Ein Zwischenruf Der Anfang von Merkels Ende
14.09.2005, 10:54 UhrVon Manfred Bleskin
So rasch, wie Angela Merkel Paul Kirchhof als Steuer-As aus dem Ärmel geholt hat, so eifrig wird nun an dem Stuhl gesägt, auf dem er noch gar nicht sitzt. Oder besser am Fahrradsattel. Zwar hält die Kanzlerkandidatin der Union an dem einstigen Verfassungsrichter fest, doch spätestens am Sonntag um 18.00 Uhr dürfte dessen Zeit vorbei sein. Trotz der gebetsmühlenartig wiederholten Formel, dass Kirchhofs Steuerkonzept die Vision und das Wahlprogramm der Union die künftige praktische Politik ist: Am Ende hat es Angela Merkel wohl selbst nicht mehr geglaubt. Es gelang ihr einfach nicht, den Vorwurf des Unsozialen glaubwürdig zurückzuweisen.
Friedrich Merz, der nun neben Kirchhof auf dem Tandem Platz nehmen soll, wird vor (Schaden-) Freude in den Keller seines Elternhauses geeilt sein und dort noch einmal so richtig in die Saiten seiner alten Gitarre gegriffen haben, um bei "Wipe Out!" den Frust der vergangenen Monate outzuwipen, will sagen: wegzuwischen.
Die Rückkehr des Friedrich Merz, der auf dem Tandem vorn Platz nehmen wird, ist der Anfang vom Ende der Angela Merkel. Das wird sich über kurz oder lang zeigen. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff hat ihr schon vors Schienbein getreten, als er nach gescheiterten Treffen der Unionsspitzen mit der DGB-Führung einen pfleglichen Umgang mit den Gewerkschaften anmahnte. Dessen saarländischer Kollege Peter Müller nimmt angesichts der sinkenden Umfragewerte für CDU/CSU flugs seine Zusage zurück, nach dem 18. September für ein Ministeramt an der Spree zur Verfügung zu stehen. Und der hessische Regierungschef Roland Koch schweigt so nachhaltig, dass es der Kanzleranwärterin laut in den Ohren klingen muss.
Wie heißt es in einem alten (ost-) deutschen Volkslied: "Ein Jegliches hat seine Zeit, Bäume pflanzen, Bäume abhau’n ...". Oder absägen eben.
Quelle: ntv.de