Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 67 Kann man im All schießen?

Im All ereignen sich zahlreiche Explosionen, ohne das der Mensch etwas damit zu tun hat.

Im All ereignen sich zahlreiche Explosionen, ohne das der Mensch etwas damit zu tun hat.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Militarisierung im All ist längst Realität. Es gibt Aufklärungs- und Spionagesatelliten, die die Erde im Visier haben und militärischen Zwecken dienen. Von Waffen allerdings hat man noch nichts gehört. Ist es überhaupt möglich, mit normalen Waffen im All zu schießen? (fragt Lukas H. aus Leipzig)

Ja, auch in der Schwerelosigkeit lässt sich mit ganz normalen Waffen schießen, sagt Prof. Klaus Thoma, Leiter des Ernst-Mach-Institutes der Fraunhofer-Gesellschaft. Dabei sei es egal, ob man das Kanonen- oder das Hohlladungsprinzip verwendet. Auch die technische Realisierung bedarf keiner Besonderheiten. Sowohl Treibladungspulver (Schießpulver) für das Kanonen- als auch Sprengstoff für das Hohlladungsprinzip könnten problemlos in einem Satelliten untergebracht werden. Beides bleibt auch in der Schwerelosigkeit voll funktionstüchtig.

Was passiert also, wenn man mit einer Pistole oder einem Revolver (Kanonenprinzip) im All schießt?

Die Munition oder Kugel wird genau wie auf der Erde aus dem Lauf beschleunigt und fliegt dann durch den Weltraum. Auf der Erde wird Munition durch die Atmosphäre geringfügig abgebremst. Das Vakuum im Weltall hat keine Luftmoleküle und dementsprechend auch keine Bremswirkung auf die abgeschossene Munition. Die Durchschlagskraft der abgefeuerten Kugel ist also fast die gleiche wie auf der Erde.

Waffen sind im All verboten.

Waffen sind im All verboten.

Auch der Rückstoß auf denjenigen, der schießt, hat den gleichen Betrag wie auf der Erde. Der Unterschied jedoch besteht darin, dass der Schießende durch den Rückstoß, den es ebenfalls nach einem Schuss auf der Erde gibt, sich entgegengesetzt der Schussrichtung durch das All bewegt. Je nachdem wie stark der Schuss ist, würde derjenige oder der Satellit entsprechend dem Impulssatz und dem Massenverhältnis zurückfliegen, erläutert Thoma weiter. Da im All auch Gravitationskräfte wirken, wäre die Flugbahn der Kugel ebenfalls gekrümmt.

Schießt man beispielsweise mit einer Fernbedienung eine kleine Kugel von einem schweren Satelliten ab, bewegt der sich nur geringfügig in die entgegengesetzte Richtung, so Thoma weiter. Die Kugel allerdings verliere durch das Vakuum in der Schwerelosigkeit nichts an Geschwindigkeit und würde entweder (je nach Richtung und Geschwindigkeit) den Anziehungsbereich der Erde verlassen oder andernfalls in einer Umlaufbahn unendlich lange als gefährlicher Weltraumschrott umherfliegen. In erdnahen Bahnen dagegen ist so genannte Restatmosphäre vorhanden. Das würde bedeuten, das die dort abgefeuerte Munition doch allmählich abgebremst, absinken und letztendlich in der Atmosphäre verglühen würde, erklärt Thoma diese Möglichkeit.

Waffen im Weltraum?

Erlaubt ist das Schießen im Weltraum allerdings nicht. Mit einem "Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper" haben sich die unterzeichnenden Staaten verpflichtet, den "Mond und die anderen Himmelskörper (?) zu friedlichen Zwecken" zu benutzen. "Die Errichtung militärischer Stützpunkte, Anlagen und Befestigungen, das Erproben von Waffen jeglicher Art und die Durchführung militärischer Übungen (?) sind verboten" (Art. IV). Wenn sich alle Staaten an diese Vereinbarung halten, wird es auch in Zukunft keine Schüsse im All geben.

Übrigens fragte n-tv.de User Ingo Paulussen, woher der Sauerstoff kommt, den man benötigt, um ein Explosion auf Verbrennungsbasis im All zu erzeugen.

Für die Detonation von Sprengstoffen oder den Pulverabbrand wird kein Sauerstoff aus der Umgebung benötigt. Der für die chemische Reaktion notwenige Sauerstoff ist in der chemischen Zusammensetzung des Sprengstoffs bzw. Pulvers enthalten, antwortet Prof. Thoma.

Quelle: ntv.de

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