

Schon in der Antike glaubte man an ein "südliches Land" (terra australis), doch entdeckt wurde Australien durch europäische Seefahrer ... (Nachbau des Entdecker-Schiffes Duyfken)
... erst relativ spät. (Gedenkmünze anlässlich des 400. Jahrestags der Entdeckung durch das holländische Schiff Duyfken 1606)
Der Erdteil lag einfach zu weit entfernt. Außerdem sind seine Küsten durch vorgelagerte Korallenriffe vor allem im Osten und Norden nur schwer zugänglich. (Great Barrier Reef)
Auch heute ist eine Reise nach "Down under", wie Australien auch genannt wird, trotz schneller Flugzeuge für uns immer noch sehr zeitraubend und das Land erscheint uns exotisch und unbekannt.
Das beginnt schon mit den Landeskenntnissen. Hauptstadt ist nämlich nicht Sydney, wie viele denken (das ist aber immerhin Australiens größte Stadt - im Bild seine weltberühmte Oper), …
… oder Melbourne (das war die erste Hauptstadt des Landes und noch bis 1927 Regierungssitz), ...
... sondern das eher unbekannte Canberra. (im Bild das Parlamentsgebäude)
Der offizielle Landesname ist Australischer Bund (Commonwealth of Australia) und Königin Elizabeth II. ist Staatsoberhaupt, denn Australien ist eine Parlamentarische Monarchie.
Da die Queen nicht immer vor Ort sein kann, wird sie vertreten durch einen Generalgouverneur oder eine Generalgouverneurin.
Australien ist zwar das sechstgrößte Land der Erde, hat aber nur etwa 23,6 Millionen Einwohner. Diese sind überwiegend europäischer Abstammung (92 Prozent).
Ureinwohner (Aborigines und Torres Strait Islanders), etwa 400.000, bilden nur etwa 2,4 Prozent der Bevölkerung.
Im Ausland geboren sind knapp 5 Millionen Einwohner (23 Prozent). Deutschstämmige machen etwa 4 Prozent der Bevölkerung aus. Über 1,3 Millionen Australier haben mindestens einen deutschen Vorfahren.
Der mit 7,7 Millionen Quadratkilometern kleinste Kontinent (etwa 22 Mal so groß wie Deutschland) besteht aus den Bundesstaaten New South Wales, Queensland (im Bild: Surfers Paradise bei Brisbane, der Hauptstadt Queenslands), Südaustralien, Tasmanien, Victoria und Westaustralien …
… und den Territorien Australian Capital Territory und Northern Territory. (im Bild: Northern Territory, im Kata-Tjuta-Nationalpark)
Außerdem gehören die Norfolkinseln im Pazifik, die Kokosinseln, die Weihnachtsinseln, die Ashmore- und Cartierinseln im Indischen Ozean und die subantarktischen Inseln Macquarieinsel und Heard und McDonaldinseln als Außengebiete zu Australien. (alte Regierungsgebäude in Kingston, Hauptstadt der Norfolkinseln)
Auch das australische Antarktis-Territorium sieht der Staat als Außengebiet an; er erhebt seit 1933 Anspruch darauf. (australische Antarktis-Forschungsstation Casey, Vincennes Bay)
Australien ist ein recht gleichförmiges Land mit großen Wüstengebieten und vielen abflusslosen Senken und Salzpfannen.
Es lässt sich in drei Großlandschaften gliedern: ...
... das Tafelland des Westaustralischen Plateaus, das etwa 60 Prozent des Kontinents einnimmt, … (Zug in Two Wells, 45 Kilometer nördlich von Adelaide)
… das mittelaustralische Tiefland mit der Senke des Eyre-Sees und dem berühmten Uluru (auch bekannt als Ayers Rock) …
… sowie das australische Bergland im Osten mit dem 2229 Meter hohen Mount Kosciuszko.
Es ist durch die Great Dividing Range geprägt, die sich über 3200 Kilometer von Nord nach Süd erstreckt.
Geografisch gehört auch die vorgelagerte Insel Tasmanien dazu. (Landschaft bei Wynyard in Tasmanien)
Ein großer Teil der zentralen und westlichen Landesteile ist wegen der extremen Umweltbedingungen (große Hitze und Trockenheit) nicht bewohnbar.
