

Das ist ein Müther.
Das auch.
Auch ein Müther.
Und das. Futuristisch, auffallend und mit einer ganz eigenen Handschrift. Ulrich Müther war ...
... einer der bekanntesten Bauingenieure der DDR. Doch nicht nur ...
... im Osten Deutschlands stehen seine besonderen Bauten, sondern unter anderem auch in Libyen, Jordanien, Finnland und auf Kuba. Besonders ...
... viele Spuren hat er aber in der DDR und auf seiner Heimatinsel Rügen hinterlassen, wie etwa im Ostseebad Binz (Bild von 1988) ...
... durch den von ihm in den 1970er Jahren konstruierten und 1981 aufgestellten, futuristisch anmutenden Rettungsturm.
Müther wurde insbesondere durch Bauwerke bekannt, die in Schalenbauweise errichtet wurden, und darum auch "Meister des Schalenbetons" genannt. Bauten wie eben jener Rettungsturm in Binz, ...
... der "Teepott" in Rostock-Warnemünde (hier als Modell im Archiv der Hochschule Wismar) ...
... oder die "Ostseeperle" in Glowe auf Rügen.
Die "Wasserrettungsstation" in Binz wurde 2018 saniert und strahlt seitdem wieder.
Der weiße Rettungsturm der Binzer Strandwache war zuvor durch Feuchtigkeit und Schimmel stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Der Bau bekam unter anderem eine Lüftungsanlage sowie dünne Heizfolien an den Betonschalen, die für ein gutes Raumklima sorgen sollen.
Der Turm wird seit einigen Jahren als Standesamt-Außenstelle für Hochzeiten genutzt - Heiraten mit Ostseeblick.
Auch Müthers Hyparschale in Magdeburg im Stadtpark Rotehorn ist ein ikonisches Bauwerk der Moderne. Hyparschalen sind dünne Betonkonstruktionen, die große Spannweiten erlauben.
Die Magdeburger Hyparschale entstand 1969 und ist mit 48 mal 48 Metern der größte noch erhaltene Schalenbau Müthers. Er ist bereits ...
... seit 1998 denkmalgeschützt, stand aber mehr als 20 Jahre lang leer. 1997 wurde die frühere Mehrzweckhalle sogar wegen Einsturzgefahr geschlossen. Der Abriss drohte, konnte aber durch zwei Gutachten schließlich verhindert werden.
Im Dezember 2019 begannen dann endlich Sanierungsarbeiten. Die Stadt Magdeburg investierte nach eigenen Angaben knapp 25 Millionen Euro in den Umbau. Denn es wurde nicht nur saniert, es gab auch eine entscheidende Änderung: ...
... Die Architekten setzten eine neue Interpretation des ursprünglichen Bauwerks um.
Statt eines einzigen riesigen Raumes ...
... kann er jetzt durch ein Vorhangsystem in mehrere Räume unterteilt werden, für verschiedene parallele Veranstaltungen.
Nach einigen Verzögerungen wurde die Hyparschale in Magdeburg im Juli 2024 als Messe- und Veranstaltungshalle eröffnet, den Auftakt ...
... gab eine Ausstellung des Street-Art-Künstlers Banksy.
Auch die Neubrandenburger Stadthalle ist eine Hyparschale von Ulrich Müther, erbaut 1969.
Auch sie ist denkmalgeschützt, wurde drei Jahre lang saniert. Im September 2023 wurde sie, samt eines neuen Anbaus, ...
... wieder eröffnet. Die 42 mal 42 Meter große Halle in Neubrandenburg besteht aus vier miteinander kombinierten Beton-Hyparschalen. Sanierung und Anbau kosteten rund 10,4 Millionen Euro, ...
... davon 6,6 Millionen für den denkmalgeschützten Hallenteil. Die Stadthalle im Kulturpark am Tollensesee wird vor allem für Schul-und Vereinssport, ...
... aber auch für Messen und Festveranstaltungen genutzt.
Noch eine Hyparschale von Müther: die 1972 eröffnete Gaststätte "Panorama" in Schwerin. Das denkmalgeschützte Haus befindet sich in privater Hand. 2018 kaufte der Galerist Stephan Schrör es.
Über die Sanierung und Nutzung sind sich Besitzer und Stadt seit Längerem uneins; durch die Unstimmigkeiten herrscht vorerst Stillstand. Doch für die Landeshauptstadt Schwerin und ihre Denkmalschutzbehörde ...
