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"Nicht mit Menschenwürde vereinbar" Test auf Down-Syndrom erhältlich

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In der Adolph-Diesterweg-Grundschule in Falkensee (Brandenburg).

(Foto: picture alliance / dpa)

Kritiker warnen vor Selektion, der Hersteller will Schwangeren riskante Eingriffe ersparen: Ein Bluttest auf das Down-Syndrom sorgt seit Langem für Furore. Jetzt ist er auf dem Markt - in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz.

Der umstrittene vorgeburtliche Bluttest auf das Down-Syndrom ist auf dem Markt. Er sei in mehr als 70 Praxen und Kliniken in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz verfügbar, teilte der Hersteller LifeCodexx in Konstanz mit. Der Test sei "ausschließlich schwangeren Frauen zugänglich, die sich in der 12. Schwangerschaftswoche oder darüber befinden und die ein erhöhtes Risiko für beim ungeborenen Kind tragen".

Der Chromosomen-Fehler Trisomie 21 führt zu geistigen Behinderungen und körperlichen Auffälligkeiten.

Ein Verbot des Bluttests hatte unter anderem der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe, gefordert. Nach seiner Argumentation ist der "Praena-Test" nicht mit geltendem Recht - etwa zur Menschenwürde - vereinbar. Er stützte sich auf ein Rechtsgutachten, demzufolge der Test weder mit der Menschenwürde noch mit Artikel 3 des Grundgesetzes vereinbar ist. Auch Ethiker und Kirchen hatten sich gegen das neue Verfahren ausgesprochen. Viele sehen die Gefahr der Selektion.

Neun von zehn Frauen treiben schon jetzt ab

Trisomie 21 führt zu geistigen Behinderungen und körperlichen Auffälligkeiten. Bisher wird mit einer Fruchtblasenpunktion getestet, die medizinische Probleme bis hin zur Frühgeburt verursachen kann. Beim neuen Test genügt eine Blutprobe der Mutter.

Nach Angaben des baden-württembergischen Sozialministeriums entscheiden sich schon jetzt neun von zehn Frauen für eine Abtreibung, wenn die Fruchtwasseruntersuchung eine Trisomie 21 ergibt.

Quelle: ntv.de, dpa

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