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Bremse für radioaktive Stoffe Schleimschicht kann Uran filtern

Biofilme könnten eine wichtige Rolle bei der Sicherheit von Endlagern für hochradioaktive Stoffe spielen.

Biofilme könnten eine wichtige Rolle bei der Sicherheit von Endlagern für hochradioaktive Stoffe spielen.

Dresdner Forscher haben ein Bakterium untersucht, dass die Atomlager-Suche revolutionieren könnte. Das Bakterium sei in der Lage, Uran in Kristallen zu binden. So könnte eine Austritt in die Umwelt verhindert werden.

Forscher des Dresdner Helmholtz-Instituts haben in einem zukünftigen Lager für radioaktiven Abfall in Finnland einen Schleim entdeckt, der Endlager sicher abschotten könnte. Das gab das Institut in einer Pressemitteilung bekannt.

Gefahrenquelle in Endlagern seien Lecks, die durch bestimmte Bakterien verursacht würden. Diese fräßen sich durch alte, Brennstäbe beinhaltende Kanister, wodurch der Austritt von radioaktivem Material drohe. Verhindert werden könne dies durch Schleimschichten, wie Evelyn Krawczyk-Bärsch vom Institut für Ressourcenökologie am Helmholtz-Institut erklärt. Diese Mikroorganismen seien eine Mischung aus Bakterien, Algen und Pilzen. Wie Schwämme könnten sie die Schwermetalle auffangen.

Im untersuchten Gebiet fanden sich solche Schleimschichten entlang von Gesteinsklüften. "Uns ging es nun darum, ob sie unter den gegebenen Umständen das gelöste Uran an sich binden können", erläutert Krawczyk-Bärsch die Motivation für die Untersuchung.

Mikroorganismen halten radioaktive Stoffe aus der Nahrungskette

Die Rossendorfer Forscherin simulierte deswegen gemeinsam mit Kollegen in einem Experiment den Fall eines leckenden Kanisters, aus dem Uran austritt. Dafür setzten sie eine Schleimschicht-Probe in eine Flusszelle ein. Über diese ließen die Wissenschaftler anschließend in einem geschlossenen Kreislauf Wasser laufen, das sie im Labor mit dem radioaktiven Stoff versetzt hatten. "So konnten wir die Bedingungen vor Ort nachahmen". Bereits nach 42 Stunden hätten die Forscher festgestellt, dass sich die Menge des radioaktiven Stoffes im Grundwasser verringert habe.

Das lässt darauf schließen, dass das gelöste Uran gebunden wurde. Die Mikroorganismen hätten auf diese Weise die Wahrscheinlichkeit, dass der radioaktive Stoff in die Nahrungskette des Menschen gelangt, verringert. Denn die Bakterien haben das Uran im Biofilm gespeichert - ein möglicher Weitertransport wurde somit gestoppt.

"Theoretisch könnte es ein Ansatz sein, um uranverseuchte Gebiete zu säubern. Das ist dann aber eher eine technische Fragestellung. Uns geht es jedoch erst einmal darum herauszufinden, wie Mikroorganismen die Sicherheit von potentiellen Endlagern beeinflussen", so die Wissenschaftlerin. Wie die Studie der Forscher zeigt, können die kleinen Lebewesen eine entscheidende Rolle spielen. Die Kriterien zur Suche nach einem sicheren Endlager für hochradioaktive Stoffe müsse somit um einen Punkt ergänzt werden.

Quelle: ntv.de, apo

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