Das erklärt auch die geringe Bevölkerungszahl Australiens. (Salzsee bei Woomera, ein Raketentestgebiet im Outback)
Ein Grund für die große Trockenheit ist die Bergkette an der Ostküste. (Blue Mountains westlich von Sydney)
Sie verhindert den Durchzug von Regenwolken: die Ursache dafür, dass große Regionen im Landesinneren aus Wüsten bestehen. (Blue Mountains mit der Felsformation "Three Sisters")
Wegen der großen Nord-Süd-Ausdehnung (etwa 3700 km) findet man sehr unterschiedliche Klimazonen vor. Der Norden ist tropisch, ... (Lake McKenzie auf Fraser Island, Queensland)
... im Süden ist das Klima gemäßigt, dazwischen subtropisch. (Bondi Beach, Sydney, New South Wales)
Im Sommerhalbjahr (November bis April) fällt im Norden aufgrund eines Hitzetiefs immer sehr viel Regen. Zusätzlich kommt es über der Timorsee zu Wirbelstürmen. (Gewitterwolke über Gunn Point, Northern Territory)
Südaustralien hingegen bleibt in dieser Zeit weitgehend niederschlagsfrei, da es im subtropischen Hochdruckgürtel liegt. (Mangroven in Spencer Gulf, South Australia)
Im Winterhalbjahr (Mai bis Oktober) bleibt dagegen der Norden wegen eines Hochdruckgebiets trocken. (Termitenbauten in Nordaustralien)
Der Süden und Südwesten aber liegt in der Westwindzone und bekommt reichlich Regen ab.
Im Landesinneren bleibt Australien das ganze Jahr über weitgehend trocken. Vier Fünftel der Fläche sind arid (trocken) und semiarid – hier gehen weniger als 250 Millimeter Regen im Jahr nieder.
In den heißen Monaten des australischen Sommers gibt es besonders im Süden und Osten regelmäßig Busch- und Waldbrände.
In Verbindung mit starkem Wind nehmen sie häufig bedrohliche Ausmaße an.
Weite Teile Australiens waren in den letzten Jahren aufgrund fehlenden Niederschlags von einer schweren Dürre betroffen.
In vielen Regionen führte der Wassermangel zu Restriktionen bei der Nutzung von Trinkwasser.
Das sollte man – besonders bei Reisen ins "Outback" (Hinterland) – bedenken: Immer genug Wasser dabeihaben und sparsam mit Trinkwasser umgehen! Bei Reisen im ganzen Land muss man übrigens beachten: ...
In Australien herrscht Linksverkehr. Und: Je nach Bundesstaat ...
... gilt ein Tempolimit von 50-60 km/h innerhalb und 100-110 km/h außerhalb von Ortschaften.
Aber zurück zum Wasser: Bisher war den Australiern ein sparsamer Umgang damit eher fremd. (im Bild: Villa in einem Vorort von Perth. Obwohl dort eigentlich nur Wüstenpflanzen wachsen können, legen manche Einwohner immer noch Rasen und Rosenbüsche an, die aufwendig gewässert werden müssen.)
Die Bierbrauereien des Landes verbrauchen pro Liter Bier 10 Liter Trinkwasser - in anderen Ländern kommt man mit der Hälfte aus. (Fosters-Brauerei in Melbourne)
Auch der Weinanbau verbraucht ungeheure Mengen an Wasser, da künstlich bewässert werden muss.
70 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs gehen auf das Konto der Landwirtschaft, die ein wichtiger Wirtschaftsfaktor Australiens ist.
Große Flächen des Landes dienen als Weideland für über 100 Millionen Schafe und mehr als 25 Millionen Rinder.
Auch sonst ist der Umweltschutzgedanke den Australiern bislang eher fremd - trotz der überreichlich vorhandenen Sonne gibt es bisher nur wenige Solarenergieanlagen. (mit Solarzellen betriebenes Telefon im Outback)
Die Energie wird zu etwa vier Fünfteln mit Kohlekraftwerken gewonnen. (Greenpeace-Protest gegen ein Kohlekraftwerk in Loy Yang A, Victoria)
Angesichts des immer stärker drohenden Klimawandels und dessen Folgen hat aber auch in Australien ein Umdenken umgesetzt – nicht zuletzt auch wegen der Angst vor einbrechenden Einnahmen durch den Tourismus. (Schriftzug am Strand von St. Kilda bei Melbourne für mehr Klimaschutz)
Immerhin kommen pro Jahr etwa 7 Millionen Besucher ins Land. (Touristen auf Fraser Island, Queensland)
Wenn sie nicht ausschließlich zum Surfen kommen, ...
... besuchen sie neben Sydney ...
... in erster Linie die grandiosen Naturschätze wie das Great Barrier Reef, …
… den Berg Uluru ... (Ayers Rock - im Bild die Aussichtsplattform "Talinguru Nyakunyjaku")
... die Kalksteinfelsen "Zwölf Apostel" (neben dem Uluru eine der am häufigsten fotografierten Attraktionen Australiens) ...
