Fundsache

Fundsache, Nr. 434 Schildkrötenpanzer enträtselt

Die Entstehung des Schildkrötenpanzers, über die sich schon Generationen von Forschern den Kopf zerbrochen haben, scheint geklärt: Ein in China gefundenes, 220 Millionen Jahre altes Fossil deutet darauf hin, dass die Schildkröten zunächst die Meere bevölkerten und dafür einen Bauchpanzer ausbildeten. Der Ganzkörperpanzer entstand erst später, wie das Team um Lau Li Jun am Museum für Naturkunde in Hangzhou herausfand, das seine Ergebnisse in der jüngsten Ausgabe des Magazins "Nature" veröffentlicht. Das in der südwestlichen Provinz Guizhou gefundene Fossil aus der Zeit weit vor dem Aussterben der Dinosaurier ist demnach das fehlende Element zur Bestätigung dieser Theorie.

Eine der gängigen Hypothesen zur Entstehung des Schildkrötenpanzers sieht in dieser Schutzschicht eine spezielle Weiterentwicklung der Haut. Die knochenartigen Plättchen auf der Schildkrötenhaut wären demnach mit den Generationen zu einer Platte zusammengewachsen, die ihrerseits mit den Rippen verschmolz. Eine widerstreitende Theorie ging schon immer davon aus, dass sich der Bauchpanzer der Schildkröten zuerst herausgebildet habe. Später hätten sich dann Rippen zu einem vollständigen Panzer weiterentwickelt, in den sich die Schildkröten vor Feinden flüchten konnten.

Schutz vor Angriffen aus der Tiefe

Das in China gefundene Fossil, eine "bezahnte, halb gepanzerte" Schildkröte, untermauert nach Angaben der Hangzhouer Forscher die zweite These. Das paläontologische Relikt der Art mit dem wissenschaftlichen Namen Odontochelys semitestacea deutet darauf hin, dass die unmittelbaren Vorfahren der heute üblichen Schildkröten im Meer lebten. Der Transformationsprozess ist noch bei Schildkrötenjungen nachzuvollziehen, war aber an ausgewachsenen Tieren nicht nachweisbar. Den Bauchpanzer benötigte die halb gepanzerte Schildkröte zum Schutz gegen Räuber, die von unten heranschwimmen konnten. Ein solcher Panzer wäre für Landschildkröten eher verzichtbar gewesen, da deren Feinde vor allem von oben kommen.

Quelle: ntv.de

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