"Rotes Tuch" für Polen Erika Steinbach
04.03.2009, 08:54 UhrErika Steinbach hat das geplante Zentrum gegen Vertreibungen zu ihrer Sache gemacht. Die 65-Jährige kämpfte unermüdlich für eine Dokumentationsstätte in Berlin, um die Erinnerung an Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg wachzuhalten. Die CDU-Politikerin steht seit 1998 an der Spitze des Bundesverbandes der Vertriebenen (BdV). Damals läutete sie einen Generationswechsel ein, denn zum ersten Mal wurde eine Angehörige der "Kindergeneration" Präsidentin. Nun sollte sie für den BdV in den Stiftungsrat der Bundesstiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" einziehen.
Steinbach wurde 1943 in Rahmel in Westpreußen geboren, dem heutigen Rumia in Polen. Sie hat keine Erinnerungen mehr an ihren Geburtsort. "Heimat ist für mich ein unerfülltes Gefühl, das niemals eine Chance hatte zu wachsen", sagte sie einmal. Für viele Polen bis in die höchsten Ebenen der Politik wurde Steinbach wegen ihrer Forderung nach einem Zentrum gegen Vertreibungen zu einem "roten Tuch". Eine polnische Zeitung kritisierte, Steinbach sei eigentlich gar keine echte Vertriebene; ihr Vater sei damals als Wehrmachtssoldat nur zufällig dort stationiert gewesen, ihre Mutter ebenfalls erst Anfang der 1940er Jahre nach Westpreußen gelangt.
Auf der Flucht vor der Roten Armee kam sie 1945 zunächst nach Schleswig-Holstein, 1950 nach Hanau in Hessen. Seit 1990 ist die verheiratete Steinbach für die Frankfurter CDU im Bundestag. Beruflich wollte sie eigentlich Geigerin werden. Wegen eines geschädigten Fingers machte sie aber ein Diplom in Verwaltungswirtschaft und Informatik.
Quelle: ntv.de