

Nach Theodor Blank (stehend, im Radio-Interview mit Ludwig Erhard), dem ersten Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland, kam der erste prägende Kopf in das Amt:
Franz Josef Strauß war von 1956 bis 1962 Verteidigungsminister. Unter anderem die Neigung des CSU-Politikers zur Konfrontation, ...
... aber auch etliche Affären ließen ihn zu einer der schillerndsten und umstrittensten Politpersönlichkeiten der jungen Republik werden.
In seiner Amtszeit als Verteidigungsminister trieb er den Ausbau der Bundeswehr voran.
Hier 1956 bei dem Besuch einer Flugzeugfabrik des Flugzeug-Herstellers Lockheed in den USA (derselbe, der bald den Tornado-Nachfolger F-35 für die Bundeswehr bauen soll).
Strauß verlor sein Amt 1962 durch die "Spiegel"-Affäre. Das Magazin hatte unter dem Titel "Bedingt abwehrbereit" einen kritischen Artikel zur Bundeswehr veröffentlicht.
Es sorgte für heftigen Protest, als daraufhin die Redaktionsräume durchsucht wurden und unter anderem Chefredakteur Rudolf Augstein wegen "Landesverrats" verhaftet wurde.
Die Anschuldigungen erwiesen sich als haltlos, die staatliche Willkür führte zur ersten größeren innenpolitischen Krise der Bundesrepublik.
Dem Verteidigungsminister wurde in diesem Zusammenhang eine falsche Unterrichtung des Bundestags vorgeworfen. 1962 trat Strauß zurück, bekleidete aber später noch andere Ministerposten und war bayerischer Ministerpräsident.
1963 wurde der CDU-Politiker Kai-Uwe von Hassel im Amt vereidigt.
In seine Amtszeit fiel die Ausrüstung der Bundeswehr mit neuen Waffensystemen.
Von Hassels Ansehen wurde durch den "Starfighter"-Skandal schwer beschädigt. Das ebenfalls von Lockheed aus den USA importierte Kampfflugzeug ...
... hatte viele Abstürze zu verzeichnen.
Dieses Unglück im März 1966 war der 32. Absturz innerhalb von 15 Monaten. 18 Piloten waren in dieser Zeit ums Leben gekommen.
1966 wurde von Hassel ins Amt des Vertriebenenministers abgeschoben.
Von 1966 bis 1969 war der CDU-Mann Gerhard Schröder Verteidigungsminister.
Mit dem Ende der schwarz-roten Koalition 1969 kam Helmut Schmidt ins Amt des Verteidigungsministers. Er blieb dort bis 1972.
Auf Schmidt folgte sein SPD-Kollege Georg Leber (links liegend). Er wurde 1978 ...
... von seinem SPD-Parteifreund Hans Apel abgelöst.
Als 1982 die schwarz-gelbe Koalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl die Regierung übernahm, kam für die Jahre bis 1988 Reserveoffizier Manfred Wörner ins Amt.
Ihm folgte Rupert Scholz, allerdings nur für elf Monate. Er ist damit der Ressortchef mit der kürzesten Amtszeit.
Diese stand unter dem Eindruck der Katastrophe bei der Flugschau von Ramstein im Sommer 1988. Drei Maschinen einer italienischen Kunstflugstaffel stießen in der Luft zusammen.
Eins der Flugzeuge schlug in unmittelbarer Nähe der Zuschauer auf.
70 Menschen kamen ums Leben.
Das Unglück stieß eine Debatte über Tiefflugverbote an.
In dieser wurde Scholz Führungsschwäche vorgeworfen. Bei einer Kabinettsumbildung im Jahr darauf wurde er nicht wieder berücksichtigt.
CDU-Politiker Gerhard Stoltenberg folgte im Jahr 1989 an die Spitze des Ministeriums.
Hier im Gespräch mit der damaligen CDU-Bundesministerin für Umwelt und Reaktorsicherheit, Angela Merkel.
Von 1992 bis 1998 war Volker Rühe, ebenfalls CDU-Mann, Bundesminister der Verteidigung.
