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Heilung plus Immunität Neuer Wirkstoff soll vor Masern schützen

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Das neue Medikament wird die Impfung nicht ersetzen, könnte aber helfen, lokale Masernausbrüche einzudämmen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Trotz eines wirksamen Impfstoffes bleiben Masern ein weltweites Problem. Die Krankheit als Kinderkram abzutun, wird ihr nicht gerecht. Jedes Jahr sterben rund 150.000 Menschen an einer Maserninfektion. Jetzt soll ein neues Medikament zur Ausrottung des Virus beitragen.

Neue Hoffnung im Kampf gegen Masern: Forscher haben ein Medikament entwickelt, das Infizierte vor einer Erkrankung schützen und die Ausbreitung des Virus verhindern könnte. Im Tierversuch habe sich gezeigt, dass der Wirkstoff die Vermehrung des Virus im Körper hemmt und die Tiere vor einem tödlichen Krankheitsverlauf schützt, wie Wissenschaftler des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) in Langen und der Georgia State University Atlanta in den USA in der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Science Translational Medicine" berichteten.

Die Forscher testeten den Wirkstoff an einem am PEI entwickelten Tierversuch mit Frettchen. Für ihre Untersuchungen verwendeten sie einen sehr engen Verwandten des Masernvirus, das Hundestaupevirus. Eine Infektion mit dem Virus ist für unbehandelte Frettchen tödlich. Wurden die Tiere dagegen ab dem dritten Tag nach Infektion für 14 Tage mit dem neuartigen Hemmstoff behandelt, überlebten alle Frettchen die Infektion. Die Behandlung führte zudem zu einem Immunschutz gegenüber dem Masernvirus - eine erneute Infektion blieb folgenlos.

Lokale Ausbrüche eindämmen

Zudem könnte das neue Medikament bei lokalen Ausbrüchen eine Weiterverbreitung des Virus verhindern und Menschen im Umfeld eines Infizierten, die noch keine Symptome entwickelt haben, schützen. Das Mittel könnte den Forschern zufolge kostengünstig hergestellt, gelagert und über den Mund verabreicht werden.

Die entscheidende Hürde bei der Entwicklung von Medikamenten gegen Viren ist häufig die Entwicklung von Resistenzen. Die Mittel sind dann weitgehend wirkungslos. Experimente mit einigen resistenten Virusvarianten zeigten demnach aber, dass die von ihnen ausgelöste Infektionskrankheit abgeschwächt oder der Infektionsverlauf verlangsamt war. "Unsere Untersuchungen erlauben zudem die Vorhersage, dass sich eine solche Resistenz in der Bevölkerung nicht ausbreiten würde", zumal Masernausbrüche in der Regel lokal begrenzt seien, erklärte Veronika von Messling, Leiterin der Veterinärmedizin am PEI.

Weitere Forschungen nötig

Den Experten zufolge sind nun weitere Forschungen nötig, bevor das Medikament beim Menschen angewendet werden könnte. Zugleich verwiesen die Wissenschaftler ausdrücklich darauf, dass das Medikament die Masernimpfung nicht ersetzt. Die Impfung sei "der einzige sichere und wirksame Schutz vor Maserninfektionen", betonte das PEI.

Trotz weltweiter Anstrengungen zur Ausrottung der Masern sterben jedes Jahr rund 150.000 Menschen daran. Auch in Deutschland kommt es aufgrund von Impflücken in der Bevölkerung immer wieder zu Ausbrüchen. Allein im vergangenen Jahr wurden dem Robert Koch-Institut 1775 Masernfälle in Deutschland gemeldet.

Ursprünglich hatte sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel gesetzt, die Masern bis 2010 in Europa zu eliminieren. Wegen unzureichender Impfraten in vielen Ländern wurde als neues Ziel 2015 anvisiert.

Quelle: ntv.de, ail/AFP

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