

Die Menschheit wächst und wächst.
Jährlich kommen derzeit etwa 78 Millionen Erdenbürger hinzu, ...
... in jeder Sekunde sind es etwa drei. Nun ist es soweit - erstmals bevölkern ...
... mehr als sieben Milliarden (in Ziffern: 7.000.000.000) Frauen, Männer und Kinder die Erde.
Gleich mehrere Länder verkünden aus diesem Anlass symbolisch, dass am 31. Oktober 2011 der siebenmilliardste Mensch bei ihnen das Licht der Welt erblickte.
In Manila auf den Philippinen wurde gegen Mitternacht Danica May Camacho geboren und unter anderem von UN-Vertretern begrüßt, die sogar einen Kuchen mitgebracht hatten.
Anlässlich des besonderen Ereignisses erhielt das Kind ein Stipendium für ein späteres Studium, die Eltern bekommen finanzielle Unterstützung zum Aufbau eines Geschäfts.
Im türkischen Ankara wurde Yusuf Efe als der siebenmilliardste Mensch der Welt willkommen geheißen.
In Kaliningrad (Königsberg) küsst Jelena Nikolajewa ihr neugeborenes Baby Petja - er bekam in Anwesenheit von UN-Beobachtern eine Urkunde mit der Aufschrift: "Geboren am Tag der 7 Milliarden".
Die UN hatten eigentlich angekündigt, dass sie anders als im Jahr 1999, als ein Baby als sechsmilliardster Erdenbürger begrüßt wurde, bei der Geburt des siebenmilliardsten Menschen auf symbolische Feiern verzichten wollten. Diese große Zahl macht nicht nur Freude, ...
... die weltweite Bevölkerungsentwicklung wird oft "Explosion" genannt und löst diverse Ängste aus.
In vielen Regionen der Erde ist es jetzt bereits eng – und es wird noch enger werden.
In Asien, wo die Bevölkerungsdichte im Vergleich der Kontinente bei Weitem am größten ist, kommen jetzt schon 132 Menschen auf einen Quadratkilometer - in Europa sind es nur etwa 65. (Rushhour in Taipeh)
Experten befürchten einen Kampf um knapper werdende Ressourcen wie Wasser, Energie und Nahrung.
Andere - die Optimisten - meinen, dass die Welt sehr viel aushalten kann, und warnen vor Panikmache.
Im Lauf der Menschheitsgeschichte hat sich das Wachstumstempo enorm gesteigert: ...
... Zu Beginn unserer Zeitrechung vor etwa 2000 Jahren gab es etwa 300 Millionen Menschen. Vor 1000 Jahren war die Weltbevölkerung laut UNO-Schätzung auf 310 Millionen Menschen angewachsen.
Nach dem Stillstand im ersten Jahrtausend unserer Zeit begann im Hochmittelalter ein Bevölkerungswachstum, ...
... das im Spätmittelalter jedoch durch Seuchen wie die Pest ...
... oder die Pocken Einbrüche erlebte.
Um 1500 haben nach UN-Schätzungen etwa 500 Millionen Menschen auf der Erde gelebt.
Im 18. Jahrhundert stieg das weltweite Bevölkerungswachstum dauerhaft an.
Im Jahr 1804 wurde dann die erste Milliarde erreicht.
Durch technischen und medizinischen Fortschritt und allgemein steigenden Wohlstand ging es danach rasant aufwärts mit den Bevölkerungszahlen.
Im 20. Jahrhundert hat sich die Weltbevölkerung vervielfacht, von zwei Milliarden im Jahr 1927 …
… auf über fünf Milliarden 1987. Die Grenze wurde offiziell am 11. Juli 1987 überschritten, ...
... daher wurde der 11. Juli zum Internationalen Weltbevölkerungstag erklärt.
Im Jahr 1999 lebten schließlich sechs Milliarden Menschen auf der Erde.
Damals hatte die UNO Adnan Nevic, ein in Sarajevo geborenes Baby, symbolisch zum sechsmillliardsten Menschen ernannt. Hier hält er im Oktober 2011, mittlerweile zwölfjährig, ein Bild, das ihn kurz nach der Geburt mit dem damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan zeigt.
