25. Februar 1947: Als Preußen endgültig verschwand
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Den Berlinern war es damals vermutlich herzlich egal. Während sie nach Brot anstanden, erließen die Alliierten in der alten Reichshauptstadt ein Gesetz, mit dem der Staat Preußen offiziell aus der Geschichte verabschiedet wurde.Bild 1 von 38 | Foto: HENRY BURROUGHS/AP/dapd
Das Ende war weitaus weniger prunkvoll als das alte Preußen: "Der Staat Preußen, seine Zentralregierung und alle nachgeordneten Behörden werden hiermit aufgelöst", hieß es schlicht in Artikel I des Kontrollratsgesetzes Nr. 46 vom 25. Februar 1947.Bild 2 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa
Doch Preußen war längst tot. Das wussten auch die Alliierten. "Der Staat Preußen (...) hat in Wirklichkeit zu bestehen aufgehört", schrieben sie in die Präambel des Gesetzes.Bild 3 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
Preußen war spätestens mit Gründung der deutschen Länder nach dem Krieg gestorben. Die ersten Länder entstanden in der Sowjetischen Besatzungszone, im Juli 1945. Eine Besonderheit waren dabei Brandenburg und Sachsen-Anhalt.Bild 4 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
In den westlichen Besatzungszonen wurde erst 1946 mit der Gründung von Ländern begonnen. Im Westen erstreckte sich Preußen vor allem in der britischen Zone. Die britische Militärregierung erließ am 23. August 1946 eine Verordnung, ...Bild 5 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
... mit der die Länder Niedersachsen (im Bild Hinrich Wilhelm Kopf, der erste Ministerpräsident Niedersachsens), Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gebildet wurden.Bild 6 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa
War Preußen da nicht auch da schon längst tot? Durch die Abtrennung der deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie waren schon 1945 große Teile des alten Preußen verloren gegangen.Bild 7 von 38 | Foto: /AP/dapd
Wie dem auch sei: Das Kontrollratsgesetz vom 25. Februar 1947 war lediglich aus formalen Gründen notwendig. Es war jedoch auch eine Gelegenheit für die Alliierten, darzulegen, was sie von Preußen hielten.Bild 8 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
Preußen, so schrieben sie in ihr Gesetz, war "seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland".Bild 9 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
Das saß. In Deutschland hatte man ein völlig anderes Preußen-Bild. Preußen stand für das "glorreiche" Deutschland, für militärische Erfolge, politische Stabilität den fürsorglichen "Vater Staat".Bild 10 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb
"Preußen war kein deutsches Land wie jedes andere, auf einer Stufe mit Baden, Württemberg, Bayern oder Sachsen", so der Historiker Christopher Clark. "Preußen war der Grund, warum Deutschland den Pfad des Friedens und der politischen Moderne verlassen hatte." (Das Bild zeigt Georg Friedrich von Preußen beim Schmökern.)Bild 11 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa
"Das Herz Deutschlands schlägt in Preußen", hatte Winston Churchill im September 1943 im britischen Unterhaus verkündet. "Hier liegt der Ursprung jener Krankheit, die stets neu ausbricht." Churchill lag mit seiner Analyse nicht völlig daneben. Für die Alliierten, aber auch für Demokraten und Liberale in Deutschland, war Preußen ein hervorragendes Feindbild.Bild 12 von 38 | Foto: AP/AP/dapd
1947 war Preußen 246 Jahre alt. Das Königreich entstand aus dem alten Kurfürstentum Brandenburg. Am 18. Januar 1701 krönte Kurfürst Friedrich III. sich selbst zum "König in Preußen" (als solcher heißt er Friedrich I.).Bild 13 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa
Unter dem "Soldatenkönig" wurde Preußen ein Militärstaat - das Heer wuchs auf eine Größe von 83.000 Mann. Damit war die preußische Armee fast so groß wie die von Österreich und Russland - Länder, die deutlich mehr Einwohner hatten.Bild 14 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Mit seiner Vorliebe für die "Langen Kerls" war Friedrich Wilhelm ein Militarist reinsten Wassers. Aber in Preußen ist selten etwas so eindeutig wie es scheint: Der König war nur an einem Krieg beteiligt (nämlich am Großen Nordischen).Bild 15 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
Mehr noch als sein strenger Vater verkörpert Friedrich II. Preußen. Als Prinz war er ein Schöngeist, als König ein aufgeklärter, aber auch äußerst kriegerischer Herrscher.Bild 16 von 38 | Foto: dapd
