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Anerkennung als "Dark Sky Park"? Rhön setzt auf Schummerlicht

Sternenhimmel über der Rhön (Nachtaufnahme mit Superweitwinkel)

Sternenhimmel über der Rhön (Nachtaufnahme mit Superweitwinkel)

(Foto: dpa)

Das Biosphärenreservat Rhön will sich als erster Sternenlicht-Park Deutschlands positionieren. Im Drei-Länder-Eck von Hessen, Thüringen und Bayern könnte dann der Sternenhimmel wieder besser sichtbar werden. Touristiker wollen das Konzept als Attraktion nutzen - und starten damit einen Wettlauf mit dem Westhavelland.

Eine Region sieht schwarz: Während in Städten wie Frankfurt am Main und Kassel nachts die Straßenlaternen und Neonröhren strahlen, will das einzige Biosphärenreservat (BR) Hessens auf Schummerlicht setzen. Mit speziellen Lampen und Sensibilisierung für das Thema Lichtverschmutzung will die hessische Verwaltungsstelle des BR Rhön schützen, was in manchen Teilen der Welt unsichtbar geworden ist: den Sternenhimmel. Würde ein Anerkennungsverfahren als Dark Sky Park eingeleitet, könnte ein Gebiet am Drei-Länder-Eck und im Ulstertal (Landkreis Fulda) das erste Sternenlicht-Reservat in Deutschland werden. Derzeit wird die Initiative geprüft.

Laut einer Studie von Andreas Hänel vom Planetarium Museum am Schölerberg in Osnabrück gehört die Rhön zu den Regionen in Deutschland, "wo noch fast natürlich dunkler Sternenhimmel erlebt werden kann, der nicht zu stark durch künstliches Licht aufgehellt wird". Der 57-jährige Physiker und Astronom hat als Leiter der Fachgruppe Deutschland der International Dark Sky Association (IDA) im Auftrag des länderübergreifenden Biosphärenreservats im März 2011 die Qualität des Nachthimmels gemessen. Sein Ergebnis: Die Rhön eigne sich wegen ihres geringen Helligkeitswerts sehr gut.

Wenige Lichtquellen

Das Gebiet - 5400 Hektar groß - liegt vor allem an der Grenze von Hessen zu Bayern. Dort gebe es wenig künstlichen Lichtquellen. Hänel hält sogar eine Ausdehnung auf 8000 Hektar für möglich. Der Nachthimmel sei dort so dunkel, dass der Staub im Sonnensystem gegenüber der Sonne, der sogenannte Gegenschein, zu erkennen sei.

Nachthimmel über der Radarstation auf der Wasserkuppe.

Nachthimmel über der Radarstation auf der Wasserkuppe.

(Foto: dpa)

Damit dieses Gebiet als Dark Sky Park anerkannt werden kann, muss das Reservat aber umrüsten: Die Straßenbeleuchtung muss abgeschirmt werden, darf nicht nach oben strahlen. Eine Einschränkung der Lebensqualität sieht Hänel durch die Verdunklung nicht. "Es geht ja nicht darum, den Strom in der Rhön abzuschalten." Man wolle vielmehr erreichen, für das Thema "Lichtverschmutzung" zu sensibilisieren, bewusst mit Beleuchtung und Elektrizität umzugehen. "Denn der Himmel ist das älteste Kulturgut der Menschheit."

Hobby-Astronomin Sabine Frank, die 2010 während ihres Studiums der Sozial- und Kulturwissenschaften an der Hochschule Fulda ein erstes Konzept zum Sternenpark erstellt hat und schon jetzt Sternenführungen anbietet, fasst es plakativ zusammen: "Es geht um Licht an, aber clever." Durch die immer heller werdenden Nächte gehe quasi die Artenvielfalt am Himmel verloren. In Städten wie Fulda seien kaum mehr als einige wenige Hauptsternbilder zu sehen, in Großstädten sei der Sternenhimmel zum Teil ganz verschwunden.

Touristisches Aushängeschild

Für die Rhön sieht Frank nur Vorzüge: Die Einrichtung des Dark Sky Parks sei nicht nur eine Chance zur Einsparung von Strom, Immissionen und Kohlendioxid. Mit der Zertifizierung erhalte die Rhön ein weiteres touristisches Aushängeschild: Hoteliers, Gastronomen, Astronomen und Touristiker der Region oder das Fuldaer Planetarium könnten Sternenwanderungen anbieten. Damit könnte das Tourismusangebot bereichert werden. Es könnten Astrologen und Fotografen zu Astro-Treffen in die Rhön gelockt werden. In Naturschutz und Forschung entstünden neue Betätigungsfelder.

Ähnlich äußert sich Martin Kremer, Geschäftsführer des Trägervereins des hessischen Teils des BR und zuständiger Sachgebietsleiter beim Landkreis Fulda. Er hat das Antragsverfahren zum Dark Sky Park ins Gespräch gebracht. In den kommenden Monaten will er mit seinen Kollegen in Bayern und Thüringen sowie mit den Kommunen reden. Das Anerkennungsverfahren als Sternenhimmel-Reservat stehe noch am Anfang. Hobby-Astronomin Sabine Frank mahnt, nicht zu lange zu warten: Auch die Region Westhavelland arbeitet daran, das erste Sternenlicht-Reservat der Republik zu werden.

Quelle: ntv.de, Norman Zellmer, dpa

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