Im noch recht jungen 21. Jahrhundert kam nun also schon wieder eine Milliarde hinzu, in nur etwa 12 Jahren.
Mit weiteren Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung sind die Experten inzwischen ähnlich vorsichtig wie bei längerfristigen Wettervorhersagen.
Denn wie es sich weiter entwickeln wird, ist schwer zu sagen - es gibt eine Vielzahl von Unsicherheits-Faktioren wie Infektionskrankheiten, Epidemien oder Kriege.
Auch der wissenschaftliche Fortschritt und politische Veränderungen können einen deutlichen Einfluss auf die Geburtenrate haben, ob nach oben oder nach unten.
Allgemein wird erwartet, dass sich das Bevölkerungswachstum abschwächt: Die UN-Prognosen für das Jahr 2050 ...
... reichen von 8 bis 10,5 Milliarden.
Insgesamt könnte die Zahl der Menschen bis zum Jahr 2100 gar auf bis zu 15,8 Milliarden steigen – dies ist allerdings ...
... die Obergrenze in einer Abschätzung der Vereinten Nationen. Eher wahrscheinlich sind 10,1 Milliarden.
Sicher ist, dass sich die Gewichte zwischen den Kontinenten verschieben werden, ...
... denn angetrieben wird das Wachstum vor allem von den hohen Geburtenraten in Asien und Afrika.
Bald wird Indien (derzeit 1,2 Milliarden Menschen) China (1,3 Milliarden) als bevölkerungsreichstes Land der Welt ablösen.
Und allein in Nigeria, das mit etwa 155 Millionen heute schon die meisten Einwohner Afrikas hat, soll deren Zahl bis 2050 auf fast eine Dreiviertelmilliarde zunehmen.
Derzeit haben Deutschland und Äthiopien beide etwas mehr als 80 Millionen Einwohner. In 40 Jahren jedoch ...
... wird es voraussichtlich 174 Millionen Äthiopier geben, aber nur noch 72 Millionen Deutsche - und letztere werden im Durchschnitt auch deutlich älter sein als heute.
Dies bedeutet auch, dass sich die Machtverhältnisse zwischen den Kontinenten verändern werden.
Länder wie China, Indien oder Brasilien (193 Millionen Einwohner) gewinnen jetzt schon sehr an Einfluss.
Kanzlerin Angela Merkel wies Ende September 2011 darauf hin, dass Deutschland gerade mal 1,2 Prozent der Weltbevölkerung stelle und Europa 7 Prozent.
"Da können Sie nur schwer etwas durchsetzen, um die weltweiten Wirtschaftsströme zu kontrollieren." Dennoch gelinge es Deutschland, sich in der globalisierten Welt zu behaupten, so Merkel.
Sie mahnte kürzlich, nicht nur mit Blick auf die Euro-Krise: "In einer Welt von sieben Milliarden Menschen müssen wir 500 Millionen Europäer zusammenhalten." Wohlstand und Werte seien ansonsten kaum zu retten.
Denn mit der Zahl an Menschen wächst auch der Bedarf an Land, an Wohnraum, an Lebensmitteln, an Energie.
Befürchtet wird, dass der Kampf um die Ressourcen immer härter wird.
Viele Experten halten es etwa für möglich, dass es zwischen Nachbarstaaten künftig Kriege um Wasser geben wird.
Die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) hat ausgerechnet, dass man 2050 eigentlich drei Planeten Erde benötigte, um den Bedarf zu decken, ...
... wenn sich an unseren Gewohnheiten nichts ändert.
Da die Weltbevölkerung zunimmt, ein Ausbau der landwirtschaftlichen Nutzflächen in den meisten Teilen der Welt aber nicht mehr möglich ist, schrumpft das fruchtbare Ackerland pro Kopf.
Besonders gravierend ist die fortschreitende Landknappheit in Afrika.
Zwar wird, global gesehen, ausreichend Nahrung produziert, um alle Menschen zu ernähren, doch die Verteilung ist äußerst ungleich.
Das reichste Fünftel der Weltbevölkerung konsumiert ...
... 16 Mal mehr Nahrung als das ärmste Fünftel. Auch das übt Druck auf die Versorgungslage aus.
