Der Tag Stadt will "Anzeigenhauptmeister" stoppen
06.03.2024, 15:10 UhrDer 18-jährige Niclas Matthei aus Gräfenhainichen hat ein eigensinniges Hobby: In seiner Freizeit schmeißt er sich in neongelbe Warnkleidung, schwingt sich auf sein Fahrrad und jagt mit leidenschaftlicher Akribie Verkehrssündern hinterher. Autos, die am abgesenkten Bordstein parken oder mit abgelaufener TÜV-Plakette unterwegs sind, meldet er online beim Ordnungsamt. Allein in seiner Heimatstadt hat Matthei bereits acht Prozent der rund 7000 Einwohner angeschwärzt.
Der "Anzeigenhauptmeister", wie Matthei sich selbst nennt, war bislang wohl vor allem den Menschen in Gräfenhainichen ein Begriff. Nach einem Beitrag in der RTL-Sendung "Spiegel TV" vergangene Woche kennt ihn nun gefühlt das ganze Internet. Die Reaktionen schwanken zwischen Unverständnis und Belustigung. Der Bürgermeister von Gräfenhainichen kann über die Anzeigenflut allerdings ganz und gar nicht lachen. "Herr Matthei treibt seit vielen Jahren hier sein Unwesen. Ich bin weit weg von einem Schmunzeln", sagt Enrico Schilling der "Bild-Zeitung". "Er flutet das Ordnungsamt."
Der 18-Jährige begründet seine Anzeigen-Affinität damit, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Schließlich zahlen die daraus resultierenden Bußgelder direkt in die Gemeindekasse ein - oder? "99,9 Prozent der Anzeigen haben nicht die Qualität, dass sie gerichtsfest bearbeitet werden könnten. Vielleicht bei einer Handvoll Anzeigen kommt dabei etwas raus", sagt Bürgermeister Schilling dem Blatt. Darüber hinaus bringe Matthei Unruhe in den Ort in Sachsen-Anhalt. Die Stadt prüfe derzeit "alle rechtlichen Maßnahmen", um den "Anzeigenhauptmeister" zu bremsen.
Quelle: ntv.de