Zu viel Fleisch und Fett "Prostatakrebs ist heilbar"
11.11.2010, 10:44 Uhr
(Foto: Lennert B / Wikimedia unter cc-by-sa)
Prostatakrebs ist zur häufigsten Krebsart bei Männern geworden. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 64.000 Prostatakarzinome diagnostiziert. Das tückische an der Erkrankung ist, dass sie im Anfangsstadium keine Symptome auslöst. Aus diesem Grund raten Ärzte Männern ab 45 Jahren zur regelmäßigen Früherkennungsuntersuchung, denn nur wenn Prostatakrebs früh genug erkannt wird, kann er auch geheilt werden, sagt dem Bonner Urologen Reinhold M. Schaefer.
n-tv.de: Warum erkranken so viele Männer an Prostatakrebs?
Reinhold M. Schaefer: Die Ursachen für die Entstehung von Prostatakrebs konnten bisher wissenschaftlich nicht einwandfrei festgestellt werden. Klar ist jedoch, dass es eine genetische Disposition für die Erkrankung gibt. Aus diesem Grund werden auch Männer, deren Väter oder Brüder Prostatakrebs hatten, in Deutschland als Risikopatienten eingestuft. Zudem konnte ein Zusammenhang zwischen der Lebens- und Ernährungsweise und der Häufigkeit von Prostatakrebs festgestellt werden. Unter Verdacht steht der in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöhte Fleisch- und Fettkonsum.
Was kann mann denn tun, um Prostatakrebs abzuwenden?
Ganz wichtig ist, regelmäßig zu allen Früherkennungsuntersuchungen zu gehen. Prostatakrebs ist heilbar, wenn er früh genug entdeckt wird. Je später die Erkrankung erkannt wird, umso weniger Therapiemöglichkeiten gibt es. Im frühen Stadium kann man beispielsweise eine Strahlenbehandlung machen. Das kann durch kleine Strahler geschehen, die direkt in die Prostata eingesetzt werden und dort für einen gewissen Zeitraum die Strahlen abgeben, die die bösartigen Zellen zerstören. Auch die komplette Entfernung der Prostata ist nur im Frühstadium möglich, weil sonst Nerven zerstört werden, die für die Erektion und die Erhaltung der Kontinenz verantwortlich sind. Es lohnt sich also für Männer ab 45 Jahren, die an der Erhaltung ihrer Sexualität und ihrer Lebensqualität interessiert sind, regelmäßig diese Früherkennungsuntersuchungen durchführen zu lassen.
Wie sieht denn so eine Früherkennungsuntersuchung bei Ihnen in der Praxis aus?
Wir Urologen haben verschiedene Werkzeuge zur Früherkennung. Eine der wichtigsten ist die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein ausschließlich im Prostatagewebe gebildetes Eiweiß. Es ist im Ejakulat und im Blut gesunder Männer zu finden und dient der Verflüssigung des Samens. Der PSA-Wert aus dem Blut ist der exakteste Tumormarker den es bisher in der Medizin gibt.
… und wird aus diesem Grund auch von den Krankenkassen bezahlt?
Nur für privatversicherte Patienten. Die gesetzlichen Krankenkassen sträuben sich immer noch, die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut, ein Betrag von ungefähr 15 Euro, zu bezahlen. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen haben jedoch eine jährliche Prostatauntersuchung für Männer ab 45 Jahren in ihrem Leistungskatalog.
Kann die Bestimmung des PSA-Wertes im Blut die von Männern oftmals gefürchteten Tastuntersuchungen ersetzen?
Nein! Die Prostata ist eine ungefähr walnussgroße Drüse, die vor dem Mastdarm des Mannes liegt. Durch Tastuntersuchungen, die vom Mastdarm aus durchgeführt werden, haben wir Ärzte die Möglichkeit, rund ein Viertel der Drüse auf Veränderungen zu untersuchen. Diese Untersuchung ist schmerzlos, reicht aber meiner Meinung nach als sinnvolle Früherkennungsmaßnahme nicht aus.
Was raten Sie, sollte noch gemacht werden?
Die Erfassung des persönlichen Risikos und die jährliche Bestimmung des PSA-Wertes durch einen erfahrenen Urologen sollten die Grundpfeiler der regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen sein. Da der PSA-Wert von Mann zu Mann verschieden sein kann, sollte er jährlich mit den Vorwerten verglichen werden. Durch ihn können nicht nur Krebserkrankungen, sondern auch Prostataentzündungen und -vergrößerungen festgestellt werden. Männer mit einem unbedenklichen PSA-Wert und ohne persönliches Risiko brauchen nur alle zwei Jahre zur Kontrolle zu kommen.
Welche Beschwerden kann Prostatakrebs auslösen?
Männer bekommen meist erst Beschwerden, wenn der Tumor so groß ist, dass er auf die Harnröhre drückt. So kann es zu Beschwerden beim Wasserlassen kommen, die sich in Form von Schmerzen beim Urinieren, übermäßigem Harndrang oder schwachem Harnfluss äußern kann. Auch Blut im Urin oder im Ejakulat ist möglich. Zudem können Erektionsstörungen und Impotenz auftreten. Bei diesen Symptomen sollten Betroffene unverzüglich einen Arzt aufsuchen, auch wenn nicht immer ein bösartiger Tumor dahintersteckt.
Mit Reinhold M. Schaefer sprach Jana Zeh
Quelle: ntv.de