... oder den Kakadu-Nationalpark.
Wenn nun einzigartige Naturwunder wie das Great Barrier Reef durch den Klimawandel geschädigt werden oder das Wasser knapp wird, könnte die Zahl der Touristen deutlich zurückgehen.
So setzt vor allem die Tourismusbranche verstärkt auf Umweltschutzmaßnahmen, wie beispielsweise durch den Einsatz von Solaranlagen ... (solarbetriebene Straßenlaterne in Sydney)
... oder die Erhebung einer Klimagebühr, die zum Schutz der Korallenriffe verwendet wird. (Klimaschutzaktion in Melbourne: 13 Meter hoher Stab, der zeigen soll, wie hoch der Meeresspiegel steigt, wenn die Pole schmelzen.)
Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Erde und wohl das eindrucksvollste. Es erstreckt sich auf einer Länge von über 2000 Kilometern vor der Nordostküste und wurde bereits 1981 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
Das Riff ist Lebensraum für über 400 Korallen- und 5000 Weichtierarten, 800 Arten von Stachelhäutern (wie Seeigel oder Seesterne), 4000 Schwamm- und 1500 Fischarten.
Zudem sind hier über 200 Vogelarten und sechs von weltweit sieben Arten der Meeresschildkröte heimisch.
Aber auch an Land hat Australien durch die lange Isolation eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt hervorgebracht. Von den rund etwa 20.000 heimischen Pflanzenarten sind etwa 85 Prozent nur hier zu finden. (Regenwald im Daintree-Nationalpark, Queensland)
Typisch für die Vegetation sind Eukalyptus- und Akazienbäume. Von beiden gibt es über 600 Arten.
Eukalyptusarten machen über 70 Prozent des Baumbestandes aus – diesen Baum gibt es natürlicherweise sonst nur noch auf Neuguinea und einigen indonesischen Inseln.
Er wird hier bis zu 90 Meter hoch.
In den Trockengebieten Australiens wächst der Flaschenbaum oder Baobab. Wie der Name schon erahnen lässt, kann er in seinem Stamm Wasser speichern.
Typische Vertreter der Tierwelt sind die Beuteltiere. Am berühmtesten ist natürlich das Wappentier Australiens, das Kanguru mit über 40 Arten. (wildes Känguru am Strand von Pebbley nahe Sydney)
Aber auch Koalas (im Bild), Wombats, Beutelteufel, Beutelmaus und Possums (Kletterbeutler) sind hier heimisch.
Einzigartig auf der Welt sind eierlegende Säugetiere (Kloakentiere), die nur in Australien und Neuguinea vorkommen. In Australien sind sie vertreten durch das Schnabeltier (im Bild) und …
... den Ameisenigel, auch Schnabeligel genannt.
Er ähnelt zwar dem Igel, ist mit ihm aber nicht näher verwandt.
Auch der Kookaburra, ebenso bekannt unter dem Namen Lachender Hans, ist ein Vogel aus der Familie der Eisvögel, der in der Natur nur in Australien vorkommt.
Vom Menschen eingeführte Arten wie Hunde, Katzen, Kaninchen, Aga-Kröten (im Bild) ...
... und Kamele stellen jedoch eine große Gefährdung der heimischen Tierwelt dar. Schon mehrfach wurde das ökologische Gleichgewicht durch importierte Arten in Mitleidenschaft gezogen. (Kamele vor Monolithen in Zentralaustralien, genannt "Die zwei Olgas")
Nach Schätzungen leben im Outback mehr als 800.000 wilde Kamele. In keinem anderen Land der Erde gibt es so große Herden. Um der Plage Herr zu werden, treiben mittlerweile Kameljäger die wilden Herden zusammen und bringen sie zur Südküste. Dort werden die Tiere getötet, ihr Fleisch in Boxen gepackt und exportiert.
Wildkaninchen fügen den Weidegründen schwere Schäden zu. Sie wurden Ende des 18. Jahrhunderts von englischen Siedlern mitgebracht und vermehrten sich ohne natürliche Feinde fast explosionsartig. Heute leben geschätzt etwa 300 Millionen Kaninchen in Australien. (Kaninchenplage 1988: Millionen Kaninchen bevölkerten das Outback und verhungerten)
Die Aga-Kröte wurde 1935 in Australien eingeführt, um landwirtschaftliche Schädlinge zu bekämpfen. Sie breitete sich seitdem explosionsartig aus, mit negativen Auswirkungen auf das empfindliche Ökosystem Australiens. Viele ander Arten wurden verdrängt, potenzielle Räuber vergiften sich an den Kröten. Mittlerweile sollen 200 Millionen der Riesenkröten in Australien leben.
