Jod spielt wichtige Rolle Ist Meersalz gesünder?
09.08.2011, 07:12 Uhr
Das riecht nach Urlaub: Meersalzgewinnung auf La Palma, Kanaren.
(Foto: Bernd Meier-Welt / pixelio.de)
Es gibt ja viele Rezepte, die zum Kochen Meersalz empfehlen. Meist habe ich solches gar nicht zur Hand und verwende daher normales Tafelsalz. Das schmeckt auch. Aber wäre Meersalz eigentlich gesünder? fragt Simon S. aus Berlin.
Was für eine Frage. Meersalz, das klingt doch schon gesund. Es klingt nach Mineralien, insbesondere nach Jod. Und kaum denkt man dran, scheint vor dem geistigen Auge die Sonne am wolkenlosen Himmel, eine leichte Brise umweht die Ohren und die Nase ist plötzlich von diesem typischen Duft erfüllt, dem Geruch des Ozeans. Meersalz, das klingt so natürlich, das kann nur besser sein als anderes Speisesalz.

Die großen Kristalle sorgen - sofern sie nicht verkocht werden - für einen stellenweise sehr intensiven Salzgeschmack. Doch Mineralien sind in Meersalz nicht in nennenswerten Mengen enthalten.
(Foto: Wikipedia / Pinpin)
Von wegen. "Viele Menschen vermuten, Meersalz wäre vielleicht gesünder als Siede- oder Steinsalz", sagt die Ökotrophologin Sabine Ellinger. "Aber das stimmt definitiv nicht. Es gibt Speisesalz, das wertvoller ist als Meersalz." – Aha, das macht neugierig. Welches sollte das sein? "Aus ernährungsphysiologischer Sicht", so die Expertin, "ist Speisesalz dann hochwertig, wenn es jodiert ist. Denn", führt Ellinger aus, "die Jodversorgung ist bei vielen Menschen, die in Deutschland leben, nicht optimal. - Wenn Speisesalz jodiert ist, dann ist das auf der Verpackung entsprechend deklariert."
Zu wenig Jod im Essen
Tatsächlich sollten gesunde Jugendliche und Erwachsene je nach Altersgruppe täglich 180 bis 200 Mikrogramm Jod aufnehmen, doch das gelingt den wenigsten. "Um diese Lücke zu schließen, ist jodiertes Speisesalz eine gute Quelle", betont die Ernährungswissenschaftlerin der Uni Bonn. Aber auch dieses Salz lässt sich – ihren Ausführungen zufolge – noch übertreffen: "Es gibt Speisesalz, das nicht nur mit Jod, sondern auch mit Folsäure und Fluorid angereichert ist. Da auch die Versorgung mit Folat häufig suboptimal ist und das auch bei Fluorid vermutet wird, ist dieses Salz besonders zu empfehlen."

PD Dr. Sabine Ellinger ist Ökotrophologin am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Universität Bonn.
(Foto: Ellinger / Universität Bonn)
Steckt in Meersalz also gar nicht so viel Jod wie häufig vermutet? "Nein", sagt Ellinger ganz klar. "Seefische, wie etwa Hering und Kabeljau, enthalten tatsächlich relativ viel Jod. Das liegt daran, dass sich das Jod im Fisch anreichert. Aber das Meersalz ist nicht jodreich."
Und noch eine Enttäuschung: Meersalz schmeckt nicht einmal anders. "Speisesalz ist Speisesalz", sagt die Expertin. "Natriumchlorid eben. Geschmackliche Unterschiede gibt es nicht."
"Fleur de Sel" begeistert Köche
Eine Ausnahme allerdings bildet unbehandeltes Salz, das als solches im Handel ist. Dazu gehört zum Beispiel die "Fleur de Sel", eine hauchdünne Schicht Meersalz, die sich nur an heißen und windstillen Tagen auf der Wasseroberfläche der Salzgärten bildet und dann in Handarbeit mit einer Holzschaufel abgeschöpft wird. Dieses Salz enthält geringe Anteile an Calcium- und Magnesiumsulfat, die für einen leicht bitteren Geschmack sorgen.

Aus den Salzgärten der Île de Ré stammt die exquisite und teuer gehandelte "Fleur de Sel".
(Foto: Wikipedia)
Im "Sel gris", dem grauen Salz, sind außerdem kleinste Algen- und Tonteilchen enthalten. Auch sie sind nicht ganz geschmacksneutral. Doch das übliche, gewaschene Meersalz schmeckt nicht anders als herkömmliches Speisesalz.
Einen Unterschied mag es dennoch geben: Wenn das Kochen mit Meersalz Erinnerungen an den einen oder anderen Urlaub an der Küste weckt, ist das durchaus mit Wohlgefühl verbunden. Und das stellt sich mit Steinsalz wohl nur schwerlich ein ...
Quelle: ntv.de