Frage & Antwort, Nr. 338 Landen Mauersegler nie?
05.08.2014, 07:29 Uhr
Mauersegler sind wahre Flugkünstler.
(Foto: imago stock&people)
Jeden Abend fliegen blitzschnell Vögel laut kreischend an meinem Fenster vorbei. Ich dachte, das seien Schwalben, aber eine Freundin erzählte mir, dass es Mauersegler sind, die niemals landen würden. Stimmt das wirklich? (fragt Benjamin K. aus Hofstetten)
Der Mauersegler sind sogenannte Dauerflieger und hervorragend an ein Leben in der Luft angepasst. Tatsächlich verbringen die Tiere fast ihr gesamtes Leben in der Luft. Sie fressen, paaren sich und schlafen sogar während ihres Fluges. Lediglich während ihrer Brutzeit unterbrechen die Tiere ihren Dauerflug, um in Nisthöhlen Eier zu legen, auszubrüten und ihre Jungen aufzuziehen. Diese Nistplätze befinden sich hoch über dem Boden, zum Beispiel in tieferen Mauerspalten, unter Dächern und in von Menschen geschaffenen Brutplätzen.
"Sollte ein Mauersegler auf dem Boden liegen, dann benötigt er dringend Hilfe", erklärt Eva Brendel von der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler e.V. "Diese Tiere hatten entweder einen Flugunfall oder sind hilfsbedürftige Küken, die aus dem Nest gefallen sind", so die Expertin weiter. Freiwillig würden die Dauerflieger nämlich niemals auf dem Boden landen.
Findet man einen Mauersegler am Boden, sollte man ihm also schnell helfen, damit er überleben kann. "Der Vogel sollte in einem solchen Fall vorsichtig in einen Behälter mit glatten Wänden gesetzt werden, damit er sich nicht sein Gefieder ruiniert", so Brendel. Er sollte vor Katzen und Krähen geschützt werden. Am besten ist es, das Fundtier in fachkundige Hände zu übergeben. Wo man diese findet, kann man im Internet zum Beispiel auf mauersegler.com erfahren.
Ganz wichtig ist aber, das Tier nicht in die Luft zu werfen. Das Gerücht, dass die Tiere selbst nicht vom Boden starten könnten und man ihnen durch einen Wurf in die Luft helfen könne, hält sich nämlich hartnäckig. "Die Tiere können durch diese Aktionen ernsthaft verletzt werden", betont die Expertin. Ebenso sollten aufgefundene Tiere ausschließlich mit Insekten gefüttert werden, denn Mauersegler sind reine Insektenfresser. "Mit Körnern, Hackfleisch, Hundefutter oder Brotkrümeln kann man den Tieren schwere Schäden zuführen, die sogar zum Tod des ohnehin traktierten Tieres führen können", so Brendel.
Häufige Verwechslung mit Schwalben
Mauersegler besitzen eine schwalbenähnliche Gestalt und werden deshalb oft mit Schwalben verwechselt. Sie sind jedoch etwas größer, besitzen einen relativ kurzen, gegabelten Schwanz und im Vergleich zu ihrem Körper sehr lange, sichelförmige Flügel. Zudem sind die schrillen Schreie typisch für die Segler, die sich mit schnellen, tiefen Flügelschlägen und längeren Gleitphasen fortbewegen. Mauersegler sind schnelle Flieger, die blitzartig ihre Flugrichtung wechseln können. Sie tragen ein schwarzbraunes Gefieder. Schwalben dagegen haben eine beige-weiße Unterseite.
Seinen Namen hat der Zugvogel, der sich im Winter in Afrika vor allem südlich des Äquators aufhält, tatsächlich wegen seines Flugverhaltens bekommen. Die Vögel, die ursprünglich zu den Fels- und Baumbrütern gehörten, fliegen heute ihre tollkühnen Flugmanöver am liebsten an Mauern entlang. Rund 99 Prozent des Bestandes hält sich - oftmals als Kolonie - in menschlichen Siedlungen auf. Hier finden die Tiere ihre Bruthöhlen in Spalten und Hohlräumen unter Dächern und an Hauswänden.
Übrigens: Der wissenschaftliche Name für Mauersegler lautet Apus apus. Das bedeutet so viel wie ohne Füße. Doch das ist eine Fehleinschätzung. Auch Mauersegler haben Füße. Da sie diese jedoch nicht wie andere Vögel benutzen, sind sie anders aufgebaut. Die sogenannten Zangenfüße der Mauersegler sind eher Werkzeug und Waffe. Sie eignen sich zudem hervorragend, um sich an Wänden festzuhalten.
Quelle: ntv.de