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"Braune Kinderzimmer" Undercover-Reporter zeigen Zusammenhänge mehrerer Anschläge

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Die Polizei ermittelt inzwischen.

Die Polizei ermittelt inzwischen.

(Foto: David Inderlied/dpa)

Zwei Brände und eine Festnahme wegen vermutlicher Anschlagspläne. Die Vorfälle scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben. Doch dann zeigen Recherchen von RTL und "Stern" - dahinter steht mutmaßlich eine rechtsextreme Chatgruppe. Deren Mitglieder sind sehr jung und die Behörden zunächst ahnungslos.

Ein abgebranntes Kulturhaus im südbrandenburgischen Altdöbern. Die Polizei geht zunächst von einem technischen Defekt als Brandursache aus. Eine mit Pyrotechnik beschossene Flüchtlingsunterkunft im thüringischen Schmölln. Die Täter sind vermeintlich Unbekannte. Ein 21-Jähriger aus einem Dorf im Landkreis Meißen, der einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim geplant haben soll. Ein Sondereinsatzkommando nimmt den Mann fest.

Über diese drei Fälle haben Medien in ganz Deutschland in den vergangenen Wochen und Monaten berichtet. Was bisher niemand wusste: Diese drei Fälle hängen miteinander zusammen. Denn drei der mutmaßlichen Täter sind Mitglieder einer rechtsradikalen Chatgruppe namens "Letzte Verteidigungswelle", in der sich Kinder und Jugendliche radikalisieren - und teils Anschläge vorbereiteten oder besprachen.

Die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaften erfuhren erst durch die Recherchen von RTL und "Stern" von dem mutmaßlichen Anschlagsplan auf die Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg, ebenso wie die wahren Hintergründe des Brandes in Altdöbern. Inzwischen sprechen sie nicht mehr von einem technischen Defekt, sondern dem Verdacht einer schweren Brandstiftung. In beiden Fällen - Altdöbern wie Schmölln - liegen "Stern" und RTL Chatverläufe und Videos vor, die die Täterschaft nahelegen.

Verfassungsschützer sind alarmiert. "Wir beobachten, dass immer mehr junge Leute sich rechtsextremistischen Gruppierungen anschließen", sagt Jörg Müller, Brandenburgs Verfassungsschutzchef. Manche dieser Jugendlichen seien im Alter zwischen 12 und 14 Jahren. Seit Sommer des vergangenen Jahres beobachten Verfassungsschützer neue rechtsextreme Jugendgruppierungen, die sich im digitalen Raum organisieren. Sie vernetzen sich über Chatgruppen bei Whatsapp, Signal oder Telegram. In diesen Chatgruppen finde eine "Turboradikalisierung" der Jugendlichen statt, warnt Müller.

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"Die letzte Verteidigungswelle" ist nicht die einzige Gruppe, andere nennen sich "Jung & stark", oder "Deutsche Jugend Voran". "Die jungen Nazis sind gewalttätig. Das geht von Sachbeschädigungen über körperliche Angriffe auf politische Gegner bis hin zu Brandanschlägen", so Müller im Interview mit "Stern" und RTL. "Bei solchen Taten nehmen Neonazis eine Gefahr für Leib und Leben der Opfer in Kauf."

Die ganze Recherche und der Undercovereinsatz mit verdeckter Kamera in einer gefährlichen rechtsextremen Szene ist in der 60-minütigen Doku "Stern Investigativ - Braune Kinderzimmer" (Ein Film von Angelique Geray, Markus Frenzel und Tim Kickbusch) auf RTL+ abrufbar.

Quelle: ntv.de, sba

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