Frage & Antwort Warum sind Konservendosen rund?
01.08.2017, 08:47 Uhr
Schön gestapelt. Wären die Dosen eckig, ginge das noch besser.
(Foto: imago stock&people)
Ob sie für den Transport verpackt werden oder im Supermarkt-Regal stehen: Konservenbüchsen lassen sich zwar gut in der Höhe stapeln, nicht aber neben- und hintereinander. Rund wie sie sind, bleiben immer Lücken. Warum sind die Dosen nicht eckig?
Zugegeben: Dosenwerfen macht mehr Spaß, wenn die Treffer vom Tisch rollen können. Aber solange die Büchsen gefüllt sind und im Küchenschrank stehen, wären Ecken und Kanten manchmal wünschenswert. Die Konserven wären dann auch neben- und hintereinander lückenlos stapelbar und würden insgesamt weniger Platz wegnehmen. Warum bleiben Hersteller trotzdem bei der unpraktischen Rundform?
Ganz einfach: Transport und Lagerung sind nicht alles, wenn es um die Dosen geht. Auch die Stabilität spielt eine Rolle - und die Art und Weise, wie die Lebensmittel in den Büchsen haltbar gemacht werden. "Für die Konservierung wäre die Kugel die ideale Form", sagt Niko Tessin, der beim Verband Metallverpackungen in Düsseldorf die Abteilung Technik leitet. "Aber das lässt sich weder produktionstechnisch vernünftig machen, noch wäre es für Logistik und Lagerung zweckmäßig."
Haltbar ohne Konservierungsstoffe
Nein, das stimmt, mit Kugeldosen im Küchenschrank wäre nichts gewonnen – im Gegenteil. Da purzelte alles durcheinander. Dann doch lieber Zylinderbüchsen. Aber was geschieht bei der Konservierung, dass Dosen-Bälle dafür eigentlich am besten geeignet wären? "Oft besteht da bei Verbrauchern ein Missverständnis", sagt Tessin. "Manche denken, bei Konserven werden chemische Konservierungsstoffe eingesetzt. Aber das ist gar nicht der Fall. Bei der klassischen Konserve wird die Konservierung durch einen thermischen Prozess erreicht." Anders gesagt: Die Lebensmittel werden durch Erhitzen haltbar gemacht – und zwar dann, wenn der Deckel bereits luftdicht auf der Dose ist.
"Die Produkte werden abgefüllt", erklärt Tessin, "und kommen in verschlossenem Zustand in eine bestimmte Apparatur, den Autoklav." Der bringt die Dosen dann samt Inhalt auf Temperatur. Wie hoch die ist, richtet sich nach dem jeweiligen Lebensmittel und auch nach der gewünschten Haltbarkeitsdauer. "Wenn eine richtige Sterilisierung erreicht werden soll", sagt der Experte, "dann steigen die Temperaturen deutlich über 100 Grad Celsius."
Dosen unter Druck
Was erwärmt wird, dehnt sich aber aus. Das gilt auch für die Flüssigkeiten in den Konservendosen. Deren Ausdehnung erfolgt nach allen Seiten – "also kugelförmig", sagt Tessin. "Man kann sich das vorstellen wie bei einem Luftballon, in den man hineinbläst. So sähe auch die Konservendose beim Erhitzen aus, wenn sie denn beliebig verformbar wäre."
Diesem Druck, der sich bei der Konservierung bildet, sind nicht alle Verpackungen gewachsen. Und da die Kugel aus den von Tessin genannten Gründen den Praxistest nicht besteht, ist die zylindrische Büchse ein guter Kompromiss. "Durch die runde Dosenform, wie wir sie kennen, ist die Stabilität beim Erhitzen eher gewährleistet, als wenn man da jetzt noch Ecken reinbringen würde", so der Experte.
Bei den Ecken würde es im Autoklaven ohnehin nicht bleiben. Zu sehr drängt der Doseninhalt mit steigenden Temperaturen in die Kugelform. So haben sich die runden Dosen bewährt. Deren Deckel wölben sich beim Erhitzen zusehends nach oben und sinken später, wenn sie mit kaltem Wasser abgekühlt werden, wieder ab – ganz ohne dass die Stabilität leidet.
Die wird übrigens durch die Rillen, die viele Dosen rundum zieren, noch erhöht. "Das sind die sogenannten Sicken", sagt Tessin. "Man kennt solche Zacken oder Wellen von Wellpappe. Die ist stabiler als flaches Papier. Und so ist das auch bei Metall." Deswegen macht es meist auch nichts, wenn die Dosen mal runterfallen. Bis auf Beulen können Stürze ihnen für gewöhnlich nichts anhaben.
Fazit: Wenn sie beim Stapeln auch Platz verschenken, so machen runde Büchsen doch einiges mit - nicht nur beim Dosenwerfen.
Quelle: ntv.de