Zu wenig Ballaststoffe Westliche Ernährung schlecht für Darm
03.08.2010, 11:39 UhrZu viel Fett, Zucker und Stärke: Die westlichen Ernährungsgewohnheiten schaden offenbar unserer Darmflora. Das könnte erklären, warum sich etwa Autoimmunerkrankungen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei uns immer mehr verbreiten, während sie zum Beispiel in Afrika weitgehend unbekannt sind.

"Wie vor 10.00 Jahren": Offenbar haben wir uns von den Ernährungsgewohnheiten, die für uns am Besten sind, weit entfernt.
Die Ernährungsgewohnheiten in der westlichen Welt scheinen die Darmflora ungünstig zu verändern. Damit werden die Menschen womöglich anfälliger für Darmkrankheiten und Übergewicht. Dies vermuten Wissenschaftler nach einem Vergleich der Bakterien im Darm von 14 Kindern aus Burkina Faso und 15 aus der italienischen Stadt Florenz. Die Zusammensetzung im Darm der italienischen Kinder war nicht so vielfältig wie bei den jungen Afrikanern. Die Studie des Teams um Carlotta De Filippo von der Universität Florenz ist in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften erschienen.
Die afrikanischen Kinder essen viel Getreide und Gemüse, nur selten gibt es ein wenig Hühnerfleisch. Die Nahrung ist folglich reich an Stärke und Ballaststoffen. Der Gehalt an Fett und tierischem Protein fällt hingegen gering aus. Die Kinder ernährten sich damit in etwa so, wie es die Menschen vor rund 10.000 Jahren taten, kurz nach der Einführung des Ackerbaus, schreiben die Forscher. Ganz anders die Mahlzeiten in Italien: Wie in anderen Industrienationen herrschen viel Zucker, Stärke, Fett und tierische Proteine vor. Ballaststoffe machen nur einen kleinen Anteil aus.
Dieser Unterschied in der Ernährung spiegelte sich deutlich in der Zusammensetzung der Darmbakterien wider: Bei den afrikanischen Kindern fanden sie Forscher einen deutlich höheren Anteil Actinobacteria und Bacteroidetes, zwei der vier dominierenden Bakterienstämme im Darm. Bei den italienischen Kindern kamen genau die anderen beiden anderen Stämme häufiger vor – Firmicutes und Proteobacteria.
Anfälliger für Übergewicht
Vor allem das Verhältnis von Firmicuten zu Bacteroidetes trenne die afrikanischen von den europäischen Kindern, heißt es in der Studie. In anderen Untersuchungen zuvor sei klar geworden, dass dieses Verhältnis auch übergewichtige von normalgewichtigen Menschen unterscheide. Vermutlich seien Kinder aus Industrienationen deshalb auch anfälliger für Übergewicht.
Die Unterschiede wurden deutlich, sobald die Kinder feste Nahrung bekamen. Während der Stillzeit unterschied sich die Darmflora kaum. Einzelne Gattungen von Bakterien kamen nur bei den afrikanischen Kinder vor, etwa Prevotella und Xylanibacter, berichten die Wissenschaftler. Dies sei vermutlich eine Folge der sehr ballaststoffreichen Nahrung, denn Bakterien dieser Gattungen können bestimmte, ansonsten unverdauliche Pflanzenstoffe, wie Xylan oder Xylose, verwerten. Sie produzieren daraus kurzkettige Fettsäuren, die Energie bereitstellen und die Studien zufolge den Darm vor Entzündungen schützen.
Die Untersuchung zeige, dass die Ernährung die Darmflora stärker beeinflusse als andere mögliche Faktoren, die die Versuchsgruppen unterschieden, etwa die sanitären und hygienischen Bedingungen, das Klima oder die Zugehörigkeit zu einer Ethnie. Die "Verarmung" der Darmflora bei Kindern aus Industrienationen führe dazu, dass einige ihrer schützenden Eigenschaften verloren gehen.
Möglicherweise sei dies für die Zunahme an Autoimmunerkrankungen und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in den Industrieländern verantwortlich. Solche Erkrankungen sind in Afrika so gut wie unbekannt.
Quelle: ntv.de, dpa