Fundsache

Fundsache, Nr. 248 Wiegendrucke

Ein wertvoller Wiegendruck, "Das Narrenschiff" auf Französisch, ist in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar zu sehen. Die Bibliothek zeigt ab dem 2. Dezember 60 frühe Buchdrucke aus der Zeit vor dem Jahr 1500.

Unter dem Titel "Welt der Wiegendrucke" präsentiert sie bis zum 3. August 2008 im Renaissancesaal unter anderem die Schedelsche Weltchronik von 1494, aufwendig gestaltete Bibeln, die Werke von Aristoteles auf Griechisch, Reiseberichte, Notendrucke und Volksbücher. Die Forschungsbibliothek besitzt 427 dieser Wiegendrucke. "Es ist die wertvollste Sammlung unter den Drucken der Bibliothek", sagte Direktor Michael Knoche. Sie war während des verheerenden Bibliotheksbrandes im September 2004 in der wissenschaftlichen Landesbibliothek in Karlsruhe zur Katalogisierung. In Weimar wurden die Inkunabeln im Stadtschloss und nicht im Stammhaus der Bibliothek aufbewahrt.

"Die Bezeichnung 'Wiegendrucke' leitet sich vom lateinischen Wort 'incunabula' für Wiege ab", sagte die Kustodin Eva Raffel. Johann Gutenberg (um 1400-1468) habe mit seiner bahnbrechenden Technik der beweglichen Lettern die Buchkunst revolutioniert. Statt mühselig Schriften und Bücher per Hand abzuschreiben, konnten sie nun in beliebiger Anzahl und in schneller Folge vervielfältigt werden. Die ersten Wiegendrucke erinnerten in Gestaltung und Aufteilung noch sehr an die handgeschriebenen Vorgänger. Zum Druck nachträglich hinzugefügt wurden beispielsweise Ranken, große Buchstaben und Farben. Es gab auch bald komplizierte Farbdrucke in Rot und Schwarz und sogar Dreifarben-Drucke.

"Das Besondere an der Weimarer Sammlung ist der hohe Bestand an griechischen Inkunabeln" sagte Raffel. Experten gehen davon aus, dass von 1454 - der Erfindung des Buchdrucks - bis zum Ende des Jahrhunderts - 35 000 Inkunabel-Ausgaben gedruckt wurden. Lediglich 66 davon wurden in griechischer Sprache gedruckt, weil die Buchstaben und Sonderzeichen so kompliziert waren. "Weimar besitzt davon allein 14." Zu den Prachtstücken gehört die erstmals gedruckte Aristoteles- Ausgabe aus dem Jahr 1495.

Quelle: ntv.de

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