... hat die Sanierung dieses Gebäudes eine "hohe Priorität, da die Hyparschalen-Bauten von Ulrich Müther national und international als herausragendes Beispiel der Architektur-Moderne in der DDR gelten", sagte die Sprecherin der Stadt, Michaela Christen, im September 2024.
Von allen Müther-Bauten am bekanntesten ist sicher der "Teepott" in Rostock-Warnemünde, neben dem alten Leuchtturm, am Beginn der Strandpromenade.
Der Rundbau ist das Wahrzeichen des Ortes und auf unzähligen Ansichtspostkarten und Erinnerungsfotos von Warnemünde-Urlaubern zu sehen.
Der markante DDR-Bau wurde 1968 fertiggestellt und steht ...
... wegen seiner besonderen Dachkonstruktion seit 1984 unter Denkmalschutz. Das Dach hat einen Durchmesser von 30 Metern, ...
... besteht aus drei hyperbolischen Paraboloidschalen und ist dadurch sehr standsicher.
Auch der "Teepott" wurde saniert und danach im Juli 2002 wiedereröffnet.
2018 wurde der Bau durch die Bundesingenieurkammer und die Ingenieurkammer Mecklenburg-Vorpommern als "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland" ausgezeichnet.
Die ehemalige Messehalle in Rostock-Schutow wurde 1966 errichtet und war laut Deutscher Stiftung Denkmalschutz das erste Großprojekt, bei dem Müther "und seine hyperbolische Paraboloidschale sich hervortun konnten und bereits sein vierter Hyperschalenbau".
2000 sollte sie "sogar abgerissen werden, die Genehmigung wurde erteilt, aber die Frist verpasst – was für ein Glück! Dann wurde sie unter Denkmalschutz gestellt." Heute wird die Halle als Autohaus genutzt.
Ungleich kleiner, aber auch ein Müther-Werk: eine Bushaltestelle auf der Insel Rügen, ...
... in der Gemeinde Buschvitz.
Das Wartehäuschen aus dem Jahr 1974 ...
... wird im Volksmund auch "Taucherhelm" genannt. Kein Wunder. Es entstand, nachdem ein Sturm 1973 viele Buswartehäuschen auf Rügen zerstört hatte.
Dieses von Müther, ein mit Spritzbeton verkleideter Schalenbau, ist windsicher und hat eine lange Lebensdauer, so die Gemeinde Buschvitz.
Noch eine Bushaltestelle von Müther, diesmal eine Hyparschale, im Ostseebad Binz auf der Insel Rügen. Sie entstand 1967 als Versuchsbau, ...
... als Modellschale zur Überprüfung der Berechnungen für die Mehrzweckhalle in Rostock-Lütten Klein (laut Müther-Archiv), und ...
... steht seit 1997 unter Denkmalschutz. In dem Jahr wurde der Bau auch saniert, ...
... zuvor vorhandene Glaswände wurden zurückgebaut.
Der Musikpavillon "Kurmuschel" in Sassnitz auf der Insel Rügen entstand 1988.
Die "Kurmuschel" war ziemlich in die Jahre gekommen ...
... und wurde mit Hilfe der Wüstenrot-Stiftung saniert.
Seit Mai 2018 ...
... erstrahlt sie in neuem Glanz, also der muschelartige Pavillon und die beiden Gebäude daneben sowie anschließende Pergolen.
Dieses "Inselparadies" ist eine ehemalige HO-Gastststätte (HO: Handelsorganisation der DDR), ...
... erbaut im Jahr 1966 (Bild von Mitte der 1970er), ...
... unter Denkmalschutz seit 1997. Es steht in Baabe auf der Insel Rügen und wurde für vier Millionen Euro aufwendig rekonstruiert, ...
... nachdem es vorher lange leer stand und verfiel.
Auch das sanierte Gebäude stand mangels Betreiber zunächst leer. Doch seit 2017 gibt es wieder Gastronomie darin.
Es ist als sogenannte Pilzschale ("Fuß" in der Mitte) konstruiert. Die große Fensterfront bietet den Gästen einen Panoramablick auf die Ostsee.
Auch die Hyparschale "Ostseeperle" steht, wie der Name schon verrät, an der Ostsee - in Glowe auf der Insel Rügen, direkt hinter der Düne.
Die angekippte Hyparschale des Daches ist nur sieben Zentimeter dick und 20 mal 20 Meter groß.
Der Bau mit der spektakulären Fensterfront zum Meer wurde 1968 errichtet und 2009 saniert.
