Fundsache

Fundsache, Nr. 273 Opferbereite Riesenpalme

Wie kann das sein? Die Palme ist riesig, so riesig, dass sie sogar auf Google Earth zu sehen ist. Und trotzdem wurde sie erst jetzt entdeckt. Auf Madagakar stieß ein französischer Cashewnuss-Farmer auf die für die Wissenschaft völlig neue Palmen-Gattung.

Tahina spectabilis, so ihr Name, wird bis zu zwanzig Meter hoch. Ihre Blätter können einen Durchmesser von fünf Metern erreichen. Damit gehören sie zu den größten unter den Blütenpflanzen. Doch die Palme ist nicht nur groß, sie opfert sich auch noch auf. Ihr Lebenszyklus ist es, der sie besonders interessant macht. Hat die Pflanze ihre volle Höhe erreicht, erklären Biologen um John Dransfield vom Königlichen Botanischen Garten im englischen Kew, treibt sie an der Stammspitze einen riesigen Blütenstand aus, an dessen zahlreichen Seitenästen hunderte winziger Blüten sitzen. Jede davon kann befruchtet werden und zu einer Frucht heranreifen. Um Bestäuber anzulocken, produziert sie Nektar im Übermaß. Er tropft aus den Blüten heraus und zieht unzählige Insekten und Vögel an. Für ihren Fortbestand tut die Palme also einiges, möglicherweise sogar zu viel. Denn ihre Nährstoffvorräte werden dabei vollständig verbraucht. Jede Tahina spectabilis kann nur einmal blühen. Denn damit übernimmt sie sich so sehr, dass sie abstirbt.

Die nächsten Verwandten von Tahina spectabilis wachsen in China, Arabien und Thailand. Auf Madagaskar ist sie bislang einzigartig. Die Palme wächst am Fuße eines Kalkstein-Felsens in tiefer und nährstoffreicher Erde, die während der viermonatigen Regenzeit überflutet wird. Dransfield und seine Kollegen schätzen, dass es allenfalls hundert Exemplare der Art gibt. Er glaubt, dass die Palme wegen ihrer Seltenheit, aber auch wegen des ungewöhnlichen und langwierigen Lebenszyklus nicht vorher bemerkt wurde. Zusammen mit den Bewohnern eines nahen Dorfes wollen die Wissenschaftler nun ein Schutzkonzept für die Pflanze entwickeln. Außerdem sollen Samen nach Kew und in andere botanische Gärten gebracht werden.

Quelle: ntv.de

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