Frage & Antwort, Nr. 278Wie machen Bienen Wachs?

Bienen bauen damit ihre Waben, die Antike entdeckte es als Brennmaterial: Bienenwachs ist ein teurer und knapper Rohstoff. Neben Paraffin und Stearin wird es unter anderem bei der Herstellung von Kerzen verwendet. Wie aber gelingt es Bienen überhaupt, Wachs herzustellen?
In diesem Frühjahr habe ich noch nicht viele Bienen gesehen. Aber meine Bienenwachskerze habe ich mal wieder angezündet. Wie machen die Bienen das eigentlich? Wie gelingt es ihnen, Wachs zu produzieren? (fragt Wilfried K. aus Soest)
Bienenwaben faszinieren schon allein durch ihre regelmäßige Sechseckstruktur. Doch auch das Material, aus dem sie gebaut sind, hat es dem Menschen angetan. Es duftet. Und es brachte Licht ins Leben. Denn aus Bienenwachs wurden schon in der Antike Fackeln und Kerzen hergestellt. Im Mittelalter war es ein so wertvolles Handelsgut, dass nur Kirchen und Adelshäuser es sich leisten konnten.
In Bienenwachs steckt einiges an Energie. Um es zu produzieren, erhöhen die Bienen ihren Fettstoffwechsel. Dafür brauchen sie viel Zucker. Deswegen geht der Wabenbau immer an die Nahrungsreserven der Tiere. Schätzungen zufolge müssen die Bienen für ein Kilogramm Wachs in einer solchen Menge Nektar zu sich nehmen, dass dieser für mindestens vier, vielleicht sogar für zehn Kilogramm Honig gereicht hätte. Das erklärt, warum Bienen nur von April bis Juli Wachs erzeugen. In dieser Zeit herrscht ein gutes Nektarangebot.
Nur Baubienen produzieren Wachs
Es sind nur die Arbeiterinnen unter den Honigbienen, die Wachs produzieren können – und auch das nur in der Phase, in der sie als Baubienen aktiv sind. Das bedeutet, etwa vom 14. bis zum 16. Tag ihres Lebens, denn das ist bei Arbeiterinnen stark strukturiert. Mit dem Wabenbau sind sie beschäftigt, nachdem sie das Säubern der Zellen sowie die Versorgung von Larven und Königin erledigt haben. Nach dem Wabenbau ist die Arbeiterin als Wachbiene am Eingang des Bienenstocks im Einsatz. Ab dem 21. Lebenstag sammelt sie dann Pollen und Nektar. Gute drei Wochen bleiben ihr dafür. Dann stirbt sie. Nur Winterbienen werden älter.
Wie genau nun das Wachs entsteht? Die Arbeiterinnen haben an den hinteren Bauchschuppen acht Drüsen, vier auf jeder Seite, aus denen sie das Wachs absondern. Die Drüsen haben engen Kontakt zum Fettkörper. Der nämlich liefert die langkettigen Fettsäuren, aus denen sich das Wachs zusammensetzt. Kleine, farblose und durchscheinende Plättchen entstehen auf diese Weise. Sie sind brüchig und fast kristallin. Mit einem Hinterbein nimmt die Biene die Plättchen ab und reicht sie nach vorne zu ihren Mundwerkzeugen. Mit denen knetet sie das Plättchen durch. Dabei gelangt Speichel ins Rohwachs, und erst dadurch wird das Material geschmeidig. Für ein Kilogramm Wachs müssen die Bienen rund 1,25 Millionen Plättchen absondert haben.
Je älter, desto dunkler
Einmal verbaut, verfärbt sich das Wachs: Es wird gelb oder auch rot bis braun. Das hängt unter anderem von den Pollen ab, die in den Waben eingelagert werden. Sind in den Waben Brutzellen angelegt, so enthalten sie auch Reste von Häutungen sowie den Kot der Larven. Beides wirkt sich ebenfalls auf die Farbe des Wachses aus. Während frisches Wachs weiß ist, werden die Waben mit der Zeit immer dunkler, über goldgelb bis hin zu dunkelbraun.
Übrigens: Bienenwachs ist vielseitig verwendbar. Die Menschen der Jungsteinzeit stopften damit Löcher in den Zähnen. Heute umhüllt das Bienenprodukt manche Süßigkeit, damit die einzelnen Bärchen und Lakritzen in der Tüte nicht zusammenkleben. Auch in Kosmetikprodukten, wie zum Beispiel Cremes, wird Bienenwachs als Grund- oder Zusatzstoff verwendet. Außerdem kommt es in der Restauration alter Möbel und Gemälde und beim Wachsen von Parkettböden zum Einsatz.