Mit dem Start der ersten rot-grünen Koalition unter Bundeskanzler Gerhard Schröder übernahm der frühere SPD-Chef Rudolf Scharping das Amt.
Er verantwortete mehrere Auslandseinsätze der Bundeswehr - etwa im Kosovo-Konflikt 1999 und in Afghanistan ab 2001.
Während des Kosovo-Einsatzes geriet Scharping stark in die öffentliche Kritik, ...
... als er begann, die Beziehung zu seiner neuen Freundin Christina Gräfin Pilati öffentlich zu machen.
Dass Scharping sich verliebt im Pool auf Mallorca ablichten ließ, während Teile der Truppe an Aufgaben wie der Entwaffnung albanischer Rebellen beteiligt waren, ...
... erschien vielen Deutschen nicht nur lächerlich, sondern auch unpassend. Aus der Opposition wurde der Rücktritt gefordert, doch noch war es nicht so weit.
Weitere Affären, wie etwa die Annahme von Honoraren von einem Unternehmensberater, kosteten Scharping ein Jahr später dann aber doch noch das Amt. Auf Druck von Kanzler Gerhard Schröder trat er zurück, sein Amt übernahm Peter Struck.
"Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt." Mit diesem Satz prägte Peter Struck seine Amtszeit.
Er sorgte dafür, dass die Bundeswehr neue verteidigungspolitische Richtlinien erhielt. Die herkömmliche Landesverteidigung könne nicht mehr vorrangig die Strukturen und Fähigkeiten der Bundeswehr bestimmen, argumentierte Struck. Denn eine Gefährdung Deutschlands durch einen Angriff mit konventionellen Truppen sei auf absehbare Zeit nicht gegeben.
Im Ergebnis rückten die internationale Konfliktverhütung, Krisenbewältigung und der Kampf gegen internationalen Terrorismus, an die erste Stelle des Aufgabenspektrums der Bundeswehr.
Aus einer Verteidigungsarmee wurde unter Struck eine Einsatzarmee.
2005 übernahm Angela Merkel das Kanzleramt und machte den CDU-Politiker Franz-Josef Jung zum Verteidigungsminister.
Der Einsatz der Bundeswehr beim ISAF (International Security Assistance Force) in Afghanistan prägte auch seine Amtszeit.
Die Truppe sollte den Wiederaufbau nach dem langen Bürgerkrieg und dem Sturz der Taliban absichern.
55 Bundeswehrsoldaten verloren in den 13 Jahren am Hindukusch ihr Leben.
Einige davon auch während Jungs Amtszeit.
2009 forderte ein deutscher Oberst einen Luftangriff auf zwei von Taliban entführte Tanklastwagen an. Dabei starben 142 Menschen, darunter auch Zivilisten.
Brisante Berichte über den Angriff und Fehler im Vorfeld des Bombardements wurden zurückgehalten.
Jung wurde vorgeworfen, an der Vertuschung von Fehlern beteiligt gewesen zu sein. Auch die Berichte über zivile Opfer soll er zurückgehalten haben.
Heraus kam das jedoch erst, nachdem Jung seinen Posten schon an Karl-Theodor zu Guttenberg abgegeben hatte. Jung war inzwischen Arbeitsminister und trat von diesem Amt wegen der Vertuschungsvorwürfe zurück.
Der CSU-Politiker Guttenberg kam in der Truppe und in der Öffentlichkeit zunächst gut an. Jedoch machte er es sich zum Hauptziel, die Bundeswehr zu verkleinern, ...
... und verfolgte diese Pläne mit einiger Forschheit. Im Ministerium machte er sich damit manchen zum Gegner. Inzwischen weiß man, dass die Strategie ein Fehler war.
Guttenbergs glamouröse Selbstinszenierung traf in Deutschland einen Nerv. Für gewisse Zeit avancierte er zum Publikumsliebling.
Doch Guttenbergs Absturz war unabwendbar, als bekannt wurde, ...