Zudem wird, vor allem in den großen Industrienationen, immer noch viel zu viel weggeworfen - und nicht alles davon ist verdorben. Rund ein Drittel der weltweit für den Verzehr gedachten Lebensmittel landet Schätzungen zufolge im Abfall, in Industrieländern ist es sogar etwa die Hälfte.
In Europa landen laut EU-Kommission jedes Jahr fast 90 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll! Jeder EU-Bürger wirft demnach pro Jahr durchschnittlich 179 Kilogramm Obst, Gemüse, Fleisch und andere Nahrungsmittel ungegessen in die Tonne.
Dabei kommt der größte Anteil nicht aus der Gastronomie (die trägt nur 14 Prozent bei), sondern aus den privaten Haushalten: 42 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel gehen auf ihr Konto, und zwar hauptsächlich wegen schlechter Einkaufsplanung und falscher Lagerung.
Nur 5 Prozent landen bei den Einzelhändlern im Müll, ...
... aber 39 Prozent bereits bei den Herstellern: wegen Überproduktion ...
... oder falscher Lagerung, aber auch wegen unseres Perfektionswahns: viele Tomaten oder Kartoffeln kommen gar nicht erst in den Handel, ...
... da ihre Form oder Farbe nicht den Ansprüchen der Händler - oder der Käufer - genügen. (im Bild:"Tomatina" im spanischen Buñol, wo tonnenweise überreife Tomaten als Wurfgeschosse dienen)
So pflügen etwa Farmer in den USA rund 20 Prozent der Melonenernte unter, weil die Früchte "Makel" an der Oberfläche oder in der Form haben.
Ein weiteres großes Verschwendungsproblem ist der Beifang bei der Fischerei: Mindestens 40 Prozent aller Fische und Meerestiere, die in die Netze der Fischindustrie gehen, ...
... sind laut WWF sogenannter Beifang. Große Teile werden als toter Müll noch auf See über Bord geworfen. (im Bild: Schollen, Krebse, Seesterne und anderes Meeresgetier als Beifang auf einem Nordsee-Krabbenkutter)
Weltweit wandern jedes Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel in den Müll, schätzt die Welternährungsorganisation FAO. Gleichzeitig hungert eine Milliarde Menschen.
Nicht nur die Lebensmittel selbst werden verschwendet: Ein Viertel des weltweiten Wasserverbrauchs wird für den Anbau von Lebensmitteln verwendet, die später auf den Müll geworfen werden.
Entmutigende Zahlen, könnte man meinen. Doch es gibt auch Lösungsansätze, und derer gar nicht wenige.
Produktivitätssteigerung gehört dazu, ...
... auch die effizientere Nutzung von Ressourcen ...
... oder eine bessere Verwertungskette in der Landwirtschaft, um die Verluste gering zu halten.
Auf der anderen Seite, um eine ungehemmte Bevölkerungsentwicklung einzudämmen: Sexualkunde und eine bessere Aufklärung zur Verhütung.
Laut Deutscher Stiftung Weltbevölkerung (DSW) würde sich allein in Afrika südlich der Sahara das Bevölkerungswachstum um ein Fünftel verringern, wenn alle Menschen ungewollte Schwangerschaften vermeiden könnten. "Noch immer werden jedes Jahr 75 Millionen Frauen in den Entwicklungsländern ungewollt schwanger, ...
... vor allem weil ihnen der Zugang zu Aufklärung und Verhütung fehlt“, sagt DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. "Wenn wir die Armut an ihrer Wurzel bekämpfen wollen, müssen wir Frauen helfen, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. Deshalb sind höhere Investitionen in Aufklärung und Verhütung so wichtig."
Wenn also nun die Sieben-Milliarden-Grenze überschritten ist, gibt es keinen Grund zur Panikmache, ...
... aber zum Umdenken, Handeln – und Konsequenzen ziehen.
Und zwar im Großen wie im Kleinen, auf staatlicher wie auf persönlicher Ebene.
Denn jeder Einzelne kann sein Handeln beeinflussen und so auch seinen "ökologischen Fußabdruck".
Bewusster einkaufen, weniger wegwerfen, unnötigen Verkehr vermeiden, ...
... Stromverbrauch einschränken, ...
... ressourcenschonender leben.
Denn es wird enger auf der Erde und alle wollen mit. (Andrea Beu, mit dpa)