Der Pavillon "Seerose" in Potsdam an der Neustädter Havelbucht stammt auch von Müther, wie unschwer zu erkennen ist.
Das organisch geschwungene Dach erinnert an eine Blattrosette. Erbaut wurde der Hyparschalenbau 1982/83, unter Denkmalschutz gestellt 2004, ...
... saniert 2013, allerdings eigenmächtig durch den Eigentümer und ohne Genehmigung. Daraufhin gab es Streit mit der Stadt Potsdam, vor allem in Fragen des Denkmalschutzes. Die "Märkische Allgemeine Zeitung" sprach 2015 sogar vom "Seerosen-Krieg in der Havelbucht".
Zwischenzeitlich stand die "Seerose" immer mal wieder leer. Seit einigen Jahren ...
... ist wieder ein Restaurant drin; auch eine hauseigene Bootsanlegestelle gibt es.
Ein anderes Schicksal ereilte leider das nicht minder spektakuläre "Ahornblatt" in Berlin, ...
... 1973 als Kantine und Restaurant gebaut, mit 880 Plätzen.
Es stand an der Gertraudenstraße auf der Fischerinsel in Berlin-Mitte ...
... und wurde im Sommer 2000 abgerissen - obwohl es unter Denkmalschutz stand.
Die Schalenkonstruktion des Daches aus fünf Paraboloidschalen, die fächerförmig angeordnet wurden, erinnerten an ein Ahornblatt und gaben dem Gebäude seinen Namen.
Gegen den Abriss gab es in den Neunzigerjahren viele Proteste, auch vonseiten der Berliner Architektenkammer und des Deutschen Werkbunds - vergebens. Das Gelände war verkauft, die Abrissgenehmigung erteilt.
Müther selbst gab am 21. Januar 2000 eine letzte Führung durch sein Bauwerk, am 19. Juli begann der Abriss des "Ahornblatts".
Laut Matthias Ludwig, Leiter des Müther-Archivs, ist der Großteil der Müther-Bauwerke bis heute aber erhalten geblieben. "Wir haben ...
... den Verlust von 24 Bauten, was in Anbetracht von 74 erhaltenen Bauten nicht so viel ist", sagte er im Juli 2024 dem NDR. Zwar seien auch denkmalgeschützte Gebäude abgerissen worden, doch ohne Denkmalschutz gäbe es wahrscheinlich einen weit größeren Verlust.
Die Kuppel des Zeiss-Planetariums Wolfsburg entwarf und baute Müther Anfang der 1980er Jahre - der Bau war Teil eines Kompensationsgeschäfts ...
... zwischen beiden deutschen Staaten. Dafür bekam die DDR Ende der 1970er 10.000 VW Golf aus der westdeutschen Autostadt.
Die Kuppel hat einen Durchmesser von 15 Metern. Müther nutzte wieder die Betonschalen-Bauweise; ein Stabnetzwerk dient als Bewehrung. Die Kuppel ist mit blau emaillierten Blechen verkleidet.
Auch beim Zeiss-Großplanetarium im Ost-Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg wirkte Müther mit. Es wurde am 9. Oktober 1987 ...
... nach nur zweijähriger Bauzeit als eins der größten und modernsten Sternentheater in Europa im neuen Wohngebiet Thälmann-Park ...
... auf den Flächen eines einstigen Industriegebiets eröffnet, anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums Berlins. Das Planetarium war eins der letzten Repräsentationsbauten der DDR.
Mit seinem Außen-Kuppeldurchmesser von 30 Metern (innen 23 Meter) gehört das Zeiss-Großplanetarium zu den größten Planetarien in Deutschland.
Im Januar 2025 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Die Kuppel sei ein technisches Meisterwerk des Ingenieurs Ulrich Müther, ...
... hieß es zur Begründung vom Landesdenkmalamt Berlin. Sie präge den Innenraum des Hauses ebenso wie den Baukörper und den Park rund um das Gebäude.
Sogar bei der Umbauung des Fußes des Berliner Fernsehturms hatte Müther seine Hand im Spiel - ...
... allerdings hier nur bei der Bau-Ausführung 1971. Aber die Form: passt, sieht nach Müther aus.
2015 wurde Ulrich Müther, der 1934 in Binz geboren wurde und 2007 dort starb, von seinem Heimatort besonders geehrt: ...
... Ein zuvor namenloser Platz an der Strandpromenade wurde zum "Ulrich-Müther-Platz". (abe)