Mechanismus der Samenselektion Klebrige Eiweißfäden fangen Spermien ab
29.06.2017, 09:56 Uhr
Spermien vor einer Eizelle.
(Foto: imago/Westend61)
Spermien stehen im direkten Wettstreit miteinander, denn nur eines kann die Eizelle befruchten. Dass dabei manche durch bestimmte Eiweißfasern am Weiterkommen behindert werden, überrascht selbst die Forscher.
Forscher der Universität Ulm und der University of California sind erstaunt, als sie sehen, dass Eiweißfäden im Sperma, sogenannte Amyloidfäden, sich an beschädigte Spermien anlagern und diese damit als Konkurrenz für gesunde Spermien ausschalten. Diese "Spermienfallen", wissenschaftlich auch als Amyloid-Fibrillen bezeichnet, waren bisher nur mit Krankheiten in Verbindung gebracht worden. Die Forscher der Universität Ulm konnten bereits vor zehn Jahren zeigen, dass Amyloid-Fibrillen die Bindung von HI-Viren an die Zielzellen erleichtern. Mit den neuen Erkenntnissen über die fehlgefalteten, klebrigen und unlöslichen Eiweißfäden kommt nun eine natürliche biologische Funktion der Amyloid-Fibrillen hinzu.

Die elektronmikroskopische Aufnahme zeigt ein Spermium mit angelagertem Amyloid.
(Foto: Jinny Wong, Gladstone Institutes)
"Wir konnten mit unserer Forschung nachweisen, dass im Sperma vorkommende Amyloid-Fibrillen beschädigte und überflüssige Spermien an der Fortbewegung hindern. Die unbrauchbaren Samenzellen werden festgehalten und schließlich von den Makrophagen, den Fresszellen des Immunsystems, verzehrt und somit beseitigt", erklärt Nathallie Sandi-Monroy von der Universität Ulm die Vorgänge. Die Eiweißfäden tragen also zur Samenselektion bei und verschaffen so gesunden Samenzellen einen gewissen Fortpflanzungsvorteil.
Hilfe beim Sperma-Abbau
Zudem unterstützen die Amyloid-Fibrillen wohl auch den Abbau von überschüssigem Sperma. Das ist wichtig, denn für den weiblichen Organismus sind männliche Samenzellen vor allem eines: Fremdkörper und Eindringlinge mit hohem Antigen-Potenzial, die das Immunsystem herausfordern und daher nach dem Befruchtungsakt so schnell wie möglich zu beseitigen sind.
Die Wissenschaftler konnten mit ihren Untersuchungsergebnissen beweisen, dass die Amyloid-Fibrillen, die natürlicherweise im Sperma vorhanden sind, nicht nur in Verbindung mit Krankheiten zu sehen sind, sondern auch eine wichtige biologische Funktion im Organismus übernehmen.
Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachjournal eLife.
Quelle: ntv.de, jaz