Der Tag Mischung aus Größenwahn und politischem Instinkt
05.12.2024, 06:25 UhrSie ist aus der Asche auferstanden und strahlt nun heller als je zuvor: Die Pariser Kathedrale Notre-Dame wird gut fünf Jahre nach dem verheerenden Brand am kommenden Wochenende wieder eröffnet. Nur ein kleines Stück Blei, das die Restauratoren in der Hand eines marmornen Christus gelassen haben, erinnert an den Zustand der Kirche nach dem Feuer. Damals war der mittelalterliche Dachstuhl in Flammen aufgegangen, das Bleidach war geschmolzen.
"Der Schock der Wiedereröffnung wird genauso groß sein wie der des Brandes", sagte Frankreichs Präsident Macron, als er bei einem Vorab-Besuch den Handwerkern dankte. "Sie haben geschafft, was viele für unmöglich hielten." Als die Asche noch nicht erkaltet war, hatte Macron 2019 versprochen, die Kathedrale innerhalb von fünf Jahren wieder aufzubauen - und zwar "schöner als vorher".
Viele hielten es für vermessen, so über ein Meisterwerk der Gotik zu sprechen, dessen herabstürzender Spitzturm ein Loch in die Kuppel über der Vierung gerissen hatte. Zudem war nach dem Brand alles mit giftigem Bleistaub überzogen, der erst aufwendig entfernt werden musste. Und es mag eine Mischung aus Größenwahn und politischem Instinkt gewesen sein - Macron behielt recht. "Sie haben der Welt bewiesen, dass nichts der Kühnheit, dem Willen und der Entschlossenheit widersteht", so Macron an die an den am Wiederaufbau Beteiligten gerichtet - und meinte damit wohl auch sich selbst.
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Quelle: ntv.de