... dass er für seine Doktorarbeit bei anderen wissenschaftlichen Werken abgeschrieben hatte.
Etwa in der Diplomarbeit von Sonja Volkmann-Schluck, die eigene Passagen Wort für Wort abgeschrieben in Guttenbergs Doktorarbeit wiederentdeckte.
2011 blieb nur noch der Rücktritt.
Auftritt Thomas de Maizière: Der CDU-Politiker wechselte 2011 vom Innen- ins Verteidigungsressort.
Auch er zog sich dort Blessuren zu.
De Maizière musste die Entwicklung der Drohne "Euro Hawk" wegen fehlender Zulassung für den deutschen Luftraum stoppen lassen.
Bis dahin hatte Deutschland allerdings bereits 500 Millionen Euro in das Projekt investiert.
Das Ministerium verschwieg dem Parlament die Ausmaße der Probleme monatelang. De Maizière musste vor einem Untersuchungsausschuss zur Eurohawk-Affäre aussagen.
De Maizière wechselte 2013 zurück ins Innenressort, das Amt übernahm Ursula von der Leyen - die erste Frau an der Spitze des Verteidigunsministeriums.
Auch sie landete vor einem Untersuchungsausschuss, allerdings erst nach ihrer Amtszeit.
Von der Leyen war als Arbeitsministerin erfolgreich gewesen. Um die verkrusteten Strukturen in der Bundeswehr aufzubrechen, hatte sie sich als Staatssekretärin eine Unternehmensberaterin von McKinsey ins Team geholt.
Zusätzlich dazu schloss sie teure Verträge mit externen Beratern ab. Das Vergaberecht wurde dabei mehrfach missachtet, wie der Bundesrechnungshof feststellte.
Guttenbergs Sparkurs kehrte von der Leyen wieder um und investierte deutlich mehr in Ausrüstung. In ihrer Amtszeit wuchs der Bundeswehretat um ein Drittel.
Als 2017 gegen mehrere Soldaten wegen Terrorverdacht ermittelt wurde, attestierte von der Leyen der Bundeswehr ein "Haltungsproblem". Diese Verallgemeinerung wurde ihr von vielen übelgenommen.
Ende 2019 wechselte sie nach Brüssel und wurde Präsidentin der Europäischen Kommission.
Es übernahm AKK: Annegret Kramp-Karrenbauer, die als CDU-Vorsitzende eher glücklos agiert und mehrfach versichert hatte, sie wolle sich ausschließlich auf die CDU-Spitze konzentrieren.
Die Kehrtwende in dieser Position brachte ihr den Vorwurf ein, mit dem Ministerinnen-Job ihre politische Karriere absichern zu wollen.
Bei den Soldaten kam die nahbare AKK jedoch mehrheitlich gut an.
Mit Vehemenz setzte sie sich gegen den Widerstand vieler Haushaltspolitiker für einen höheren Etat ein. Sie forderte unter anderem, Deutschland müsse in der Bekämpfung internationaler Krisen aktiver werden.
Mit dem Ende der Großen Koalition endete auch AKKs Amtszeit im Ministerium.
Mit dem Start der Ampelkoalition übernahm Christine Lambrecht, ehemals Chefin des Justizressorts, die Führung im Bendlerblock.
Ihre Führung wurde von vielen Experten als zu zaghaft kritisiert, vor allem angesichts der Dimension der Herausforderungen, die durch den Ukraine-Krieg entstanden waren.
Dass der Wehretat eingefroren wurde, nahm sie ohne lauten Protest hin.
Auch der dringend notwendige Umbau der Bundeswehr-Strukturen ging nach Meinung ihrer Kritiker zu schleppend vorwärts.
Unglückliches Agieren in der Öffentlichkeit schadete ihrem Ruf zusätzlich. Zuletzt wurden sogar ihre Rücktrittspläne durchgestochen. Am 16. Januar 2023 verabschiedete sie sich nur noch schriftlich aus dem Amt.
To be continued - am 19. Januar mit Boris Pistorius. (fni)