Eine seiner ersten Amtshandlungen war 1740 der Einmarsch in Schlesien.Bild 17 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Erst jetzt gehörte das ehemalige Herzogtum Preußen vollständig zu Brandenburg-Preußen, erst jetzt konnte Friedrich sich König "von" Preußen nennen.Bild 18 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Friedrich war Aufklärer und Despot in einem. Häufig wird sein Satz zitiert, jeder solle "nach seiner Façon selig werden". Das galt jedoch nicht für jeden. Seine Soldaten etwa wollte Friedrich "durch härteste Gewalt an die Fahne" binden.Bild 19 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Sein Sohn Friedrich Wilhelm III. galt als fast schon "bürgerlicher" König. Im Gegensatz zu seinem Vater hatte er keine Affären, sondern führte eine harmonische Ehe mit Königin Luise.Bild 20 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Napoleon antwortete mit einer Kriegserklärung. Bei Jena und Auerstedt wurden die Preußen vernichtend geschlagen. Vergeblich bat Luise bei Napoleon um Milde. Preußen verlor seine Gebiete westlich der Elbe und den größten Teil seiner polnischen Länder.Bild 21 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Doch die Niederlage gegen Napoleon brachte Preußen auch einen Modernisierungsschub: In den Stein-Hardenbergschen Reformen wurde unter anderem das Bildungswesen reformiert und die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben.Bild 22 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa
Nach einer Reihe von Schlaganfällen übergab Friedrich Wilhelm IV. die Regierungsgeschäfte 1858 an seinen 1797 geborenen Bruder. Wilhelm (Bild) wurde der erste Kaiser des Deutschen Reiches.Bild 23 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
Begeistert war er davon nicht; Wilhelm war lieber Preuße als Deutscher. Die Reichseinigung war denn auch nicht sein Werk, sondern Folge der Politik seines Ministerpräsidenten Otto von Bismarck (Bild).Bild 24 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
Die Reichsgründung lief typisch preußisch ab: Nach dem Sieg über Frankreich 1871 wurde Wilhelm in Versailles, dem alten Sitz der französischen Könige, zum Kaiser proklamiert. Als Kaiser war er jedoch vor allem ein Symbol: ...Bild 25 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
... die Politik machte sein Kanzler Bismarck.Bild 26 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa
... doch er starb nach 99 Tagen im Amt. Sein Sohn Wilhelm II. bestieg den Thron im Alter von 29 Jahren. Über Wilhelms Psyche ist viel geschrieben worden: Er hatte einen verkrüppelten Arm, eine unglückliche Kindheit und ein verkorkstes Verhältnis zur Mutter.Bild 27 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Der junge Kaiser entließ Bismarck. Innenpolitisch setzte er auf einen Kurs der Versöhnung mit Katholiken und Arbeitern, die Bismarck als "Reichsfeinde" bekämpft hatte. Außenpolitisch beendete er Bismarcks Koalitionspolitik gegen Frankreich ...Bild 28 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
... rüstete die Marine auf und forderte einen "Platz an der Sonne" für Deutschland (also Kolonien). Das Deutsche Reich geriet zunehmend in die Isolation, Wilhelm selbst verlor gegenüber dem Reichskanzler, der Heeres- und Marineleitung an Macht. (Wilhelm II. war übrigens Hobbymaler; am liebsten malte er Kriegsschiffe. Dieses Bild ist von 1884.)Bild 29 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb
Das Ende des Ersten Weltkriegs beendete auch die Monarchie in Deutschland - und die Herrschaft der Hohenzollern. Am 9. November 1918 rief der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik aus.Bild 30 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
Wilhelm ging ins Exil in die Niederlande und dankte ab.Bild 31 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa
Die Regierung Braun wurde im "Preußenschlag" von 1932 von Reichskanzler Franz von Papen für abgesetzt erklärt und durch einen Reichskommissar ersetzt. Bei den vorangegangenen Wahlen in Preußen war die NSDAP mit 36,3 Prozent stärkste Fraktion geworden.Bild 32 von 38 | Foto: AP/AP/dapd
Für die Nazis war Preußen nur von propagandistischer Bedeutung, der Freistaat spielte keine Rolle mehr. Am 21. März 1933 inszenierten sie den "Tag von Potsdam": ...Bild 33 von 38 | Foto: STR/AP/dapd
... Der neu gewählte Reichstag trat in der Potsdamer Garnisonkirche zusammen, der Grabstätte der preußischen Könige. Als Bindeglied zwischen Hitler und dem alten Preußen diente Reichspräsident Hindenburg.Bild 34 von 38 | Foto: picture-alliance/ dpa
Eine Propagandapostkarte von 1933 zeigte die Köpfe von Friedrich II., Bismarck, Hindenburg und Hitler. "Was der König eroberte, der Fürst formte, der Feldmarschall verteidigte, rettete und einigte der Soldat."Bild 35 von 38 | Foto: /AP/dapd
Dieses von den Nazis instrumentalisierte Preußen war es, das die Alliierten 14 Jahre später auflösten.Bild 36 von 38 | Foto: Henry Griffin/AP/dapd
"Die Wahrheit ist, dass Preußen ein europäischer Staat war, lange bevor es ein deutscher wurde", schreibt der Historiker Clark. "Deutschland war nicht die Erfüllung Preußens, sondern sein Verderben."Bild 37 von 38 | Foto: picture alliance / dpa
Nach der Wiedervereinigung gab es Vorschläge, Preußen wiederzubeleben, ein vereintes Bundesland aus Berlin und Brandenburg "Preußen" zu nennen. Durchsetzen konnten sich solche Pläne nicht. Preußen bleibt Geschichte. (Text: Hubertus Volmer)Bild 38 von 38 | Foto: picture-alliance / dpa