Impfungen beginnen Ende Oktober

Die Schweinegrippe-Impfung soll in Deutschland am 26. Oktober oder wenige Tage darauf starten. Nach neuen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollen zunächst Medizinpersonal sowie Menschen mit chronischen Krankheiten geimpft werden. Dazu zählen Krankheiten der Atmungsorgane sowie Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenleiden, Diabetes oder eine HIV-Infektion. Zudem sollten Schwangere geimpft werden, vorzugsweise ab dem vierten Monat. Später könnten sich alle übrigen Menschen impfen lassen.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie befürwortet Impfungen für Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, deren Krankheit schwer verläuft oder die eine Therapie erhalten, die das Immunsystem dämpft. Da Verträglichkeitsstudien mit dem Impfstoff bei Rheumapatienten jedoch fehlten, sei vor der Impfung eine ärztliche Beratung nötig.

Kritik an Impfaufrufen und Zulassungsverfahren

Der Ärztliche Direktor des Gemeinschaftskrankenhauses Witten- Herdecke, Stefan Schmidt-Troschke, kritisierte hingegen die Impfaufrufe. Der Impfstoff sei in einem "ultraverkürzten Zulassungsverfahren" auf den Markt geworfen worden, sagte der Mediziner in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau (Freitag). Schmidt-Troschke ist Vorsitzender des Vereins Ärzte für individuelle Impfentscheidung. Der im Impfstoff enthaltene Verstärker könne das Immunsystem von jungen Menschen, Schwangeren und Kindern stark schwächen. Die USA seien zum Beispiel viel vorsichtiger, sagte Schmidt-Troschke. Dort enthalte der Impfstoff keine Verstärker.

Das Paul-Ehrlich-Institut verweist dagegen auf die Vorteile der Immunverstärker: "Diese Zusatzstoffe rufen eine verstärkte Immunantwort hervor, die auch dann noch wirksam ist, wenn sich das Virus punktuell in seinen Oberflächenbausteinen verändert", schreibt das Institut. Der Impfstoff schütze daher auch noch, wenn sich die krankmachende Wirkung des Virus verändere. Zudem seien die Substanzen gut geprüft.

Quelle: ntv.de, dpa

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