Kapitalflucht nimmt zu Abgeltungssteuer prüfen
20.02.2008, 07:15 UhrAngesichts des Skandals um massive Steuerhinterziehungen stellen führende Sozialdemokraten die beschlossene Abgeltungsteuer für Kapitalerträge wieder in Frage.
"Wir sollten das Thema Abgeltungsteuer noch einmal grundsätzlich überprüfen", sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß der "Berliner Zeitung" . Die für 2009 vorgesehene Einführung einer Pauschalsteuer von 25 Prozent auf Zinsen, Dividenden und Kursgewinne sei in der Erwartung beschlossen worden, dass die Abgeltungsteuer die Steuerehrlichkeit fördere und somit die Einnahmen des Staates stabilisiert werden könnten.
"Wenn sich nun aber zeigen sollte, dass die Annahmen nicht stimmen und das Gegenteil passiert, dann müssen wir uns die Abgeltungsteuer erneut genau anschauen", betonte Poß.
Offenbar führt die ab 2009 vorgesehene 25-prozentige Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge aber jetzt schon zu einer verstärkten Kapitalflucht. "Wir stellen fest, dass wegen der Abgeltungssteuer mehr Geld ins Ausland fließt. Das hat wohl den Hintergrund, die Anlagen weiter zu verstecken", sagte der Vorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft (DStG), Dieter Ondracek, Anfang der Woche im Interview.
Ähnlich äußerte sich Michael Bormann von der internationalen Berliner Steuerkanzlei BDP. "Die Abgeltungssteuer führt dazu, dass der Geldstrom aus Deutschland heraus stärker wird", sagte Bormann.
Bisher sind Erlöse aus Aktienverkäufen nach einem Jahr steuerfrei. Ab dem 1. Januar 2009 werden sie wie fast alle Erträge aus Kapitalanlagen mit 25 Prozent besteuert, wobei die Abgabe direkt bei der Bank pauschal und anonym fällig wird.
Der Präsident der Steuerberaterverbandes Jürgen Pinne kritisierte: "Von der Abgeltungsteuer profitieren nur wenige Kapitalanleger, für viele wird es hingegen wesentlich teurer." Mit der Abschaffung der Spekulationsfrist von einem Jahr und des Halbeinkünfteverfahrens habe der Gesetzgeber vor allem die Aktienanlage sehenden Auges benachteiligt.
Nach Schätzung der Steuergewerkschaft gehen dem Staat jedes Jahr durch Steuerhinterziehung 30 Milliarden Euro verloren.
Quelle: ntv.de