Gottfried UrbanMulti-Asset-Ansatz
In einem gut ausbalancierten Depot müssen mindestens fünf verschiedene Anlageklassen vertreten sein, meint Gottfried Urban, Vorstand der Neue Vermögen AG.
Wer Ende 1993 ein konservatives Depots mit 90 Prozent internationalen festverzinslichen Wertpapieren mittlerer Laufzeit und 10 Prozent deutscher Aktien zusammenstellte, erlebte ein Jahr später eine böse Überraschung. Die Aktien büßten zehn Prozent ein. Schlimmer noch: Durch den starken Zinsanstieg verloren internationale Rentenpapiere ebenfalls zehn Prozent. Sie konnten den Verlust nicht ausgleichen. Damit ein Depot in jeder Marktlage Geld verdient, wäre es also wichtig gegenläufige, sogenannte nicht korrelierende Anlageklassen miteinander zu kombinieren.
Drei von fünf gewinnen
Ich empfehle in einem ausgewogenen Depot mindestens fünf Anlageklassen abzubilden: Renten, Aktien, offene Immobilienfonds, physische Rohstoffe und Immobilienaktien. Jede Anlageklasse hat ihre Stärken und Schwächen. Aber, was noch wichtiger ist, sie entwickeln sich unterschiedlich. Seit Jahrzehnten wechseln sich die Jahressieger ständig ab. Mal liegen Aktien vorn, dann wieder Rohstoffe. Ein anderes Mal gehen Renten als Sieger aus dem Rennen, dann Immobilien. Bisher waren aber immer zwei, meist sogar drei oder vier von fünf Anlageklassen im positiven Bereich.
Die Strategie der Profis
Die Stiftungsfonds der Eliteuniversitäten Yale, Harvard, Stanford und der „Reichenreport“ von Merrill Lynch/Capgemini, geben die grobe Richtung vor. Dem ‚Reichenreport’ zufolge ist in den Depots der Finanzmillionäre aktuell rund ein Drittel des Geldvermögens in Zinspapieren angelegt, ein weiteres Drittel ist am Aktienmarkt, 15 Prozent in Immobilien und 22 Prozent in sogenannten alternativen Investments (Rohstoffe, Hedgeprodukte und Private Equity) investiert.
In Deutschland dagegen steckt immer noch umgerechnet etwa 80 Prozent des Finanzvermögens in verzinsten Einlagen, Versicherungsdeckungsstöcken und zinsähnlichen Konstrukten. Wirklich erfolgreiche Investoren verteilen ihr Vermögen schon seit Jahren stärker auf Aktien, Immobilien und alternative Anlageformen. Als Renditeziel wird dabei der Kapitalerhalt mit einem moderaten Zugewinn von fünf Prozentpunkten über dem aktuellen Tagesgeldzinssatz angegeben. Die Strategie geht auf. Selbst in den schwierigen Börsenjahren von 2000 bis 2002 ist das Vermögen der Finanzprofis im Schnitt um knapp fünf Prozent pro Jahr angewachsen.
Besser als jede Garantie
Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass in den letzten 35 Jahren mit einem auf mindestens vier Anlageklassen ausbalanciertem Depot die Erträge auf Aktienmarktniveau lagen – und das bei halbem Risiko! Was bedeutet das für die Anlagestrategie: Richtig aufgestellt brauche ich keine teuren Kapitalgarantien mehr. Je nach Risikoneigung können die Gewichtungen variiert werden. Als Privatanleger kann man das selbst übernehmen oder eben in die Hände eines Profis legen. Fachleute sprechen hier von Multi-Asset-Fonds. Doch Vorsicht, viele traditionelle Mischfonds sind keine echten Multi-Anlageklassen-Fonds.
Der Autor Gottfried Urban ist bankunabhängiger Vermögensverwalter und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.