Auch der Feigenkaktus, 1839 als Topfpflanze ins Land gebracht, breitete sich danach fast ungehemmt aus. Millionen Hektar Ackerland machte er unbrauchbar, bis es gelang, ihn auf biologischem Wege zu verdrängen.
Wann die Besiedlung Australiens durch Menschen begann, ist bis heute umstritten. Vermutlich geschah das vor 50.000 bis 60.000 Jahren. (Bild von 1957)
Die australischen Ureinwohner, die "Aborigines" (vom lateinischen "ab origine", von Beginn an), gehören zu den ältesten Kulturen der Welt. (Kinder vom Stamm der Pindabee, 1958)
Sie lebten als Jäger und Fischer angepasst an die natürlichen Gegebenheiten des Landes und entwickelten vermutlich 200 bis 300 Sprachen und eine eigene Kultur. (Aborigines neben einem Totempfahl, 1948)
Im 16. Jahrhundert landeten die ersten Europäer in Australien. Aber erst 1770 erhob der Brite James Cook ...
... für sein Land Anspruch auf den Kontinent, den die Briten ab 1788 als Sträflingskolonie nutzten. (Replik von Cooks Schiff "Endeavour")
Für sie war Australien ein unbewohntes Land. Die Ureinwohner wurden als "Wilde" eingestuft und aus ihren fruchtbaren Siedlungsgebieten an der Küste verdrängt. Viele starben an Krankheiten, die die Europäer einschleppten. (Bild von 1948)
Auch im 20. Jahrhundert änderte sich die Einstellung der Zuwanderer gegenüber den Ureinwohnern kaum. Bis zum Jahr 1967 wurden die Aborigines in Australien noch nicht mal in der Bevölkerungsstatistik geführt, sondern wie wilde Tiere betrachtet. (Bild von 1993)
Zwischen 1910 und 1970 wurden zehntausende Aborigine-Kinder aus ihren Familien gerissen, von ihren Eltern getrennt und zu Pflegeeltern europäischer Herkunft oder in Heime gebracht.
Man spricht auch von der "stolen generation" (Gestohlene Generation"). Ziel war, die Sprache und Kultur der als minderwertig angesehenen Ureinwohner auszulöschen. (im Bild: die als Kind "gestohlene" Aborigine Mari Melito Russell)
Die Aborigines genießen inzwischen eine höhere Anerkennung und haben auch wichtige Stammesgebiete zurückerhalten, darunter 1985 den ihnen heiligen Monolithen Uluru (Ayers Rock).
Im Februar 2008 entschuldigte sich in einem historischen Akt der australische Premierminister Kevin Rudd bei den Aborigines für die jahrzehntelange Diskriminierung.
Das Bedauern der Nation über die verfehlte Ureinwohner-Politik solle helfen, "einen großen Fleck von der australischen Seele" zu entfernen, ...
... und dazu führen, "dass die Ungerechtigkeit der Vergangenheit niemals, niemals wieder passieren darf", sagte er. Sein konservativer Vorgänger John Howard hatte eine Entschuldigung jahrelang abgelehnt.
Trotz der versöhnlichen Töne und der teilweisen Wiedergutmachung gibt es noch immer Spannungen und Streit um Land- und Nutzungsrechte. Eine finanzielle Entschädigung war mit der Entschuldigung Rudds auch nicht verbunden.
Heute gehen nur noch sehr wenige der etwa 450.000 Aborigines ihrer ursprünglichen Lebensweise nach. Die meisten von ihnen leben in Städten, wo ihr Leben von Arbeitslosigkeit, Gewalt und Drogenmissbrauch bestimmt wird.
Ihre Lebenserwartung ist so auch um 20 Jahre niedriger als die der anderen Australier.
Was gegen ihre Perspektivlosigkeit zu tun sein könnte, ist strittig. Viele Aborigines sind – nicht zuletzt aufgrund schlechter Erfahrungen – misstrauisch und empfinden staatliche Maßnahmen als Einmischung.
Viele fürchten zudem eine Beschneidung ihrer Rechte. Interessenvertretungen fordern vor allem auf die Förderung der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Ureinwohner, zum Beispiel durch günstige Kredite zur Existenzgründung.
Die Probleme sind also noch lange nicht gelöst – mit der Entschuldigung Rudds wurde aber die Hoffnung verbunden, dass damit eine neue Beziehung zwischen Australien und den Ureinwohnern beginnen könne. (Text: Andrea Beu)